Museumsserie Zum Jubiläum wird es international

Köllerbach · Köllerbacher Uhrenmuseum ist 25 Jahre alt. Zum Jubiläum fertigt der britische Künstler Martin Riches im Museum ein Kunstwerk.

 Die Turmuhren gehören zu den ältesten Ausstellungsstücken des Museums. Die Bandbreite der Exponate bis hin zu modernen Zeitmessern macht die Sammlung deutschlandweit einzigartig.

Die Turmuhren gehören zu den ältesten Ausstellungsstücken des Museums. Die Bandbreite der Exponate bis hin zu modernen Zeitmessern macht die Sammlung deutschlandweit einzigartig.

Foto: Iris Maria Maurer

Der Brite Martin Riches ist ein international renommierter Künstler, der Objekte erschafft, die sich mechanisch bewegen und Klänge erzeugen. Diese interaktiven Installationen, kinetischen Objekte und Musikmaschinen, die entfernt an vereinfachte Uhrwerke erinnern können, wurden schon in vielen Ausstellungen gezeigt, so 2016 in der Stadtgalerie Saarbrücken. Es ist folglich eine große und gelungene Überraschung, dass seine Arbeiten demnächst im Saarländischen Uhrenmuseum in Köllerbach ausgestellt werden.

Das Museum befindet sich in einem alten Bauernhaus, das liebevoll renoviert ist: Es ist umgeben von einem hübschen, gepflegten Bauerngarten. Das Südwestdeutsche Quereinhaus wurde um das Jahr 1820 von der Familie Frantz erbaut. Die letzte Angehörige der Familie, Auguste Frantz, vermachte es gegen eine Leibrente der Stadt Püttlingen. „Nach ihrem Tod im Jahr 1988 wollte die Stadt Püttlingen ein Heimatmuseum in dem alten Bauernhaus errichten“, erzählt Ferdinand Mesarosch, Vorsitzender des Freundeskreises alter Uhrmacherkunst. „Da aber das Haus im Volksmund ,Uhrmachers Haus’ hieß und es persönliche Kontakte zum damaligen Bürgermeister gab, wurde es ein Uhrenmuseum.“

Die Angehörigen der Familie Frantz waren eigentlich Landwirte, sie betrieben aber nebenbei eine Uhrenwerkstatt. Eines der Exponate, auf die man im Museum daher auch besonders stolz ist, ist die Uhr, die im Jahr 1785 in der Werkstatt im Haus selbst von Pierre Frantz angefertigt wurde.

Der Freundeskreis alter Uhrmacherkunst um die Aktiven Ferdinand Mesarosch, Peter Jedanowski und Klaus Hoffmann betreibt das Uhrenmuseum seit dem Jahr 1992. Seit November vorigen Jahres feiert man daher dessen 25-jähriges Bestehen. In diesen Jahren hat sich das Museum permanent weiterentwickelt und kann auch mit immer neuen Exponaten glänzen. Die Uhren gehören überwiegend den 70 Mitgliedern des Freundeskreises. Sie sind im Museum als Leih- und Dauerleihgaben zu sehen, werden dementsprechend immer mal wieder ausgetauscht. Dazu kauft das Museum von Zeit zu Zeit Uhren, um Lücken in der Sammlung zu füllen.

Ziel ist, das ganze Spektrum der Zeitmessung im Museum darzustellen, von den Anfängen der Elementaruhren bis hin zu modernen Quarzuhren. „Wir sind, was die ungefähr 30 Uhrenmuseen in Deutschland betrifft, ziemlich weit vorne“, erklärt Ferdinand Mesarosch. „Denn die Geschichte der Zeitmessung in ihrer ganzen Breite wird nur hier gezeigt. Andere Museen sind eher Spezialmuseen.“

Die Präsentation der Uhren im Museum richtet sich daher auch nach dieser Vorgabe. Sie beginnt mit den Elementaruhren, Uhren, die mit Sonne, Wasser, Feuer, Öl oder Sand betrieben wurden. Chronologisch schließen sich die Pendulen an, viele aus dem 18. Jahrhundert.

Turmuhren werden im nächsten Raum gezeigt, die älteste stammt aus dem Jahr 1550. Wecker und Taschenuhren verfügen ebenfalls über eigene Räume.

Im letzten Zimmer des Museums ist dann eine Uhrmacherwerkstatt aufgebaut, und der Besucher steht staunend vor den unzähligen, winzig kleinen Teilchen, aus denen eine Uhr zusammengebaut wurde.

Mehr als 1000 Exponate werden im Museum gezeigt, weitere 1200 befinden sich in einem Archiv, und man versucht, die Präsentation zeitgemäß zu gestalten. „Wir haben ein elektronisches Informationssystem. Man kann über die Inventarnummern Informationen zu den Exponaten im Internet abrufen, wenn man denn im Köllertal Empfang hat“, erklärt der Vorsitzende seufzend.

