Windpark Bous: „Gegenwind“ macht weiter Wie geht es mit Gegenwind weiter?

Püttlingen · Bürgerinitiative will sich auch nach Ablehnung ihres Eilantrags den Wind nicht aus den Segeln nehmen lassen.

 Saubere Energie für die Zukunft oder eine Bedrohung für das Umland? An Windenergie scheiden sich die Geister. (Symbolfoto)

Saubere Energie für die Zukunft oder eine Bedrohung für das Umland? An Windenergie scheiden sich die Geister. (Symbolfoto)

Foto: picture alliance / dpa/Armin Weigel

Gegenwind, was nun? Nachdem das Oberverwaltungsgericht den Eilantrag gegen den Windpark Bous abgelehnt hat (wir berichteten), muss sich die Bürgerinitiative „Gegenwind VPE“ neu orientieren. Argumentativ geht es der VPE in erster Linie um die Gesundheit von Anwohnern. Juristisch will die BI jetzt durch einen Sachverständigen prüfen lassen, ob der Gang ins Hauptverfahren finanziell verantwortet werden kann.

„Wir sind nicht gegen Windkraft, aber für Windkraft mit Abstand, Anstand, Verstand“, sagt Katja Bär-Hanuja. Sie ist eine Sprecherin der Bürgerinitiative (BI) „Gegenwind VPE“. VPE steht dabei für Völklingen, Püttlingen, Elm. Bär-Hanujas Familie lebt in Püttlingen am Ende der Derler Straße und also im unmittelbaren Einfluss von drei geplanten Windkraftanlagen auf dem Gebiet der Gemeinde Bous, aber in unmittelbarer Nähe der Banngrenze von Püttlingen. Die BI hat seit ihrer Gründung  im März Argumente gegen den geplanten Windpark zusammengestellt und veröffentlicht.

Zuletzt fand, am 24. Oktober, auf Einladung der BI und des Knappschaftsklinikums Püttlingen (deren Verwaltung ebenfalls Einspruch gegen den Bau erhoben hatte) eine weitere Infoveranstaltung zum Thema „Gesundheitliche Auswirkungen durch den Betrieb von Windenergieanlagen (WEA)“ statt. Bär-Hanuja schilderte dazu im SZ-Gespräch: Referent der erwähnten Veranstaltung war Dr. Ekkehard Fugger, Facharzt für Innere Medizin und Nephrologie (Nachbehandlung von Nieren- und Hochdruckerkrankungen), und gleichzeitig auch diplomierter Wirtschaftsingenieur. Er habe in seinem Vortrag „Infraschall von Windrädern – eine Gefahr für unsere Gesundheit“  den über 100 Zuhörern anschaulich erklärt, was Infraschall sei, wie er auf die inneren Organe wirke, welche möglichen Gefahren von ihm ausgingen und wie wichtig ein ausreichender Abstand von Windrädern zur Wohnbebauung sei.

Unabhängige Mediziner weltweit seien sich, laut Fugger, darüber einig, dass der vom menschlichen Gehör zwar nicht hörbare, aber vom Organismus wahrnehmbare Infraschall gesundheitsschädliche Reaktionen auslösen könne. „Unterhalb der Wahrnehmungsschwelle, aber sehr wohl innerhalb der Wirkungsschwelle – die Dosis macht das Gift“, lautete eine der Aussagen, die andere: „Infraschall wirkt wie ein Störsender auf das Gehirn, ein Störsender, der Tag und Nacht arbeitet“. Des Weiteren, so Bär-Hanuja, habe Dr. Fugger zum Thema Sicherheitsabstand von Windrädern noch einmal betont, dass sich hier europaweit ein Mindestabstand von 2000 Meter abzeichne. Das empfehle auch die WHO (Weltgesundheitsorganisation). „Nicht so beim Windpark Bous: Hier liegen die Abstände deutlich darunter, bei 503 bis 800 Meter zu den nächsten Häusern auf Püttlinger Bann, jedenfalls weit unter den geforderten 2000 Metern“, ärgert sich Bär-Hanuja, deren BI entsprechende Skizzen zum Abstand hat anfertigen lassen.

Im Regionalverband gilt in den Windkraft-Konzentrationszonen ein Mindestabstand von 800 Metern (wobei Sonderregeln, etwa für einzelne Gebäude, möglich sind).

Bär-Hanuja bringt in diesem Zusammenhang das Wort Interimsverfahren in die Diskussion ein. Gemeint ist, dass die von den Betreibern und Genehmigungsbehörden angenommenen Schallprognosen sich auf Windräder mit einer Höhe von etwa 30 Meter beziehen. Bär-Hanuja: „Ein Witz! – Hier sind die Anlagen über  200 Meter hoch, so dass die Berechnungen naturgemäß ganz anders ausfallen müssen. Das hat auch das Verwaltungsgericht Düsseldorf künftig von den Genehmigungsbehörden eingefordert, so dass wir jetzt erwarten, dass auch hier in Püttlingen die Schallauswirkungen nach dem Interimsverfahren und also dem neusten Stand der Technik nachberechnet werden.“

Insgesamt sieht die Vorsitzende gute Gründe, weiter gegen den Windpark Bous zu kämpfen. „Mit juristischen Mitteln, plus Information und Wissensvermittlung. Es geht unter anderem auch um den Wert der Landschaft und der Naherholung, um Eiswurf und nicht zuletzt um den fehlenden Brandschutz“, sagt Bär-Hanuja, auch nach dem aus BI-Sicht ernüchternden Urteil des Oberverwaltungsgerichtes.

Immerhin habe die BI in der Bevölkerung („Die Leute haben Angst“) bereits an die 7000 Euro Spendengelder gesammelt, plus die 1000 Euro, die der Püttlinger Stadtrat mit knapper Mehrheit der BI zur Unterstützung ihrer Ziele zugesagt hat. Bär-Hanuja: „Wir hoffen, dass uns der Rechtsanwalt Chancen einräumt, im Hauptverfahren auch finanziell bestehen zu können“, und natürlich auch „auf ein positives Veto der Unesco in unserem Sinne. Und wir appellieren erneut an den Stadtrat, unsere Ziele auch in Zukunft aktiv zu unterstützen, insbesondere bei der Frage der Trassenführung über die Römerstraße.“

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