Zwei Münzen auf toten Augen

Püttlingen · Am „Wasser des Grauens“ hat der Fährmann Charon das Sagen. Die griechische Mythologie um den Todesfluss Styx hat die Autorin Isabell Valentin aus Landsweiler zum Schreiben ihres ersten Kriminalroman „Der Fährmann“ animiert. Zu ihrer Premierenlesung in Püttlingen gab's Rekordbesuch.

 Die Autorin Isabell Valentin las in Püttlingen erstmals aus ihrem Debüt-Krimi.

Die Autorin Isabell Valentin las in Püttlingen erstmals aus ihrem Debüt-Krimi.

Foto: UBV

"Ist die so bekannt?" "Offensichtlich", flüstert eine. 50 Besucher, so viele waren es noch nie, drängen sich am Donnerstagabend in der Püttlinger Buchhandlung Balzert-Stein zur Lesung. "Eine Premiere, eine spannende dazu", kündigt Buchhändlerin Christina Barbian an. Die Frau, die Autorin, am Lesepult ist 37, jung, hübsch, freundlich, gewinnendes Lächeln. Aber dann! Ob kaputte Seele des Serienmörders, beschädigte Psyche des jungen Ermittlers Damian Johansson, Elend der Opfer - Isabell Valentin schildert ausgezeichnet die von ihr erdachten Charaktere.

"Ein einziger Tag kann alles verändern. Plötzlich findet man sich in der Hölle", heißt es. Schauplatz ist das Saarland, beispielsweise das etwas unübersichtliche Gelände zwischen Staatstheater und Uferpromenade der Saar. Hier inszeniert der Fährmann seinen ersten Mord an einem Alten. Dessen Leiche liegt in einem aufgemalten Fragezeichen. Eine geritzte römische Eins auf der Brust, zwei Münzen , die die Augen bedecken - hier kommt die antike Mythologie um den Todesfluss Styx ins Spiel, bei dessen Überfahrt die Toten den Fährmann Charon bezahlen mussten.

Isabell Valentin liest spannend und hört geschickt immer dann auf, wenn's kribbelig wird. Schließlich sollen ihre Zuhörer den ersten Fall des melancholisch-gebildeten Ermittlers Johansson selbst lesen.

Dicht gedrängt hören die Besucher im anregenden Ambiente der Püttlinger Buchhandlung aufmerksam zu, verputzen Weißbrot mit "Kässchmieer unn Schniddlauch aussem Garde" und haben viele, viele Fragen an die Autorin. Etwa: "Wie kommen Sie zu Ihrem Text?" Antwort: "Am Anfang steht eine Idee, ein Grundgerüst. Während des Schreibens entwickeln die Figuren dann meist ein Eigenleben." "Wie lange haben Sie an dem Buch geschrieben?" "Zwei Jahre, weil ich sehr viel recherchieren musste", sagt Valentin. Beispielsweise habe sie realen Ermittlern der Kripo ein "Loch in den Bauch" gefragt, im Bemühen um Authentizität. Mit diesem einmal erworbenen Hintergrundwissen plane sie nun, die berufliche und persönliche Entwicklung ihrer Hauptfigur Damian fortzuschreiben - in weiteren Krimis, deren Plot sie bereits im Kopf hat. Man darf gespannt sein.

isabellvalentin.de

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Zur Person Isabell Valentin lebt im Saarland, hat "einen Mann, zwei Katzen, drei Kinder und vier Berufe", nämlich Grafik-Designerin, Illustratorin und Dozentin. "Hauptberuflich bin ich Mama", fügt sie hinzu. Merkt man auch im Krimi, wenn der fürsorgliche Ermittler dem jungen Tatverdächtigen eine Decke anbietet, "damit du dir keinen Schnupfen holst". Wann kommt man bei so einem aktiven Leben zum Schreiben? "Man muss sich Freiräume nehmen, beispielsweise dann, wenn die Kinder ihren Oma-Tag haben." Valentin denkt sich "eigentlich seit meinem fünften Lebensjahr" Geschichten aus und ist seit Jahren in der Bouser Schreibwerkstatt aktiv. Ihr erstes Buch, "Der Fährmann", 300 Seiten, ist im Homburger Ulrich Burger Verlag (UBV) erschienen, kostet 11,90 Euro und ist im Buchhandel erhältlich. et

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