Was der ehrenamtlich arbeitende Verein in dem Museum leistet, ist beeindruckend. Neben den Exponaten wird die Kunst des Uhrmachens immer wieder dargestellt. So kann man die Schubladen einer alten Kommode öffnen, um dann die filigranen Teile einer winzigen Frauenarmbanduhr zu bewundern, alles genau bezeichnet und beschriftet.

Neben der eigentlichen Präsentation des Museums wurde auch der Auftritt im Internet zeitgemäß aufgearbeitet; alle Exponate sind in einer Datenbank hinterlegt. Dazu kommen jede Menge Veranstaltungen, die man zusätzlich auf die Beine stellt. In der Region bekannt ist die Uhrenbörse, die jedes Jahr an einem Sonntag im November stattfindet. Daneben werden jährlich wechselnde Ausstellungen zu unterschiedlichen Themen organisiert, wie die 1920er-Jahre, Eisenuhren und ganz aktuell die Kunstausstellung „Clockwork“ von Martin Riches.

Mit der Ausstellung des britischen Künstlers Martin Riches ist dem Freundeskreis alter Uhrmacherkunst ein Coup gelungen. Denn der international renommierte Künstler, Jahrgang 1942, war bereits 2016 in der Stadtgalerie Saarbrücken zu Gast. Allein seither wurden seine mechanischen Kunstwerke in Tokio, Berlin oder Genf gezeigt. Martin Riches entwickelt aufwendig konstruierte Objekte und Musikmaschinen, die sich selbstständig bewegen oder die Klangsequenzen erzeugen können. „Es ist das erste Mal, dass wir eine Ausstellung zeigen, in der künstlerisch auf die Geschichte und Technik der Zeitmessung Bezug genommen wird“, erklärt Ferdinand Mesarosch.

Neben dem Uhrenmuseum sind auch der Regionalverband und die Stadtgalerie Saarbrücken Kooperationspartner der Ausstellung. Denn es war Andrea Jahn, Leiterin der Stadtgalerie Saarbrücken, die die Verbindung zum Künstler hergestellt hat.

„Wir haben uns die Ausstellung von Martin Riches in der Stadtgalerie angeschaut und waren begeistert. Da kam uns die Idee, ihn zu fragen, ob er nicht im Uhrenmuseum eine Sonderausstellung veranstalten würde“, sagt Mesarosch. Dazu wurde der Künstler zuerst eingeladen, sich im Uhrenmuseum umzuschauen. Und dann sagte Martin Riches zu.

14 Objekte sowie eine Videoinstallation werden vom 7. Juli bis zum 5. August im Uhrenmuseum gezeigt werden. „Das Besondere ist, dass der Künstler während der Ausstellung hier sein wird. Er wird während der Zeit ein Kunstwerk erschaffen, das unserer Sammlung zugefügt werden soll“, erklärt der Vorsitzende.

„Es soll ein Kunstobjekt mit einem sehr langsamen Pendel werden, das aus englischer Bauart stammt“, fügt er hinzu. Allerdings würde der Künstler während der Ausstellung auch seine übrigen Kunstwerke den Besuchern erläutern.

Und da man um die Besonderheit dieser Ausstellung im Uhrenmuseum weiß, wurde der Ausstellungsraum im ersten Stock renoviert. Den ehrenamtlichen Mitgliedern des Freundeskreises ist kein Aufwand zu groß für ihr Uhrenmuseum.

Serie Museen im Saarland: Die Saarbrücker Zeitung stellt in den nächsten Monaten jeweils wöchentlich ein saarländisches Museum vor.

Bereits erschienen: Interview mit Meinrad Maria Grewenig, Generaldirektor des Weltkulturerbes Völklinger Hütte und Präsident des Saarländischen Museumsverbandes (6. Juni), Roland Mönig und die Moderne Galerie des Saarlandmuseums (13. Juni). Ludwig Galerie Saarlouis (20. Juni). St. Wendeler Museum im Mia-Münster-Haus (27. Juni). Uhrenmuseum in Köllerbach (4. Juli).

Nächster Teil: Historisches Museum in Saarbrücken (11. Juli).

 Ferdinand Mesarosch, Vorsitzender des Freundeskreises alter Uhrmacherkunst, im Prunkuhrenraum des Museums.

Ferdinand Mesarosch, Vorsitzender des Freundeskreises alter Uhrmacherkunst, im Prunkuhrenraum des Museums.

Foto: Iris Maria Maurer
 Im Garten des Museums sind Sonnenuhren plaziert.

Im Garten des Museums sind Sonnenuhren plaziert.

Foto: Iris Maria Maurer
 Diese Uhr hat Pierre Frantz 1785 in Engelfangen gefertigt.

Diese Uhr hat Pierre Frantz 1785 in Engelfangen gefertigt.

Foto: Iris Maria Maurer
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