Wo Bürgermeister sich verkleiden

Köllerbach. Piraten ohne Ende, aber mit Fantasie. Mit wilden Perücken, mit Perlen und bunten Bändern im Haar sind immer noch der Renner im Faschingstreiben. Die jungen Mädchen lieben es kurz und sexy und bevorzugen Kostümierungen mit wenig Stoff und viel Haut. Nach wie vor im Trend liegen auch kostbare Roben im Barockstil und Venezianisches. Diese Auskünfte kommen von Helga Schikofsky

 Marianne Silvanus, Doris Freichel und Francine Lonsdorfer bei der Kostümprobe in Köllerbach. Das Trio will in mittelalterlicher Kluft zur Kappensitzung in Lisdorf. Foto: hof

Marianne Silvanus, Doris Freichel und Francine Lonsdorfer bei der Kostümprobe in Köllerbach. Das Trio will in mittelalterlicher Kluft zur Kappensitzung in Lisdorf. Foto: hof

 Venezianische oder barocke Maskeraden liegen im Trend, ebenso Piraten und blanke Haut. Fotos: dpa

Venezianische oder barocke Maskeraden liegen im Trend, ebenso Piraten und blanke Haut. Fotos: dpa

Köllerbach. Piraten ohne Ende, aber mit Fantasie. Mit wilden Perücken, mit Perlen und bunten Bändern im Haar sind immer noch der Renner im Faschingstreiben. Die jungen Mädchen lieben es kurz und sexy und bevorzugen Kostümierungen mit wenig Stoff und viel Haut. Nach wie vor im Trend liegen auch kostbare Roben im Barockstil und Venezianisches. Diese Auskünfte kommen von Helga Schikofsky. Sie betreibt seit 29 Jahren einen Kostümverleih in Köllerbach, kennt sich also in Sachen Verkleidungskunst bestens aus. Jetzt, in der Faschingszeit, herrscht Hochsaison. Gut 20 saarländische Bürgermeister lassen sich in Köllerbach ausstatten. Erst komme der Gemeindechef und hernach sein Hofstaat, verrät die Kostümchefin. Bei ihr im Laden findet so gut wie jeder, was ihm vorschwebt.Riesige Auswahl Eine Kundin lässt sich ein Schweinekostüm aus rosa Plüsch mit Maske zeigen. Eine andere sucht und findet eine Kutte, und wieder eine andere begutachtet zur gleichen Zeit Kleider im Charleston-Stil. Die tollsten Variationen hängen nebeneinander: Bordeauxrot, hoch geschlitzt und mit Fransen oder schwarzer Samt mit Federn. Kopfputz, Perlenkette, Stola gehören dazu. Diese schicken Teile werden auch gern zu Themenpartys (Kriminal-Dinner) rund ums Jahr getragen. Auch mittelalterliche Gewänder haben immer Saison. Marianne Silvanus, Doris Freichel und Francine Lonsdorfer haben sich bei einem Ausflug zur Burg Landeck in Altertümliches mit geschnürten Miedern, Puffärmeln und Schößchen verguckt. Jetzt schlüpfen sie probeweise in Burgfräulein- und Marktfrauengewänder, kommen in giftgrünem Panne-Samt und bäuerlicher Tracht aus der Umkleide. Am liebsten würden die drei Freundinnen in diesem Outfit Sommergäste bedienen, aber zuerst geht es mal zur Kappensitzung in Lisdorf. Sabine Mertes und Diana Hardt schwebt "was Tierisches" vor. Aber nach einem Gespräch mit Helga Schikofsky, einer Anprobe-Runde und ein paar Telefonaten mit den anderen aus der Clique steht fest, dass man ihnen in Hippiekluft an den tollen Tagen in Riegelsberg begegnen kann. Hippie ist eine sehr praktische Sache. Da könne jeder gehen, wie er wolle. Mit Schlaghose oder im Mini. Nur uniformiert dürfe es nicht sein, sondern möglichst schrill und bunt, meint Helga Schikofsky, die übrigens für den nächsten Tag noch ein paar Kisten mit Hippiekostümen aus Holland erwartet. Rund 6000 verschiedene Kostüme können in Köllerbach ausgeliehen werden. 500 stehen zum Verkauf, damit "frischer Wind" hinzu kommen kann. Pfiffiges aus den 50ern mit Punkten und Petticoat kann man hier ebenso entdecken wie Abba- und Beatles-Anzüge oder aber auch ein besticktes Brautkleid aus Indien. Was nicht zu beziehen ist, aber oft nachgefragt wird - beispielsweise die Wildecker Herzbuben - lässt Helga Schikofsky anfertigen. Auch die Kleider in Größe 50, 52 sind Sonderanfertigungen. Damit auch jeder nach Lust, Laune und Geldbeutel wählen kann, gibt es vieles in drei Variationen und Preiskategorien - von "nur für Faasend" über mittel bis edel. Dass hinter dem Verleih eine "Wahnsinns-Logistik" steckt, kann sich jeder ausmalen. In der Hochsaison bis Fastnacht ist der Kostümverleih täglich von zehn bis 12 Uhr und von 15 bis 20 Uhr geöffnet.

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