Wer rennt, wenn's brennt?

Püttlingen. 136 Aktive gehören der Freiwilligen Feuerwehr in Püttlingen an, 75 in Püttlingen, 38 in Köllerbach und 23 in Herchenbach. Doch auf wie viele Wehrmänner und -frauen kann der Einsatzleiter zurückgreifen, falls es wirklich brennt? Die Antwort auf diese Frage ergibt sich aus der so genannten Tages-Verfügbarkeits-Abfrage

 Die Püttlinger Wehr, hier bei der Jahreshauptübung 2007, ist auch auf die Unterstützung von Arbeitgebern angewiesen, die Wehrmitgliedern Freiraum für Einsätze geben. Foto: Jenal

Die Püttlinger Wehr, hier bei der Jahreshauptübung 2007, ist auch auf die Unterstützung von Arbeitgebern angewiesen, die Wehrmitgliedern Freiraum für Einsätze geben. Foto: Jenal

Püttlingen. 136 Aktive gehören der Freiwilligen Feuerwehr in Püttlingen an, 75 in Püttlingen, 38 in Köllerbach und 23 in Herchenbach. Doch auf wie viele Wehrmänner und -frauen kann der Einsatzleiter zurückgreifen, falls es wirklich brennt? Die Antwort auf diese Frage ergibt sich aus der so genannten Tages-Verfügbarkeits-Abfrage. Wehrführer Reimund Folz erklärte sie im Detail im Werksausschuss des Püttlinger Stadtrates. Die Ausschuss-Mitglieder waren beeindruckt: "Hervorragender Vortrag", resümierte am Ende beispielsweise Gosbert Hubertus für die CDU-Fraktion. Franz Hertel (DKP) begrüßte den umfangreichen Bericht, der ihm zeige, "dass die Feuerwehr in unserer Stadt keine Einrichtung ist, die unter einer Käseglocke existiert". "Die Tagesverfügbarkeit fand ich relativ alarmierend", resümierte Denise Klein (SPD). Wehrführer Folz hatte nachgewiesen, dass die Bereitschaft von Firmen, aktive Feuerwehr-Angehörige für Einsätze freizustellen, nachgelassen hat. Viele Wehrleute, so Folz, "sind überhaupt nicht verfügbar oder haben Wechselschicht". Der Wehrführer unterschied darüber hinaus nach Feuerwehrleuten, die einen Führerschein für alle Klassen haben (die also auch schwere Einsatz-Fahrzeuge fahren dürfen) und solchen, die über keine entsprechende Fahrberechtigung verfügen. Dadurch reduziere sich die Verfügbarkeit der Brandbekämpfer ebenso wie durch die Tatsache, dass nicht jeder Feuerwehr-Angehörige als Atemschutz-Träger anerkannt sei. Auswege aus der Misere sah der Wehrführer in der Nachwuchsarbeit, um auf Dauer einen möglichst hohen Bestand aktiver Wehrmänner und -frauen zu erreichen. Folz: "Wir haben uns entschlossen, das Aufnahmealter auf acht Jahre herabzusetzen." An die Politiker des Stadtrates und an die Verwaltung (Bürgermeister Martin Speicher ist von Amts wegen auch Chef der Wehr) appellierte Folz, bei Neueinstellungen in der Stadtverwaltung Feuerwehrangehörige zu bevorzugen (die dann bei Einsätzen zuverlässiger zur Verfügung stünden) und darüber hinaus die Zuschüsse der Stadt beim Erwerb der geforderten Fahrerlaubnisse für Schwerlast-Fahrzeuge den gesteigerten Kosten anzupassen. Bürgermeister Martin Speicher zog folgende Bilanz zum Feuerwehr-Vortrag: "Wir müssen ein wachsames Auge auf die Entwicklung legen." Die Verwaltung werde dem Ausschuss im Herbst Vorschläge präsentieren, wie eine höhere Tages-Verfügbarkeit bei der Wehr erreicht werden könne. Meinung

Nur die Eignung zählt

Von SZ-RedakteurMarco Reuther Die bekanntlich gute Jugendarbeit der Wehr weiter zu stärken, ist ein sehr guter Ansatz, um deren Schlagkraft zu sichern. Auch der Wunsch des Püttlinger Wehrführers, die Verwaltung möge Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr bei Einstellungen bevorzugen, um gegebenenfalls genügend Frauen und Männer einsatzbereit zu haben, ist nachvollziehbar. Der Wunsch ist nachvollziehbar, aber inakzeptabel, weil er eine Diskriminierung für "Nicht-Feuerwehrleute" bedeuten würde. Im Sinne einer guten Verwaltung und somit im Sinne der Bürger darf eine freie Stelle in einer Stadt- oder Gemeindeverwaltung nur dem am besten geeigneten Bewerber übertragen werden. Andere Kriterien, seien es nun Parteibücher oder die Zugehörigkeit zu Vereinen oder Organisationen, kann und darf es nicht geben - auch wenn die Realität leider manchmal anders aussieht.

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