Marion Müller Ein leiser Abschied ohne Abschiedsspiel

Püttlingen · In der saarländischen Handball-Szene kennt sie jeder: Marion Müller war „Spielerin des Jahres“, holte vier Mal in Folge den Saarlandpokal. Jetzt tritt die 31 Jahre alte Rückraumspielerin, die seit ihrer Geburt Mitglied beim HSV Püttlingen ist, kürzer. Das Urgestein des Clubs spielt nur noch in der Reservemannschaft in der Bezirksliga – will aber in der Oberliga vielleicht bei dem ein oder anderen Heimspiel noch aushelfen.

 Marion Müller (rechts), wie man sie kennt – und in der Oberliga allenfalls bei Heimspielen ab und zu noch sehen wird. Die Rückraumspielerin will kürzer treten. Ein Abschiedsspiel für sie gab es wegen der Corona-Pandemie nicht. 

Marion Müller (rechts), wie man sie kennt – und in der Oberliga allenfalls bei Heimspielen ab und zu noch sehen wird. Die Rückraumspielerin will kürzer treten. Ein Abschiedsspiel für sie gab es wegen der Corona-Pandemie nicht. 

Foto: Ruppenthal

Ihren Abschied nach neun Jahren als Spielerin in der Handball-Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar hatte sich die Leistungsträgerin der HF Köllertal anders vorgestellt: Wegen der Corona-Pandemie wurde die Saison abgebrochen (wir berichteten). Und so gab es für Marion Müller kein Abschiedsspiel. „Das ist schon sehr schade“, erklärt die Rückraumspielerin, die am letzten Wochenende ihren 31. Geburtstag feierte, seufzend. Die HF Köllertal haben zwar angekündigt Müller sowie ihre Mitspielerinnen Blerta Imeri und Michaela Maschke in der kommenden Saison zu verabschieden. Aber Müller sagt: „Das ist nicht dasselbe, weil es ja dann nicht mehr die aktuelle Mannschaft ist.“

So ganz weg sein wird die 31-Jährige nicht. „Ich werde nur nicht mehr im Oberliga-Team spielen, weil mir die weiten Auswärtsfahrten einfach zu viel geworden sind und ich meine Zeit am Wochenende anders nutzen möchte“, berichtet Marion Müller. Sie arbeitet seit zwei Jahren als Lehrerin an der Grundschule in Köllerbach. „Von daher habe ich mich entschieden, künftig in unserer zweiten Mannschaft in der Bezirksklasse zu spielen.“

Eine Entscheidung, die die Verantwortlichen des Vereins schmerzt. Weshalb sie noch versuchen, die 31-Jährige umzustimmen. „Sie lassen einfach nicht locker“, berichtet Marion Müller grinsend. Ein klein wenig hat die Rückraumspielerin diesem Druck auch schon nachgegeben. Sie erklärt: „Vielleicht helfe ich in dem ein oder anderen Heimspiel noch mal aus, aber auswärts fahre ich definitiv nicht mehr mit.“

Der Rückzug von Marion Müller aus der Oberliga-Mannschaft ist für das Team aus dem Köllertal ein herber Verlust. Denn kaum eine Spielerin im Kader ist schwerer zu ersetzen. Marion Müller ist nicht nur Leistungsträgerin, sondern auch die erfahrenste Spielerin. Den Handball-Sport bekam sie in die Wiege gelegt. „Ich bin seit meiner Geburt Mitglied beim HSV Püttlingen“, berichtet die 31-Jährige. Der HSV und die Handball-Abteilung des TuS Riegelsberg fusionierten im vergangenen Sommer zu den HF Köllertal.

Marion Müller stammt aus einer handball-begeisterten Familie. Papa Hans-Werner war jahrelang Trainer des HSV Püttlingen in der Oberliga und ist nun sportlicher Leiter bei den HF Köllertal. Mutter Karin und Großvater Walter liefen im HSV-Trikot auf. „Ich hatte also gar keine andere Wahl als Handball zu spielen“, sagt die 31-jährige grinsend.

Die Entscheidung der Familientradition treu zu bleiben, hat sich für sie gelohnt. Denn Marion Müller kann auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken. Mit dem HSV Püttlingen stieg sie 2011 von der Saarlandliga in die Oberliga auf. In den folgenden Jahren war der HSV Püttlingen zeitweise das beste saarländische Frauen-Mannschaft. „Als wir vier Mal in Folge den Saarlandpokal gewonnen haben, waren das immer Highlights“, erinnert sich Marion Müller, die in der saarländischen Handball-Szene jeder kennt. Die Pokalerfolge waren von 2015 bis 2018. „Auch das Spiel im DHB-Pokal gegen Bayer Leverkusen war eine coole Erfahrung.“ Am 30. September 2016 empfing der HSV Püttlingen den deutschen Rekordmeister, der zwölf Mal den nationalen Titel gewinnen konnte. In der Partie gegen die Leverkusenerinnen gab es eine 15:45-Niederlage.

Mit Stolz blickt Marion Müller auch auf eine persönliche Auszeichnung zurück: Vor fünf Jahren wurde sie vom Handball-Verband Saar zur „Spielerin des Jahres“ gewählt. Auch in der jetzt abgebrochenen Saison zeigte die 31-Jährige, wozu sie fähig ist. Obwohl es für die HF Köllertal nicht gut lief – zum Zeitpunkt des Abbruchs standen sie auf dem vorletzten Tabellenplatz –, stand die Rückraumspielerin in der Torjägerliste mit 125 Treffern in 15 Spielen – davon 51 Siebenmeter – auf Rang vier. Die drei vor ihr platzierten Akteurinnen wie die Führende Laura Winter von der SG Ottersheim-Bellheim-Kuhardt-Zeiskam (151 Tore) absolvierten drei und vier Spiele mehr als Müller.

 Hans-Werner Müller (rechts) trainierte beim HSV Püttlingen jahrelang auch seine Tochter Marion (Nummer 4).

Hans-Werner Müller (rechts) trainierte beim HSV Püttlingen jahrelang auch seine Tochter Marion (Nummer 4).

Foto: Klos Horst

Ein Vereinswechsel kam für die 31-Jährige übrigens nie in Frage – trotz Angeboten aus der 3. Liga. „Das war für mich nie ein Thema“, erzählt Marion Müller. Beim HSV Püttlingen und nach der Fusion auch bei den Handball-Freunden (HF) Köllertal fühlte sie sich stets wohl. Auch wenn es nicht immer einfach war, wenn der Vater als Trainer an der Seitenlinie stand. „Das war Fluch und Segen zugleich“, berichtet die Rückraumspielerin. „Papa hat richtig Ahnung vom Handball. Von daher habe ich mir gerne von ihm was sagen lassen“, erklärt die 31-Jährige. „Aber wenn andere und ich auch Mist gebaut haben, dann habe ich immer mehr gemeckert bekommen“, ergänzt sie – und lacht.

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