Schneiden, nicht bloß schnippeln
Püttlingen. "Richtig ist, wenn man nach dem Schnitt einen Hut durch die Krone werfen kann, der nirgendwo hängen bleibt." Ein anschauliches Bild, das Bernd Thome im Garten des Püttlingers Karl-Heinz Gauer beschreibt. Hier treffen sich die Teilnehmer eines Baumschnittkurses, den der Obst- und Gartenbauverein Püttlingen, wie jedes Jahr, anbietet
Püttlingen. "Richtig ist, wenn man nach dem Schnitt einen Hut durch die Krone werfen kann, der nirgendwo hängen bleibt." Ein anschauliches Bild, das Bernd Thome im Garten des Püttlingers Karl-Heinz Gauer beschreibt. Hier treffen sich die Teilnehmer eines Baumschnittkurses, den der Obst- und Gartenbauverein Püttlingen, wie jedes Jahr, anbietet. Der Wahl-Püttlinger Thome, 66 Jahre alt, früherer Werkzeugmacher, weiß, wie man Hoch-, Halb- und Niederstämme, Busch- und Strauchwerk in Form bringt. "Schneiden statt schnippeln" heißt die Devise. Dafür hat Baumwart Thome mehrere überregionale Kurse mit mindestens 120 Lehrstunden in Theorie und Praxis erfolgreich absolviert und danach sein Wissen durch viele Schnittmaßnahmen vertieft (in eigenen wie in fremden Gärten). Wer leckere Mirabellen, regionale Apfel- und Birnensorten, pralle Zwetschgen, tiefrote Himbeeren oder herrliche Kirschen aus eigenem, möglichst naturbelassenem Anbau ernten will, kommt am fachgerechten Obstbaumschnitt nicht vorbei. "Die Planung beginnt eigentlich schon viel früher, nämlich bei der Anlage des Gartens", sagt Thome. Der richtigen Auswahl der Sorte und der dazu passenden "Unterlage" misst Thome große Bedeutung bei - der Laie sei in der Regel damit überfordert: "Am besten lassen Sie sich beim Obst- und Gartenbauverein beraten." Stehen die Bäume erst einmal auf der (für unsere Natur so wichtigen) Streuobstwiese, müssen sie regelmäßig geschnitten werden: "Sonst vergreisen sie schnell", sagt Thome. Konkurrenztriebe oder Vergabelungen meidet der Baumwart, stattdessen strebt er einen sogenannten Pyramidenschnitt an: "Wenn das Licht gleichmäßig einfällt, ernten Sie im Herbst schmackhafte Sonnenfrüchte mit hohem Zuckergehalt und keine sauren Schattenfrüchte." Thome stellt sich, bevor er die Astschere ansetzt, den Mercedes-Stern "mit drei Leitästen und einem Mitteltrieb" vor. Allerdings müsse der Hobbygärtner unbedingt auf "schlafende Augen" achten, die Baumscheibe mindestens zehn Jahre nach der Pflanzung seiner Bäume offen halten und mit Kalimagnesium oder gut verrottetem Kompost, Hornmehl oder -spänen düngen. Gut sei auch ein Kalkanstrich der Bäume im Oktober oder November ("Dadurch vermeiden Sie Frostrisse") und regelmäßig das Treiben von Wühlmäusen zu unterbinden. Dann fehle zu einer guten Ernte im Herbst eigentlich nur noch das richtige Wetter. Fazit Thome: "Eine Obstbaumwiese zu pflegen, bedeutet aktiven Umweltschutz zu betreiben."