Tierheim sucht Kaninchen-Fans

Alt-Saarbrücken · Sie wurden ausgesetzt, schweren Herzens weggegeben oder waren nach dem Tode ihrer Besitzer unversorgt. Im Saarbrücker Bertha-Bruch-Tierheim warten sie auf ein neues Zuhause. Wir stellen sie in unserer Serie „Wer will mich?“ vor. Es geht auch um falsch ernährte Kaninchen, die mit Liebe und gutem Futter bald wieder topfit sind.

 Tierschützerinnen zeigen Kaninchen, die sofort vermittelbar sind. Zoë-Marie Gorges (links) präsentiert Jana. Daneben hält die Tierheim-Auszubildende Andrea Cuntz Olivia im Arm. Fotos: Eva Fell

Tierschützerinnen zeigen Kaninchen, die sofort vermittelbar sind. Zoë-Marie Gorges (links) präsentiert Jana. Daneben hält die Tierheim-Auszubildende Andrea Cuntz Olivia im Arm. Fotos: Eva Fell

Tierschützer kennen viele Formen von Leid. Sie päppeln oft genug armselige, abgemagerte Kreaturen auf, deren Rippen aus struppigem Fell ragen. Aber wer seinem Schützling lange allzu viel in den Napf schüttet, der schadet ihm kaum weniger. Die Kaninchenschicksale, um die es in dieser Folge geht, zeigen es.

Speedy und Blacky sind seit Ende Januar im Tierheim. Ihre Besitzerin konnte sich nicht mehr richtig um sie kümmern. Kleintier-Expertin Eva Fell erinnert sich, wie schlecht die beiden Kaninchenmädchen dran waren. "Beide waren bei ihrer Ankunft in keinem allzu guten Pflegezustand. Sie hatten extrem lange Krallen. Aufgrund ihres starken Übergewichts und der damit verbundenen Unbeweglichkeit war bei beiden der Po mit Kot verklebt. Speedy und Blacky müssen dringend abnehmen. Wir setzten sie daher auf Diät." Wer ihnen ein neues Zuhause geben möchte, bekommt sie nur gemeinsam. Die Mädels leben nämlich seit Jahren prima zusammen. Da versteht sich von selbst, dass ihre Betreuer sie nur im Doppel ziehen lassen. Wohin? "Wir wünschen uns für die beiden ein Zuhause mit richtig viel Platz und ausgewogener artgerechter Ernährung, damit sie weiter an Gewicht verlieren und beim Laufen Muskelmasse aufbauen können."

Dunken und seine Freundin Daisy sind leider schon zum zweiten Mal im Tierheim. Ein tolles Pärchen, das Kaninchenfreunden viel Freude machen wird. Dabei haben die beiden schon Schlimmes hinter sich. Ihr erster Besitzer entledigte sich ihrer eiskalt am Tierheim. Offenbar auch, um sich die Arztkosten zu sparen. "Sie wurden im Februar 2013 einfach vor dem Heimtor in einer Transportbox abgestellt", sagt Eva Fell. Danach ging der Kampf um die Gesundheit der Ausgesetzten los. Daisy musste zunächst eine ganze Weile wegen einer schlimmen Ohrentzündung behandelt werden. Schließlich sah alles nach Happy End aus. Dunken und Daisy fanden ein neues Zuhause, doch Ende Februar waren sie schon wieder im Heim, weil in der neuen Familie niemand genug Zeit für sie hatte. Allzu lange werden sie bei ihren Stärken nicht im Heim bleiben, meinen ihre Betreuerinnen. Sie lebten im Heim zeitweise in einer größeren Kaninchengruppe. Da zeigte sich, dass sie nicht nur mit Menschen klarkommen. Sondern auch mit Artgenossen.

Weitere Infos über diese Tiere unter Tel. (06 81) 5 35 30.

Kaninchen mit Übergewicht stellen das Heim vor große Herausforderungen. Die Zahl viel zu dicker Tiere wächst besorgniserregend, wie Kleintierkennerin Eva Fell sagt. Sie stellte die üblen Folgen zusammen, die zu viel Futter für Kaninchen hat. Oft stecke pure Unwissenheit der Besitzer hinter den Riesenportionen. "Die meisten wissen gar nicht, was sie ihren Tieren antun, wenn sie diese so stark überfüttern."

Bestes Beispiel für die Folgen von Übergewicht ist Blacky. Sie ist inzwischen so dick, dass sie den sogenannten Blinddarmkot nicht mehr am Po beseitigen kann. Dieser Kot enthält viele nützliche Bakterien und bestimmte Nährstoffe, und, erst einmal ausgeschieden, nehmen ihn die Tiere zum größten Teil wieder auf. Das ist gut für die Darmflora und schützt vor Parasiten. Weil Blacky ihren Po nicht mehr erreichte, handelte sie sich besagte Parasiten ein und musste zum Tierarzt.

Übergewicht kann weitere Probleme auslösen. Beispielsweise wunde Pfoten, wenn zu viel Gewicht auf den Füßchen lastet. Noch schlimmer wird's, sobald es bei der Käfighygiene hapert oder die Besitzer die falsche Streu verwenden. Untrügliches Zeichen für Übergewicht sind Hautfalten am Kinn. Dort bilden sich Entzündungen, die nur schlecht heilen.

Außerdem belastet das Übergewicht den Kreislauf stark, so dass die Lebenserwartung oft geringer ist als bei normalgewichtigen Tieren. Das beste Mittel gegen Übergewicht ist artgerechtes Futter, was bedeutet: viel Grünfutter, Heu, frisches Wasser und wenig oder am besten gar kein getreidehaltiges Trockenfutter. Name: Speedy

Alter: etwa drei Jahre

Rasse: Kaninchen

Kastriert: nein

Gesundheit: sollte abnehmen

Besonderheit: übergewichtig Name: Blacky

Alter: etwa drei Jahre

Rasse: Kaninchen

Kastriert: nein

Gesundheit: sollte abnehmen

Besonderheiten: übergewichtig Name: Dunken

Alter: unbekannt

Rasse: Zwergkaninchen

Kastriert: ja

Gesundheit: gut

Besonderheiten: zutraulich

Zum Thema:

stichwortAm Pfingstwochenende, Samstag und Sonntag, 7. und 8. Juni, gibt es im Bertha-Bruch-Tierheim Kaffee, Kuchen und einen Flohmarkt. Der Erlös wird für dringend notwendige Reparaturen verwendet. Das Tierheim ist an beiden Tagen jeweils von 14 bis 17 Uhr geöffnet und an Pfingstmontag, wie an jedem Montag, geschlossen. ole

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