111 Bäume wechseln den Besitzer

Göttelborn. Es hat in der Nacht geschneit. Wie Puderzucker liegt die weiße Pracht auf den Bäumen - ein malerisches Bild. Mitten im Wald hinter dem Friedhof in Göttelborn steht ein Bauwagen. Qualm steigt auf. In dem Wagen sitzt Revierförster Martin Haupenthal. Er legt Holz in den kleinen Ofen nach. Draußen dampfen Kessel mit heißem Glühwein und Kinderpunsch

Göttelborn. Es hat in der Nacht geschneit. Wie Puderzucker liegt die weiße Pracht auf den Bäumen - ein malerisches Bild. Mitten im Wald hinter dem Friedhof in Göttelborn steht ein Bauwagen. Qualm steigt auf. In dem Wagen sitzt Revierförster Martin Haupenthal.Er legt Holz in den kleinen Ofen nach. Draußen dampfen Kessel mit heißem Glühwein und Kinderpunsch. Um die Getränke kümmert sich Haupenthals 19-jähriger Sohn Micha. Und wer Hunger hat, für den gibt's auch noch eine frische Brezel. Menschen stehen zusammen, lachen, sind bestens gelaunt. Fast alle haben eine Handsäge oder einen Fuchsschwanz dabei. Wer die vergessen hat, dem hilft Forstwirtschaftsmeister Thomas Folkers. Ruck, zuck hat er den Wunschbaum mit der Motorsäge gefällt. Und zum besseren Transport macht Folkers auch noch ein Netz um den Baum.

Haupenthal hat zum Weihnachtbaumschlagen eingeladen. Unter der Hochspannungsleitung, die vom Kraftwerk Weiher in Quierschied nach Uchtelfangen führt, hat Haupenthal vor Jahren eine Weihnachtsbaum-Kultur mit Fichten und Blaufichten angelegt. Etwa 500 Bäume stehen dort. Joachim Zapp aus Quierschied schleppt zwei Bäume zu seinem Auto auf dem Parkplatz am Friedhof. "Einer ist für meine Mutter", sagt Zapp. Schon seit Jahren hole er seine Weihnachtsbäume bei den Aktionen des Forstes, erzählt der Quierschieder. "Wir machen daraus normalerweise ein Erlebnis, gehen mit mehreren Familien. Doch diesmal musste meine Frau arbeiten. Da bin ich alleine gegangen" sagt er.

Jochen Jung aus Baumholder wuchtet eine knapp 2,50 Meter hohe Fichte in den Kofferraum seines Autos. "Ich wohne bei meiner Lebensgefährtin in Winterbach und habe in der SZ von der Aktion gelesen", berichtet er. Den Baum ausgesucht hat Sohnemann Jano. Und wann wird der Baum geschmückt? "Wenn wir nach Hause kommen, wird er gleich aufgestellt, dann schmücken wir ihn gemeinsam", erklärt Jung. Martin Lillich ist aus Saarbrücken gekommen. "Ich suche eine Blaufichte, etwa zwei Meter hoch", erklärt er. Und warum will er hier seinen Weihnachtsbaum kaufen? "Das sind saubere Bäume. Die kann ich guten Gewissens aufstellen. Die haben keine weite Anreise hinter sich, sind frisch. Und sie haben einen guten ökologischen Fußabdruck."

Aus Sulzbach hat sich Familie Bungert zur Weihnachtsbaum-Kultur von Haupenthal aufgemacht. Während Papa Mike den Baum für den Opa schon gefunden hat, streift Mama Beate mit Sohnemann Nils auf dem Arm durch die Kultur auf der Suche nach einer drei Meter hohen Blaufichte. Der Zweieinhalbjährige hat ganz rote Wangen. Es macht ihm sichtlich Spaß. Seine Augen strahlen. Nach vier Stunden macht Martin Haupenthal den Bauwagen zu. "Genau 111 Bäume habe ich verkauft", zieht er Bilanz: "Ich bin sehr zufrieden."

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