Thüringer Waldziege gibt gut Milch

Köllertal · „Vom Aussterben bedrohte Tiere“ – bei diesem Thema denkt man in erster Linie an Wildtiere. Doch auch alte Haustierrassen sind betroffen. In Deutschland stehen 130 Namen auf der Roten Liste der gefährdeten Nutztierrassen. 1981 wurde die Gesellschaft zur Erhaltung alter Haustierrassen (GEH) mit einer Regionalgruppe im Saarland gegründet. Mit der GEH wollen wir im Köllertal noch vorhandene alte Haustierrassen vorstellen. Heute: die Thüringer Waldziege.

 Esther Nimmesgern vom Riegelsberger Ziegenhof mit einer Thüringer Waldziege. Foto: Jenal

Esther Nimmesgern vom Riegelsberger Ziegenhof mit einer Thüringer Waldziege. Foto: Jenal

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Die Thüringer Waldziege entstammt ursprünglich der Schweizer Ziegenrasse "Toggenburger", wurde im 19. Jahrhundert nach Thüringen gebracht und mit den dort vorhandenen Landschlägen gekreuzt. Dadurch entstand eine neue Rasse, die 1935 den Namen "Thüringer Waldziege" erhielt. Zu dieser Zeit gab es etwa 50 000 Waldziegen in Deutschland, die Bestände blieben vor allem in der ehemaligen DDR relativ konstant. Nach der Wende 1989 stellte man in Thüringen auf Hochleistungstiere um, die mehr Milch und Fleisch lieferten, so dass 1993 mit nur noch 140 Waldziegen in ganz Deutschland der absolute Tiefpunkt erreicht wurde. Einzelnen Züchtern ist es zu verdanken, dass sie nicht ausgestorben ist und heute wieder mehr als 1000 Waldziegen in Deutschland gehalten werden.

Herbert Nimmesgern, Leiter des Riegelsberger Ziegenhofs, hält Waldziegen seit genau zehn Jahren und ist sehr zufrieden mit der Milchleistung (vier bis sechs Liter am Tag) und ihrem anhänglichen Wesen. Er hat sich einen neuen Waldziegenbock angeschafft, um diese Tierrasse weiterzuentwickeln. Schließlich sind sowohl Ziegenmilch als auch würziger Ziegenkäse stark nachgefragt.

Karl-Josef Jochem, Sprecher der GEH-Regionalgruppe Saarland, stellt erfreut fest, dass es seit 2012 einen bundesweiten Rassebeirat für die Weiterzucht der Thüringer Waldziege gibt, so dass ihr bundesweit wieder mehr Wertschätzung entgegengebracht wird. Auch ihr Einsatz in Landschaftspflegeprogrammen lässt für die Zukunft hoffen. In langjährigen Beweidungsprojekten zeigte sich, dass die Sommernahrung der Ziegen nur zu acht Prozent aus Gras und elf Prozent aus Kräutern, aber zu 80 Prozent aus Gehölzteilen besteht.

Ziegen seien deshalb hervorragend geeignet, Flächen zu entbuschen, auch dornige Gehölze wie Brombeere, Schwarz- oder Weißdorn bereiten keinerlei Probleme. Ihr Einsatz ist allerdings nur auf trockenen Böden möglich, wobei auch steinige und felsige Lebensräume geeignet sind.

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