„Noch ist nichts beschlossen“

Püttlingen · Den Experten beim Püttlinger Infoabend prasselten die Fragen nur so entgegen: Wie funktioniert eine Gebundene Ganztagsgrundschule, wäre sie für Püttlingen eine Errungenschaft, und wann können wir sie haben?

 Interessiert lauschten rund 80 Püttlinger Eltern den Ausführungen von Vertretern des Kultusministeriums und der Stadt Püttlingen über das Konzept einer Gebundenen Ganztagsgrundschule. Foto: Monika Jungfleisch

Interessiert lauschten rund 80 Püttlinger Eltern den Ausführungen von Vertretern des Kultusministeriums und der Stadt Püttlingen über das Konzept einer Gebundenen Ganztagsgrundschule. Foto: Monika Jungfleisch

Foto: Monika Jungfleisch

80 Eltern von Grundschülern und Kindergartenkindern kamen dieser Tage zur Informationsveranstaltung der Stadt Püttlingen zum Thema "Gebundene Ganztagsgrundschule" (GGTS) in die Stadthalle. Die einen trieb die Sorge um, dass über ihren Kopf hinweg an der bestehenden Grundschullandschaft etwas geändert wird. Sie befürchten, dass eine der drei Grundschulen (Kyllbergschule Köllerbach, Pater-Eberschweiler-Schule und Grundschule Viktoria auf der Ritterstraße) zu einer verpflichtenden Gebundenen Ganztagsgrundschule (GGTS) umgebaut wird. Die anderen hingegen sorgen sich, dass die GGTS nicht schnell genug für Püttlinger Grundschüler angeboten wird.

Fragebogen kommt

Hartmut Duchene vom Kultusministerium stellte in einem gut strukturierten Vortrag das pädagogische Konzept und die Grundlinien einer GGTS vor (siehe Infokasten).

Doch der Informationsbedarf war darüber hinaus riesig. Die Fragen der Eltern prasselten über eine Stunde auf ihn, die Vertreter der Stadt Püttlingen und Silke Möckl, Schulrätin und ehemalige Leiterin einer GGTS in Saarbrücken, ein.

Die wichtigste Frage: "Ist die Einführung einer GGTS schon beschlossene Sache?" Carmen Helfgen, Abteilungsleiterin Bildung, Soziales, Integration der Stadt Püttlingen , fand klare und beruhigende Worte: "Noch ist nichts beschlossen. Wir möchten mit dieser Informationsveranstaltung die Eltern aufklären und uns als Stadtverwaltung und Schulträger ein Meinungsbild verschaffen. Der Fragebogen, der im Herbst an die Eltern verschickt wird, ist ein Messinstrument für die Wünsche der Eltern."

Die weiteren Fragen drehten sich um die pädagogische, personelle und bauliche Ausstattung der GGTS. "Wird mein Kind in der GGTS den ganzen Tag beschallt? Finden kleine Kinder noch genügend Ruhe?" Duchene: "Gerade Erstklässler werden in kleinen Schritten auf die GGTS hingeführt. Sie werden nicht den ganzen Tag 'beschallt', sondern können in Pausen und Erholungsphasen entspannen." "Nach 16 Uhr haben die Kinder dann wirklich frei, da die Hausausgaben ja in der Schule gemacht wurden", ergänzte Möckl.

Förderung beantragt

"Kann sich die Stadt Püttlingen überhaupt leisten, einen Standort als GGTS auszubauen?" Duchene: "Das Land bezuschusst die Investitionskosten zu 50 Prozent. Die Stadt Püttlingen hat bereits Fördermittel in Höhe von 400 000 Euro beim Land hierfür beantragt."

"Gibt es noch genügend Lehrer und Sozialarbeiter, die für eine GGTS nötig sind?" Möckl: "Bisher konnten alle freien Stellen an GGTS besetzt werden."

"Ist eine Betreuung über 16 Uhr hinaus dann noch möglich?" Duchene: "Ja, dann aber kostenpflichtig bis 17 beziehungsweise 18 Uhr." "Was mache ich, wenn ich mein Kind nicht in eine GGTS schicken möchte?" Duchene: "Es gibt keinen Zwang, sein Kind an einer GGTS anzumelden. Wird eine GGTS eingeführt, wird für Eltern, die dieses Angebot nicht nutzen wollen, eine Kooperationsschule ausgewiesen, an der sie ihr Kind anmelden können." "Dauert der Umbau zur GGTS Jahre?" Beigeordneter Christian Müller: "Ja, die Schaffung einer GGTS ist mit Baumaßnahmen verbunden, da neue Räumlichkeiten geschaffen werden müssen." Kann mein Kind noch auf einen Kindergeburtstag oder zum Reitunterricht gehen, wenn diese vor 16 Uhr beginnen? Duchene: "Nein, in einer GGTS dauert der verpflichtende Unterricht bis 16 Uhr."

Hatte man bis kurz vor Schluss der zweistündigen Veranstaltung den Eindruck, die Mehrheit der Eltern wehre sich vehement gegen die Einführung einer GGTS, erntete eine Mutter zum Schluss Applaus, als sie sagte: "Ich wäre froh, die GGTS gäbe es schon in Püttlingen ." Silke Möckl konnte ihr Hoffnung machen: "In Saarbrücken gibt es in einigen GGTS noch freie Plätze. Rufen Sie an."

Zum Thema:

Hintergrund Derzeit prüft die Stadt Püttlingen als Trägerin der Grundschulen im Auftrag des Stadtrates die Möglichkeit, eine der drei Grundschulen in eine Gebundene Ganztagsgrundschule umzuwandeln. Frühestmöglicher Einführungstermin wäre voraussichtlich das Schuljahr 2017/18. Vorsorglich hat die Stadtverwaltung bereits Fördermittel von 400 000 Euro beim Land hierfür beantragt. Die Entscheidung, ob und wann ein Grundschulstandort in eine Gebundene Ganztagsgrundschule umgewandelt wird, obliegt der Schulleitung und der Eltern- und Lehrervertretung. Im Falle einer Zustimmung stellt die Schule einen Antrag beim Schulträger, also der Stadt Püttlingen . Spricht sich auch der Stadtrat für eine Einführung aus, stellt die Stadt einen Antrag beim Kultusministerium. Derzeit gibt es im Saarland 146 Freiwillige Ganztagsgrundschulen und neun Gebundene Ganztagsgrundschulen, Tendenz steigend. mj

Zum Thema:

Auf einen Blick In einer Gebundenen Ganztagsschule findet an vier Wochentagen verpflichtender Unterricht von 8 bis 16 Uhr inklusive Mittagessen statt, am fünften Tag ist Halbtagsunterricht. GGTS erhalten gegenüber Halbtagsschulen zusätzliche zehn beziehungsweise neun Lehrerwochenstunden für die Klassenstufen 1 bis 2 beziehungsweise 3 bis 4, ebenso zusätzlich Erzieher/innen (0,5 Vollzeitstellen pro Klasse) sowie eine zusätzliche sozialpädagogische Leitung. Der Klassenteiler wird auf 25 Schüler festgelegt. Hausaufgaben werden zu Schulaufgaben. Die GGTS kooperieren mit Vereinen, die ihre Sport-, Musik- oder Kreativangebote nachmittags anbieten. GGTS verfügen über mehr Personal, mehr Zeit zum Wiederholen des Lernstoffs, mehr Platz, da neben Unterrichtsräumen auch Differenzierungsräume, Speiseräume und Bereiche für die Freizeitgestaltung vorzuhalten sind, und mehr Möglichkeiten, Talente der Schüler zu fördern. mj

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