Internationaler Tag der Pflegenden Woran es in den Krankenhäusern krankt

Püttlingen · Zu viel Arbeit auf zu wenigen Schultern verteilt: Mitarbeiter des Knappschaftsklinikums machten auf ihre Sorgen aufmerksam.

 In vielen Krankenhäusern wird die Arbeitsüberlastung beklagt. Am Freitagmittag formulierten Mitarbeiter des Knappschaftsklinikums Saar ihre Wünsche für eine bessere Zukunft und hängten die beschriebenen Blätter an eine Leine vor dem Klinikeingang. Sophie Scherer, noch in der Ausbildung, war von ihrer Abteilung beauftragt worden, die Schilder zusammen mit der Betriebsratsvorsitzenden Maria Koch an die Leine zu hängen. Foto: cim

In vielen Krankenhäusern wird die Arbeitsüberlastung beklagt. Am Freitagmittag formulierten Mitarbeiter des Knappschaftsklinikums Saar ihre Wünsche für eine bessere Zukunft und hängten die beschriebenen Blätter an eine Leine vor dem Klinikeingang. Sophie Scherer, noch in der Ausbildung, war von ihrer Abteilung beauftragt worden, die Schilder zusammen mit der Betriebsratsvorsitzenden Maria Koch an die Leine zu hängen. Foto: cim

Foto: cim

Freitagmittag, vor dem Haupteingang des Knappschaftsklinikums Saar in Püttlingen: Zahlreiche handbeschriebene Papierblätter hängen an einer Wäscheleine, wehen im Wind. Auf einem steht: "Wegen Personalmangel . . . bin allein auf der Station, kann mein Schild nicht selbst aufhängen." Fast könne man ja über diese Aussage schmunzeln, so die Klinik-Betriebsratsvorsitzende Maria Koch, doch genau genommen sei die Botschaft dahinter zu ernst: "Die Kollegin aus der Psychosomatik hat mich angerufen und gesagt, sie wolle gern an der Aktion teilnehmen, doch vorbeikommen ist ihr nicht möglich, weil sie die Station nicht allein lassen kann", erzählt Maria Koch.

Die Aktion, zu der im Rahmen des Internationalen Tags der Pflegenden die Gewerkschaft Verdi aufgerufen hatte, steht unter dem Motto "Auf der Strecke geblieben". Ein Blick auf die vielen Botschaften zeigt: Viele Mitarbeiter aus allen Abteilungen im Knappschaftsklinikum scheinen nicht mehr weit davon entfernt zu sein.

"Wir haben hier einige Zettel vom Reinigungsdienst hängen - dort müssen die Frauen immer mehr Arbeit in der gleichen Zeit übernehmen. Selbst der Bettendienst kommt kaum noch nach, auch hier mangelt es an Personal", erklärt Koch. Stephan Bauer von der Abteilung Orthopädie ist schnell mal vorbeigekommen, um die Schilder aus seiner Station aufzuhängen. "Ich fühle mich durch die Schicht gehetzt", lautete sein Vorwurf. Der Personalmangel sei deutlich spürbar; Bauer: "Ich habe 1984 Examen gemacht, damals war vieles anders."

Noch ein Jahr Ausbildung vor sich hat Sophie Scherer. Die 20-jährige Berufsschülerin hat ebenfalls von ihrer Abteilung den Auftrag, die zu Papier gebrachten Sorgen der Mitarbeiter deutlich sichtbar am Eingang aufzuhängen. "Die Zufriedenheit von Patienten und Pflegenden kommt oft zu kurz", hat sie notiert. Sowohl der erfahrene Stephan Bauer als auch Sophie Scherer als Berufsanfängerin sind sich einig: "Der Schlüssel für mehr Zufriedenheit beim Personal liegt ganz klar bei mehr Mitarbeitern und nicht bei mehr Geld", formuliert es Bauer.

Auf großes Verständnis stößt die Aktion bei Besuchern der Klinik. Günter Mayer aus Völklingen war drei Wochen Patient im Krankenhaus und ist nun, als Besucher, zum Mittagessen in der Kantine da. "Ich kann mich nicht beschweren", sagt er über seine Zeit als Patient, "doch ich muss schon sagen, dass es deutlich weniger Personal gibt als früher." Eine Schwester, "die einfach mal reinkommt und fragt, wie es geht, die gibt es leider nicht mehr." Das weiß auch Maria Koch: "Es ist einfach viel zu wenig Zeit für die Patienten." Abgehetzte und ausgelaugte examinierte Schwestern gebe es in allen Abteilungen, und der Nachwuchs sehe hier keine rosige Zukunft vor sich. "Selbst die Zeit für die Auszubildenden in der Klinik ist viel zu knapp bemessen", sagt Koch. Ganz dringend sei die Politik gefragt. Immerhin: Einen ersten Ansatz hat Koch im Koalitionsvertrag vernommen, jetzt hofft sie auf die Verhandlungen. "Auf keinen Fall werden wir locker lassen, das Thema wird bis zur Bundestagswahl heiß gehalten."

Unterstützung für das Anliegen der Mitarbeiter gibt es auch aus der Klinikleitung: "Wir stehen auch hinter den Forderungen", sagt Verwaltungsdirektor Ralf Beckstein. Was Verdi fordere, sei ja nicht von der Hand zu weisen, etwa, dass die Kliniken - nicht nur in Püttlingen - mehr Pflegepersonal brauchen.

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