Über die Kraft der Rituale

Völklingen/Püttlingen. Am Donnerstagabend im Püttlinger Kloster Heilig Kreuz: Das Geistliche Zentrum des katholischen Dekanats Völklingen hatte zum Vortrag "Heilende Rituale" geladen. Als Redner war Pater Anselm Grün, Cellerar (wirtschaftlicher Leiter) der Abtei Münsterschwarzbach, angekündigt. Das Interesse war, dank der Medien-Popularität Grüns und seiner Bücher, riesengroß

Völklingen/Püttlingen. Am Donnerstagabend im Püttlinger Kloster Heilig Kreuz: Das Geistliche Zentrum des katholischen Dekanats Völklingen hatte zum Vortrag "Heilende Rituale" geladen. Als Redner war Pater Anselm Grün, Cellerar (wirtschaftlicher Leiter) der Abtei Münsterschwarzbach, angekündigt. Das Interesse war, dank der Medien-Popularität Grüns und seiner Bücher, riesengroß. Holger Sturm, Leiter des Zentrums, verlegte die Veranstaltung daher kurzerhand vom kleineren Pilgersaal in die größere Kirche. Das half, löste aber das Problem nicht ganz: Bereits eine halbe Stunde vor Beginn war der Kirchenraum gedrängt besetzt. Das stützt die Ansicht des charismatischen Mönchs: "Ich erlebe einen ganz großen Hunger nach spirituellen Erfahrungen." Schätzungsweise 70 Prozent der Zuhörer sind Frauen, "bei psychologischen Vorträgen ist das immer so", resümiert Zuhörerin Ilse Lay.Wie kam der gefragte Referent eigentlich in die Region? Dechant Klaus Leist, dessen Stellvertreter Theo Welsch und Pastoralreferent Sturm hatten vor einigen Monaten die Abtei Münsterschwarzach zur Fortbildung besucht und von Pater Grün persönlich die Zusage zum Vortrag erhalten. Jetzt steht er da, und bereits nach wenigen Worten spürt man: Hier ruht einer in sich selbst. Ruhig, sachlich, ohne einen einzigen überflüssigen Satz, entwickelt Grün das Thema. "Rituale sind etwas Handfestes. Rituale öffnen den Himmel in unseren Seelen. Rituale beinhalten die Verheißung, dass das Leben gelingt. Rituale schaffen einen heiligen Ort und eine heilige Zeit", sagt Grün. Persönliche, familiäre, gesellschaftliche und kirchliche Rituale seien wichtiger, als viele in unserer technik-gläubigen Welt glauben. Der Referent versteht die meist uralten Gesten, Zeremonien und Gebräuche als ausgezeichnete Übung, Menschen, Familien, Gruppen, ja der Gesellschaft Sinn und Halt zu geben. "Rituale haben die Fähigkeit, Dämonen, also das krankmachende Böse in unserem Leben zu vertreiben", sagt Grün. Vielen Heutigen sei das Verständnis für die heilende Kraft von Ritualen abhanden gekommen, es lohne sich aber, sie (wieder) zu entdecken und neu zu definieren. Grün spricht über die Bedeutung von Ritualen zwischen Lebenspartnern, in der Kindererziehung und den einzelnen Lebensphasen des Menschen, insbesondere beim Umgang mit Stress und Krankheit, Leid, Sterben und Tod. Er unterstreicht die große Bedeutung von Ritualen in der Kirche, die besonders in den Sakramenten sicht- und deutbar seien. Am Ende des einstündigen Vortrages spendeten die - aufmerksam lauschenden - Zuhörer dem sympathischen Gast aus Franken viel Applaus und nutzten die Gelegenheit, sich seine Bücher signieren zu lassen.

Zur PersonAnselm Grün wurde 1945 in Junkershausen/Rhön geboren. Seine Kindheit verbrachte er mit sechs Geschwistern in München. Mit 19 Jahren trat er in die Benediktinerabtei Münsterschwarzbach bei München ein. Er studierte Philosophie, Theologie und Betriebswirtschaft und schuf ein Denkgebäude, das Mönchstum und moderne Psychologie verband. Bisher hat er über 30 Bücher geschrieben, die in 30 Ländern verkauft werden und deren Auflage weit über einer Million liegt. Damit gilt er als einer der am meisten gelesenen spirituellen Autoren unserer Tage. Seine Einnahmen als Autor und aus seinen rund 200 Vorträgen pro Jahr stellt er in voller Höhe seinem Kloster mit rund 100 Mönchen, 280 Zivil-Angestellten und Gymnasium zur Verfügung, dessen Cellerar (wirtschaftlicher Leiter) er seit Jahren ist. et

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