100 Risse durchziehen die Kirche

Göttelborn. Die Orgel auf der Empore ist abgedeckt. Mit einem roten Band sind die letzten Bankreihen abgesperrt. In den Seitenwänden sind Risse freigelegt. Ein Mann ist dabei, die Bilder des Kreuzweges und die darüber angebrachten Kerzenhalter abzumontieren. Ein Bohrhammer dröhnt. Keine Spur von himmlischer Ruhe. Die Handwerker sind in der katholischen Pfarrkirche St

 Die katholische Pfarrkirche St. Josef in Göttelborn wurde in den Jahren 1934/35 erbaut. Fotos: Iris Maurer

Die katholische Pfarrkirche St. Josef in Göttelborn wurde in den Jahren 1934/35 erbaut. Fotos: Iris Maurer

 Christel Baumhardt, Werner Haupenthal, Ernst Dörr und Pfarrer Markus Wirth (von links) bei der Arbeit in der Göttelborner Kirche.

Christel Baumhardt, Werner Haupenthal, Ernst Dörr und Pfarrer Markus Wirth (von links) bei der Arbeit in der Göttelborner Kirche.

Göttelborn. Die Orgel auf der Empore ist abgedeckt. Mit einem roten Band sind die letzten Bankreihen abgesperrt. In den Seitenwänden sind Risse freigelegt. Ein Mann ist dabei, die Bilder des Kreuzweges und die darüber angebrachten Kerzenhalter abzumontieren. Ein Bohrhammer dröhnt. Keine Spur von himmlischer Ruhe. Die Handwerker sind in der katholischen Pfarrkirche St. Josef in Göttelborn. Gottes gute Stube wird saniert. "Die Kirche wird innen komplett gestrichen" erklärt Pastor Markus Wirth. Und wie häufig bei solchen Aktionen, würden diese Arbeiten von ehrenamtlichen Helfern aus der Pfarrei erledigt, freut sich der Seelsorger. Ansonsten könnte sich die Gemeinde ein solches Projekt nicht leisten, stellt Wirth klar und betont: "Wir kalkulieren mit Kosten von rund 40 000 Euro." Würden diese Arbeiten von einer Firma erledigt, käme schnell die doppelte Summe raus. Bevor jedoch gestrichen werde, würden zuerst alle Elektroleitungen erneuert. Und: Die Risse in den Wänden müssen freigelegt, verpresst, grundiert und gestrichen werden. Mehr als 100 dieser Risse durchziehen das Kircheninnere vom Boden bis zur Decke. "Bei 100 habe ich aufgehört zu zählen", sagt Ernst Dörr. Ein Gutachter der RAG habe sich die Risse angeschaut und festgestellt, dass es sich nicht um Grubenschäden handelt, berichtet Dörr. Kosten: 40 000 EuroMit Werner Haupenthal und Heinrich Noll sowie einigen Frauen ist er zurzeit jeden Tag in der Kirche am arbeiten. Den größten Teil der 40 000 Euro muss die Kirchengemeinde selbst aufbringen. Einen Zuschuss vom Bistum gibt es nur für die Beseitigung der Risse, nicht für den Anstrich. Über die Höhe des Zuschusses kann Wirth noch nichts sagen. "Da müssen wir erst die Stundenabrechnung der ehrenamtlichen Helfer abwarten", erklärt er. Sie sei die Grundlage für die Berechnung. Wirth hofft, dass die Kirche rechtzeitig zu Ostern in neuem Glanz erstrahlt. Damit dieser Termin auch eingehalten werden kann, hat die Gemeinde alle Göttelborner Vereine und Verbände angeschrieben und um Mithilfe bei den Arbeiten gebeten. Spatenstich zur Pfarrkirche St. Josef war am 7. Oktober 1934. Am 4. Adventssonntag, dem 22. Dezember 1935, verließen die Katholiken ihre Notkirche und zogen in den prachtvollen Neubau ein. Am 7. Mai 1938 wurde die Kirche dann von Weihbischof Albert Maria Fuchs konsekriert. Viele Jahre waren die Gottesdienste im Saale Stenger. Als der Wirt nach dem Ersten Weltkrieg den Katholiken den Saal kündigte, half die Preußische Grubenverwaltung. Sie stellte den Katholiken die so genannte Russenbaracke in der heutigen Josefstraße zur Verfügung. Sie wurde renoviert und am 5. Januar 1919 als Betsaal eingesegnet. Als dann Göttelborn am 1. August 1928 eigenständige Pfarrei wurde, begannen die Gläubigen ihren Traum vom eigenen Gotteshaus zu verwirklichen.

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