Verein hilft Arbeitslosen, Fuß zu fassen

Püttlingen · Die Püttlinger Erwerbslosenselbsthilfe (ESH) hat Werkstätten in fünf Kommunen. Wenn sie Kredit braucht, dann bürgt die Stadt.

 Ausbildung bei der Erwerbslosenselbsthilfe in Püttlingen: Ausbilder an der Drehmaschine Gundram Backes (l.) mit Lehrling Dirk Matznick. Foto: Jenal

Ausbildung bei der Erwerbslosenselbsthilfe in Püttlingen: Ausbilder an der Drehmaschine Gundram Backes (l.) mit Lehrling Dirk Matznick. Foto: Jenal

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1983 gründeten engagierte Püttlinger den Verein Erwerbslosenselbsthilfe, kurz ESH. Ihr Ziel: die Wiedereingliederung von langzeitarbeitslosen oder benachteiligten Menschen in den regulären Arbeitsmarkt. Mit den Jahren entwickelte sich das zunächst noch zarte Pflänzchen ESH zu einem stark verästelten Baum - mit Werkstätten in Püttlingen, Sulzbach, Dudweiler, Völklingen und Heusweiler, mit Kooperationspartnern in Kommunen, saarländischen Betrieben, bei den Arbeitsämtern und Jobcentern. "Im Jahr 2016 hatten wir eine ganz massive Nachfrage nach Maßnahmen", teilte Vorsitzender Toni Job jetzt im Pressegespräch mit.

Will heißen: Weil 2015 viele Flüchtlinge in Deutschland (und also auch im Köllertal) angekommen sind, weil immer noch viele Menschen als Langzeitarbeitslose gelten, weil nicht alle Schulabgänger bereits befähigt sind, direkt in einem Lehrberuf anzufangen, hält die ESH, beispielsweise in ihrem Überbetrieblichen Ausbildungszentrum (ÜAZ) oder im Sozialen Kaufhaus Köllerbach geschützte Arbeitsplätze bereit - für Berufsfelder wie Holz, Metall, Hauswirtschaft, Gastronomie, Touristik, Möbel- und Küchenmontage, das Maler- beziehungsweise das Friseurhandwerk. Insgesamt, so Job, ist die Zahl der Betreuten alleine in neuen Maßnahmen im Jahr 2016 von 52 im Januar auf 266 im Dezember angestiegen. Hinzu kommen Umschulungen, Weiterbildungen, die Beschäftigung von Ein-Euro-Jobbern, die Anleitung von rund 500 Schülern, die an drei Tagen in den Werkstätten des ÜAZ verschiedene Berufe testen können, die sogenannte Aufsuchende Sozialarbeit für Langzeitarbeitslose, Wohnungslose und Flüchtlinge, die erwähnte Verbundausbildung über Kooperationsverträge mit saarländischen Betrieben: "Insgesamt wurden von uns im vergangenen Jahr 1722 Menschen betreut. Für das laufende Jahr erwarten wir eine ähnlich starke Entwicklung", teilt Betriebsleiter Klaus Zimmermann mit.

Einen solch großen Betrieb aufrechtzuerhalten, erfordert starke Partner - dazu gehören beispielsweise der Europäische Sozialfonds, Behörden von Bund, Land und Kommunen, aber auch Spendengeber wie der Verein Soziale Initiative Püttlingen, der Landessportverband Saar und das Bistum Trier. "Die Crux liegt im Finanzierungskonzept. Oft müssen wir vorfinanzieren. Das beinhaltet immer wieder lange Durststrecken, die wir alleine nicht meistern können", sagt Job. Zum Glück verfüge die ESH mit der Stadt Püttlingen über einen starken Partner, der die erwähnten Finanzierungslücken über Bürgschaften für Bankkredite schließen könne. "Machen wir auch gerne, weil wir den Wert der ESH zu schätzen wissen. Bei ihr finden nicht nur Betroffene eine ideale Anlaufstelle, sondern die Stadt auch einen verlässlichen Partner, wenn es darum geht, Maßnahmen in Püttlingen kostengünstig umzusetzen", sagt der Püttlinger Beigeordnete Christian Müller. Dennoch: "Von Seiten des Bundes würden wir uns mehr Kontinuität bei den Fördermaßnahmen wünschen, so dass wir besser planen könnten, und ohne die Anschubfinanzierung von Seiten der Stadt auskommen könnten", wünschen sich die Beteiligten schlussendlich für die Zukunft der Erwerbslosenselbsthilfe.

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