Völklingen/Püttlingen Zwei Brüder erforschen die Blumenwelt

Völklingen/Püttlingen · Wann blüht welche Blume? Darüber führen Johann und Michael eine Tabelle. Und gewinnen so bei „Jugend forscht“.

 Die Brüder Johann (links) und Michael Rosch haben Püttlinger Blumen untersucht und dabei Veränderungen im Klima festgestellt.

Die Brüder Johann (links) und Michael Rosch haben Püttlinger Blumen untersucht und dabei Veränderungen im Klima festgestellt.

Foto: BeckerBredel

Die wöchentliche „Blumenrunde“ zweier Püttlinger Schüler liefert inzwischen auch dem Deutschen Wetterdienst in Offenbach zuverlässige Klimadaten. Seit Jahren erforschen Johann und Michael Rosch die Blumenwelt ihrer Heimatgemeinde – und das so akribisch und langfristig, dass sie zuverlässige Daten und mehrere Wettbewerbe gewonnen haben. Mit ihren Erkenntnissen wurden sie im Fachbereich Geo- und Raumwissenschaften in diesem Jahr erneut Landessieger im Wettbewerb „Jugend forscht“.

Die beiden Schüler des Völklinger Albert-Einstein-Gymnasiums haben zwei feste „Blumenrunden“. Von der Ortsmitte in Püttlingen gehen sie im wöchentlichen Wechsel eine Schleife bis nach Köllerbach oder entgegengesetzt bis zum Völklinger Wildpark und achten auf Blüten. Sie bestimmen die Pflanzen und tragen in Tabellen ein, was wann blüht. Aus diesen Daten lassen sich Klimawerte ablesen, denn die Blumen sind Indikatoren für Wetterverhältnisse. „2018, 2019 und 2020 begann der Vorfrühling in Püttlingen früher als im Bundesdurchschnitt, die Winter waren bei uns auch insgesamt kürzer als im Bundesschnitt und in der Sandgrube Schmeer beobachten wir eine inzwischen feste Population der Gottesanbeterin, die es sonst eher in Südeuropa gibt. Das alles sind Anzeichen einer Klimaerwärmung“, sagt der 14-jährige Johann. In Püttlingen sei es im Beobachtungszeitraum durchgehend ein bis drei Grad zu warm gewesen. An den Blumen könne man das ebenso ablesen, wie an den Temperatur- und Niederschlagsmessungen.

Bei ihren „Blumenrunden“ achten die beiden Naturbeobachter genauestens auf zig Blütenpflanzen, die akribisch in eine Tabelle eingetragen werden. „Wir haben Bücher, in denen steht, wann diese Blumen üblicherweise blühen. Wir haben von diesen Angaben erhebliche Abweichungen festgestellt“, erklärt Johann. Die zwei Meter hohe Tabelle mit zig Blühpflanzen ist dort gelb markiert, wo die tatsächlichen Feststellungen von den Literatur-Angaben abweichen. Die Tabellen sind in den Sommer- und Herbstmonaten oft rechts gelb markiert. Auf den ersten Blick blühen eine Vielzahl von Blumen länger als angegeben. „Auffällig ist der Wiesenlöwenzahn. Der soll nur bis Juli blühen. Wir fanden Blüten bis in den Dezember.“ Das gemeine Greiskraut blühe sogar ganzjährig und unterbreche die Blütezeit gar nicht mehr. Die gleiche Feststellung habe man beim Hirtentäschelkraut gemacht.

Johann, zum vierten Mal beim Wettbewerb dabei, und sein Bruder haben sich nun für den Bundeswettbewerb qualifiziert. Schulleiterin Doris Simon, die selbst Jury-Mitglied bei „Jugend forscht“ ist, freut sich über den Erfolg. Dank gebühre auch der Betreuungslehrerin Stefanie Heßler. Die Schule sei stolz, im Wettbewerb erfolgreiche Teilnehmer zu haben und habe dafür vom Regionalverband Saarbrücken sogar eine Förderung erhalten.

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