Püttlinger Geschichte gerettet

Püttlingen · In den 50er Jahren rettete Heimatkundler Willibald Meyer historische Akten aus dem Püttlinger Rathaus vor der Vernichtung. Nun konnte sie sein Sohn, 21 Jahre nach Meyers Tod, dem Landesarchiv übergeben.

Solch einen Schatz wie kürzlich in Püttlingen kann Archivdirektor Michael Sander nicht alle Tage entgegen nehmen. Karl-Michel Meyer übergab dem saarländischen Landesarchivchef den Nachlass seines Vaters Willibald Meyer. Darunter zwei wertvolle Grund- und Katasterbücher aus dem 18. Jahrhundert - also nicht zuletzt der "preußischen Zeit" Püttlingens.

Feinste Handschrift

In feinster Handschrift mit Tinte und Gänsekiel wurden anno 1790 die Grenzbeschreibungen der Gemeinde Püttlingen festgehalten.

In "Morgen" und "Ruthen" maß man damals die Größe von Grund und Boden noch.

Auch die Beschaffenheit der Nachbargrundstücke wurde urkundlich festgehalten. Die Berechnung der Grundsteuer hielt man in "Gulden", "Albus" und "Pfennig" fest. Alles, was wir heute mit ein paar Klicks im Computer sortieren - Besitzer, Flurstücke, Änderungen - musste früher einzeln aufgezeichnet werden, erläutert der Archivar. Die Urkunden auf handgeschöpftem Papier wurden erst später zu Büchern zusammengefasst.

Die historischen Püttlinger Exemplare stecken in mit Leder bezogenen Einbänden. Willibald Meyer (1908 - 1993), der als Inspektor auf dem Püttlinger Rathaus arbeitete, hatte die beiden Grundbücher in den 50er Jahren gerettet, als sie auf dem Müll landen sollten.

Tausende Karteikarten

"Wir sollten im Auftrag von Bürgermeister Bossmann aufräumen", erinnert sich Willibald Meyers Neffe Günter Meyer, der damals Lehrjunge im Rathaus war. Doch sein Onkel kannte den Wert und die historische Bedeutung der Urkunden und brachte sie in Sicherheit.

Willibald Meyer war auch als Heimat- und Familienforscher bekannt. Auf Tausenden von Karteikarten hat er die Vorfahren der Püttlinger Bürger verzeichnet. Er veröffentlichte unter anderem heimatkundliche Bücher und Artikel in der Zeitschrift "Heimatbriefe", die Magister Joseph Gillet bis 1980 herausgab. So war Willibald Meyer auch eine beliebte Anlaufstelle für saarländische Heimatforscher. Vor allem Püttlinger, die etwas über ihre Herkunft wissen wollten, haben sich an ihn gewandt.

Altbürgermeister Rudolf Müller , der den Kontakt zum Landesarchiv hergestellt hattte, erklärte, dass in vielen Stammbäumen und Heimatbüchern unerkannt die Forschungsarbeit von Willibald Meyer stecken würde.

 Neffe Günter Meyer und Sohn Karl-Michel Meyer (von links) übergeben zusammen mit Altbürgermeister Rudolf Müller (rechts) die von Willibald Meyer geretteten historischen Akten an Landesarchivar Michael Sander. Foto: Jenal

Neffe Günter Meyer und Sohn Karl-Michel Meyer (von links) übergeben zusammen mit Altbürgermeister Rudolf Müller (rechts) die von Willibald Meyer geretteten historischen Akten an Landesarchivar Michael Sander. Foto: Jenal

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Auf einen BlickDas Saarländische Landesarchiv befindet sich in Saarbrücken-Scheidt in der Dudweilerstraße 1. Termine können unter Telefon (06 81) 5 01-19 30 vereinbart werden. hofwww.saarland.de/landesarchiv.htm

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