Pralles, buntes Leben in der Sprenger Straße

Köllerbach · Schnusen, Schnawweln, Määrgschdigg kaafe! Zur Herz Jesu-Kirmes Köllerbach hatte der Jahrmarkt am Montag Hochkonjunktur. Ein schöner Anlass, Bekanntschaften aufzufrischen, den Sommer zu genießen.

 Der Jahrmarkt lockte gestern die Menschen zu Hunderten in die für den Fahrzeugverkehr gesperrte Sprenger Straße in Köllerbach. Foto: Jenal

Der Jahrmarkt lockte gestern die Menschen zu Hunderten in die für den Fahrzeugverkehr gesperrte Sprenger Straße in Köllerbach. Foto: Jenal

Foto: Jenal

"Kommt der Juni, sind das Wetter und die meisten Leute netter." Stimmt! Gestern, beim Jahrmarkt in Köllerbach , war kein Miesepeter anzutreffen. "Alles gut gelaunt. Wir haben auch lange für schönes Wetter gebetet", sagt Standbetreiber Walfried Peters. Etwa 100 Stände sind aufgebaut. Hier gibt's gefühlte 1001 farbenprächtige Halstücher, da hunderte Handy-Hüllen, dort unzählige Kappen, Hüte und Barrets für Köpfe von Small bis XXXL, plus "Pariser Schuh für Kellabacher Fies", lacht einer.

"Und hier gibt es die Dinge, die man nur auf dem Jahrmarkt kriegt", sagt Marga Neu und meint etwa Solinger Schneidwaren, Stahlbürsten, Nähgarn in allen Farben oder die exotischsten Gewürze. "Nicht zu vergessen die schönen Bonbons", wirbt Denise Westrich für Sanddornpastillen von der Nordsee, Erikalutscher aus dem Allgäu, Kir-Royal-Leckerlis aus der Champagne, den immergrünen, pardon immerschwarzen, Bärendreck. Westrich: "Erwähnen Sie bitte unsere beliebten Berschmonnsguddzja!" Diese im Hochdeutschen Anisbonbons genannten Halsschmeichler gibt es seit vielen Jahrzehnten "nur auf Jahrmärkten", behaupten die Händler. Westrich erzählt: "Mein Schwiegervater hat die Anisbriketts 60 Jahre lang verkauft." Heute sei der Mann 103 Jahre alt und kerngesund - wegen der Berschmonnsguddzja?

Direkt nebenan verkaufen sieben Mitarbeiter des Sozialkaufhauses der Erwerbslosenselbsthilfe (ESH) allerlei zum kleinen Preis. "Heute können sie bei uns Kleidungsstücke für 50 Cent kaufen oder Bücher für die Hälfte." In der Tat: Literatur wie "Da sah er eine blonde Frau", "Durch Liebe erlöst" oder "Das Findelkind von Paradiso", um nur einiges zu nennen, kosten pro Band lediglich 25 Cent - der Lesestoff dürfte bis in den Winter reichen.

Gerhard Neu, Sonntagabend stand er noch als Tenor auf der Bühne der Stadthalle, hat sich schon früh am Morgen aufgemacht, um seiner Frau ein "Märggschdigg" (also ein Mitbringsel vom Markt) zu kaufen: "Was, wird nicht verraten."

Zur Kirmes gibt's auch Kaffee und Kuchen, Würstchen und Kartoffelsalat. Die Sportfreunde Köllerbach , sonst zuständig fürs Toreschießen, rühren oder schütteln Cocktails, backen Rigatoni al forno oder rollen Bierfässer heran. Die Welt ist in Ordnung. Und die Bewohner der Sprenger Straße, darunter der Schreiber dieser Zeilen, freuen sich auch. Warum? "Wegen des Jahrmarktes ist unsere Straße heute für den Durchgangsverkehr gesperrt. Wir genießen die himmlische Ruhe."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort