Vom leckeren Wurm bis Vogel-Gymnastik

Püttlingen · Beim Start der neuen Vogelauffangstation waren auch die ersten Patienten dabei: Aus dem Nest gefallene Finken, hungrige Jung-Amseln mit Vorliebe für Regenwürmer, verwaiste Entenküken, ein vergifteter Falke.

 In der Vogelauffangstation von links: Helferin Silvia Vollrath, Günter Zach und Michael Del Fabro mit einem Falken. Foto: Jenal

In der Vogelauffangstation von links: Helferin Silvia Vollrath, Günter Zach und Michael Del Fabro mit einem Falken. Foto: Jenal

Foto: Jenal

"Der Bedarf ist vorhanden. Die Pflege von Wildvögeln ist eine wichtige Aufgabe des Arten- und Tierschutzes im Saarland." Das sagte der saarländische Umweltminister Reinhold Jost (SPD ) jüngst bei der Eröffnung der überregionalen Wildvogelauffangstation (WiVo). Die WiVo mit Vogelvoliere und Betreuungsmöglichkeiten ist im Haus Waldkauz im Püttlinger Stadtteil Ritterstraße untergebracht.

Viele Mauersegler waren durch die große Hitze vorigen Sommer in Not geraten. Das hatte Tierfreunden und Naturschutz-Verantwortlichen drastisch vor Augen geführt, "dass es dringend erforderlich war, die Hilfsangebote für Vögel im Saarland auszubauen", so der Minister. Der NABU-Landesverband, die NABU-Ortsgruppen Köllertal und Riegelsberg sowie die Natur- und Vogelschutzvereine Püttlingen und Köllerbach hatten sich in der Folge darauf verständigt, mit Unterstützung des Umweltministeriums und der Stadt Püttlingen eine zentrale Wildvogel-auffangstation für das Saarland zu errichten. Besonders zu würdigen sei dabei, wie die Initiatoren das Projekt in Angriff genommen haben, sagte Jost: Nach dem Motto "Gemeinsam sind wir stärker" wurden alle interessierten Ehrenamtlichen aufgerufen, sich in und für die Wildvogelpflege zu qualifizieren. Auch der Landestierschutzbeauftragte, Tierarzt Dr. Hans-Friedrich Willimzik, unterstützt die WiVo: Er berät die Vogelschützer, ebenso wie weitere Profis aus dem Bereich des Natur- und Artenschutzes.

Da schon die ersten Patienten in der WiVo sind, konnte man beobachten, wie die gefiederten Gäste aufgepäppelt werden: Doris Diehl-Strempel vom Nabu Riegelsberg zeigte, wie man Nestlinge - zwei klitzekleine Finken, die aus ihrem Nest gefallen waren - mit Spezialfutter und Pinzette füttert. Und eine Gruppe Amsel-Ästlinge - Ästlinge haben zwar ihr Nest verlassen, können aber noch nicht selbstständig Futter suchen - erfreute sich an einer leckeren Regenwurm-Mahlzeit. Fünf Entenküken haben ihr vorübergehendes Zuhause unter einer Wärmelampe gefunden. Sie waren von ihrer Mutter auf einem Saarbrücker Hochhaus ausgebrütet worden, doch nach dem Schlüpfen hatte sie die Mutter verlassen.

Auch ein ausgewachsener Turmfalke mit gelähmten Beinen, der vermutlich Gift gefressen hat, gehört zu den ersten Patienten . In der Kleintierklinik Köllertal hat er schon Vitamin-B-Spritzen bekommen - und "Krankengymnastik". Wie macht man das mit einem Turmfalken? "Indem man ihn in beide Hände nimmt, ihm gut zuredet und mit ihm arbeitet. Die Tiere merken schnell, wenn man es gut mit ihnen meint", antwortet Tierarzt Willimzik.

Kontakt: Tel. (01 73) 9 42 20 01 (von 7 bis 20 Uhr, zu anderen Zeiten meldet sich ein Anrufbeantworter) oder per E-Mail an: wivo-koellertal@t-online.de.

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