„Püttlingen schafft das“

Püttlingen · Püttlingen, ohnehin stets gastfreundlich, packt bei der Inte-gration von Flüchtlingen mit bemerkenswerter Leidenschaft an, um ein friedliches Miteinander zu bekommen. Auch wenn der Zustrom weitergehe, so schaffe man das, ist der Bürgermeister zuversichtlich.

 Die Stadtkapelle Püttlingen unter Leitung von Walter Skarba spielte am Freitagabend in der Stadthalle zum Neujahrskonzert auf. Fotos: Becker & Bredel

Die Stadtkapelle Püttlingen unter Leitung von Walter Skarba spielte am Freitagabend in der Stadthalle zum Neujahrskonzert auf. Fotos: Becker & Bredel

Ende 2014 lebten in Püttlingen und Köllerbach insgesamt 32 Flüchtlinge , gut ein Jahr später sind es 245, für das Jahresende 2016 lautet die Vorhersage 450 bis 500 Personen, falls der Zustrom anhält. Schafft die Stadt "das"?

Bürgermeister Martin Speicher (CDU ) stellte bei seiner Neujahrsansprache am Freitagabend in der Stadthalle das Flüchtlingsthema in den Mittelpunkt seiner - 23-minütigen - Rede und warb für eine mutige, großzügige Sicht der Dinge.

Speicher bekannte sich zu der Linie, die auf Bundesebene von Kanzlerin Angela Merkel (CDU ) vertreten wird: "Ja, ein wirtschaftlich und menschlich starkes Land schafft das", statt "Aufnahme ja - aber mit Obergrenze", und erst recht statt "kategorischem Stopp".

Speicher argumentierte geschichtlich (Wiederaufbau, Wiedervereinigung, weltoffenes Püttlingen ) und auch juristisch (Grundgesetz), stützte seine Zuversicht aber vor allem auf die Alltagserlebnisse in der Stadt. In den vergangenen Monaten hätten sich Bürger, Institutionen, Vereine und Mitarbeiter der Verwaltung weit über das zu Erwartende für die Ankommenden und deren Integration engagiert, ob bei Wohnungsbeschaffung, in Sprachkursen, in Kitas und Schulen, im Sozialen, in Betrieben oder bei der Freizeitgestaltung. Dies werde auch gedankt.

Es sei gelungen, alle Flüchtlinge dezentral unterzubringen (was als wichtige Vorbeugemaßnahme gegen Gettobildung gilt), und man stelle mit Erstaunen fest, dass beim Spracherwerb gute Fortschritte erzielt würden, so Martin Speicher . "Nur wenn wir diesen Weg weiter verfolgen, wird die gute Integration in unserer Stadt gelingen", - im gleichen Atemzug forderte der Bürgermeister aber auch Integrationswillen: "Wer unsere Gastfreundschaft zu missbrauchen versucht, hat hier keinen Platz."

Bislang habe sich aber erst ein einziger Gast in der Köllertalstadt daneben benommen - und sei wieder in die Lebacher Aufnahmestelle zurückgebracht worden, obwohl solch ein Verfahren eigentlich gar nicht vorgesehen sei, unterstrich Speicher die Entschlossenheit, abweichendes Verhalten nicht zu dulden.

Der aus Syrien stammende Mediziner und ehrenamtliche Sprachlehrer Dr. Jamil Al-Deiri, Vorsitzender eines deutsch-syrischen humanitären Vereins, ergriff sichtlich gerührt das Mikrofon für einen Dank an die 350 Gäste in der Stadthalle: "Was wir hier in Püttlingen bekommen, ist einmalig."

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