Persönlicher Blick eines Zeitzeugen auf dem Krieg Mit 98 Jahren wurde der Köllerbacher Fritz Ludwig zum Autor
Köllerbach · Wenn man das schmale Bändchen von Friedrich („Fritz“) Wendelinus Ludwig aus Köllerbach gelesen hat, fächert sich nicht nur ein großes Stück deutscher Geschichte auf, geschildert aus persönlicher Sicht.
Es weitet sich auch der Blick auf einen Menschen, der sein langes Leben mit allen Schicksalsschlägen demütig trägt, in dem tiefen Glauben, „wenn man auf Gott vertraut, vollbringt er in der größten Not Wunder“. Die Rede ist von Friedrich Ludwig, den alle als Fritz kennen, aus Köllerbach. Er ist 98 Jahre alt und hat ein Buch über seine Jugend bis zum Ende der Zweiten Weltkrieges verfasst, schöpfte für das Büchlein (50 Seiten im Selbstverlag) alleine aus
seinen Erinnerungen.
Bis auf den heutigen Tag erinnert er sich an Namen, Orte und Begebenheiten, wichtige, aber auch an Marginalien. Es ist eine außerordentliche Leistung, in diesem Alter ein solches Projekt zu stemmen und sich alleine auf das eigene Gedächtnis stützen zu können. Entstanden ist das Werk eines Zeitzeugen, von denen es nicht mehr viele gibt. „Die Jugend bis zum Kriegsende“, so der Titel, ist kein historisches Werk in wissenschaftlichem Sinn, aber eine Quelle für die Nachgeborenen.
Vor allem seine Kinder, fünf an der Zahl, das älteste auch schon 73 Jahre alt, hätten ihn dazu ermuntert – „Das musst du alles aufschreiben“ – erzählt Ludwig. Hinzu kam ein Jubiläum der Seniorenunion Püttlingen, deren Gründungsmitglied er 1995 war. Aus dieser Runde wurde Ludwig die Bitte zugetragen, einen Beitrag zu verfassen. „Schreib‘ was, du hast doch alles noch in guter Erinnerung, hieß es.“ So fügte sich das Eine zum Anderen und wurde ein Buch.
1924 in Püttlingen-Bengesen geboren, besuchte Ludwig die Volksschule und anschließend das Internat der Steyler Missionare in St. Wendel. Katholisch erzogen und geprägt, wollte der junge Ludwig Missionar werden, was der Kriegsausbruch verhinderte. Alles war von heute auf morgen anders, schreibt er. In der Evakuierung begann er in Erfurt eine Lehre als Groß- und Einzelhandelskaufmann, die er 1942 in Saarbrücken abschloss. In dieser Zeit lernte er seine Frau Marta kennen, die er 1948 heiratete – 2010 starb sie.
Die Schilderungen von kurz vor dem Krieg und seine Zeit als Soldat beanspruchen einen Großteil des Buches. Ludwig lässt die Leser teilhaben an fürchterlichen Kriegserlebnissen bis hin zu zwei schweren Verwundungen. Interessant ist die Passage, als er schildert, wie er die Mitgliedschaft in der Hitlerjugend durch den Eintritt in die Feuerwehr vermeiden wollte – half alles nur bedingt. Der Rekrutierung durch die SS entging er seinen Schilderungen zufolge nur, weil er die geforderte Körpergröße von mindestens 1,70 Meter mit seinen 1,66 Meter nicht erreichte. Im Februar 1943 erfolgte die Einberufung zur Wehrmacht.
Nach Einsätzen in weiten Teilen Europas, so die Erinnerungen von Fritz Ludwig, erreichte er 59 Tage nach Kriegsende, oft zu Fuß unterwegs, das heimatliche Püttlingen. In den Jahren des Wiederaufbaus brachte er es zum angesehenen Bilanzbuchhalter bei privaten Firmen, bei den Amtswerken Riegelsberg und der VSE in Saarbrücken.
Das Zeugnis der Zeitgeschichte aus persönlicher Sicht (9 Euro) gibt es in der Püttlinger Buchhandlung Balzert. Den Verkaufserlös spendet Fritz Ludwig an karitative Einrichtungen. Inzwischen ist schon die dritte Auflage erschienen. An der Entstehung des Buches beteiligt waren Petra Zech-Ludwig, Martin Schmidt und Robert Klein.