Vergessenes Werk eines Püttlinger Sohnes neu entdecktEinblicke ins Schaffen Raubuchs

Püttlingen. Das muss man sich vorstellen: 77 Jahre lang ruhten die vom Komponisten selbst von Hand geschriebenen Noten im Karton im Pfarrheim. Erhard Raubuch, ein Püttlinger Kirchenmusiker, der lange in Essen an der Ruhr wirkte (die SZ berichtete), hatte das D-moll-Werk seinem heimischen Kirchenchor Liebfrauen gewidmet. Ein einziges Mal wurde es aufgeführt - am 6. Januar 1933

Püttlingen. Das muss man sich vorstellen: 77 Jahre lang ruhten die vom Komponisten selbst von Hand geschriebenen Noten im Karton im Pfarrheim. Erhard Raubuch, ein Püttlinger Kirchenmusiker, der lange in Essen an der Ruhr wirkte (die SZ berichtete), hatte das D-moll-Werk seinem heimischen Kirchenchor Liebfrauen gewidmet. Ein einziges Mal wurde es aufgeführt - am 6. Januar 1933. Und jetzt am Sonntag - zum 100. Geburtstag (20. Dezember 1909) des 1967 verstorbenen Komponisten Erhard Raubuch am Sonntag in der Pfarrkirche. Weder fehlte es an Publikum, noch an bestens vorbereiteten Musikern. Zwei Kirchenchöre, die von Liebfrauen und St. Bonifatius Püttlingen sowie der renommierte Püttlinger Männerchor "Fidelio", die Sopranistin Alice Münz, der bekannte Domorganist Leo Krämer ( eine schillernde Püttlinger Persönlichkeit), der musikalisch auf vielen Hochzeiten tanzende Chordirektor Claus Bär und das Blechbläserensemble Süd-West-Wind (als einzige Nicht-Püttlinger) - sie alle hatten ihre Hausaufgaben gemacht und den Raubuch gelernt. Einfach zu singen beziehungsweise zu hören sind dessen Werke nicht. Es handelt sich um eine eigenständige, sakrale Musik, irgendwo angesiedelt zwischen gregorianischer Schola, barocken Chorälen und den bewusst herbei geführten Dissonanzen der Zweiten Wiener Schule. "Mal ganz was anderes", urteilte ein Zuhörer und hatte damit Recht. Bemerkenswert, dass der Komponist erst wenige Stunden vor seinem frühen Tod sein Werk "Das große Halleluja", eine Art musikalisches Vermächtnis, beendete. Gänsehaut pur! Die Püttlinger Chöre waren Manns genug, diese in gewisser Weise einzigartig grandiose Musik zu meistern - trotz einiger Längen, die dem Übereifer des Komponisten zuzuschreiben sind. Es blieb den Bläsern, den strahlend goldenen Rahmen zu stellen, der Sopranistin Münz, die Abteilung "Innigkeit" in Raubuchs Liedschaffen und dem Organisten Krämer (in einer atemberaubenden Improvisation) die Unbehaustheit mancher musikalischer Gedanken des Püttlinger Komponisten vorzustellen. Püttlingen. Die vom Püttlinger Historiker Paul Sperling jetzt vorgelegte Dokumentation mit dem Titel "Erhard Raubuch - Ein Leben für die Geistliche Musik'" umfasst die Zeit von 1909 bis 1967. In akribischer Kleinarbeit und nach sicher mühevollen Recherchen hat sich der Autor dem Künstler und Menschen Raubuch angenähert. Sperling belegt anhand von Beispielen, wie besessen, streng und doch gottesfürchtig der Komponist Raubuch sein Werk vorantrieb, wie feinfühlig und zuvorkommend er mit seinem berühmten Essener Steeler-Kinderchor (der unter seiner Regie vor etlichen Staatsoberhäuptern aus aller Welt gesungen hat) umgegangen ist und wo und wann in Deutschland es bisher zu den spärlichen Aufführungen seines Werkes gekommen ist. Das Buch ist ab sofort in der Püttlinger Buchhandlung Balzert beziehungsweise bei den Mitgliedern des Heimatkundlichen Vereines Püttlingen zum Preis von 7,50 Euro zu erwerben. et

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