Wenn Bienen ein Fass aufmachen

Püttlingen · Ganz unvermutet sind Anita Pfeiffer und Ilka Hertwig in Püttlingen zu Tausenden neuen „Haustieren“ gekommen: Ein Teil eines Bienenschwarmes hat sich ein altes Weinfass vor ihrer Haustür als neues Zuhause gewählt.

 Tausende Bienen haben sich bei Ilka Hertwig (links) und Anita Pfeiffer im Fass eingenistet. Foto: jenal

Tausende Bienen haben sich bei Ilka Hertwig (links) und Anita Pfeiffer im Fass eingenistet. Foto: jenal

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Für Anita Pfeiffer und Tochter Ilka Hertwig war es vor etwa vier Wochen ein unvergessliches Erlebnis, als sie auf dem Balkon saßen und ein lautes Summen begann, sich der Himmel verdunkelte und eine Wolke von mehreren tausend Bienen über ihnen kreiste: "Dann flogen erst wenige und schließlich, immer schneller, alle Bienen in ein leeres Weinfass." Das alte Fass, einst in der Pfalz besorgt, stand als Dekorationsstück im Eingangsbereich vor dem Haus.
Hohe Anzahl an Arbeitsbienen



Franz-Josef Nickels von der Arbeitsgemeinschaft "Artenschutz im Köllertal" erklärt dieses Phänomen so: "Ende Mai liegt bei den Bienen der Höhepunkt der Schwarmtätigkeit. Bis dahin hat sich die Anzahl der Arbeitsbienen in einem Bienenvolk so stark erhöht, dass zwei neue, voll funktionsfähige Bienenvölker gebildet werden können." Gleichzeitig werde im Bienenstock in einer sogenannten Weiselzelle eine neue Königin herangezogen, die nach dem Schlüpfen den alten Bienenkasten übernimmt und nach dem Hochzeitsflug sofort beginnt, das Volk wieder zu vervollständigen. "Die alte Königin", so Nickels, "bricht mit einem Teil des alten Volkes auf und hängt sich als dichte Schwarmtraube meist in der Nähe des Bienenstocks an Bäume. Etwa 10 000 Bienen versammeln sich um die Königin und legen eine mehrstündige Pause ein." Kundschafter-Bienen suchen währenddessen in der Umgebung ein neues Zuhause, in das sich der Schwarm einnisten kann. Oft seien es hohle Bäume, die der Bienenschwarm als neues Domizil wählt.

In der Püttlinger Weiherbachstraße ist es also nun erstmals ein Weinfass, in dem ein Bienenschwarm eingezogen ist. Inzwischen ist das Fass vom Eingangsbereich in den vielfältig blühenden Garten umgezogen, und die Bienen gehen schon seit Tagen völlig unaufgeregt ihrer Arbeit nach: Am Deckel des Weinfasses werden neue Waben gebaut, in die die Königin ihre Eier legen kann.
Vorräte für den Winter anlegen



Viele Trachtbienen sammeln Nektar und Pollen, um Vorräte für den Winter anzulegen und helfen dabei noch bei der Bestäubung von spät blühenden Pflanzen wie Brombeere oder Esskastanie.

Anita Pfeiffer und Ilka Hertwig, die beide für Naturschutz eintreten, wollen versuchen, das Bienenvolk im Weinfass über den Winter zu bringen: "Wir nehmen den Bienen den als Wintervorrat eingesammelten Honig nicht weg", zudem sollen im Herbst die für Bienen sehr gefährlichen Varroamilben mittels Ameisensäure bekämpft werden. Und im Winter soll das Weinfass dann, gegen die Kälte gedämmt, im Schuppen untergebracht werden.

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