Naturschutz als Markenzeichen
Püttlingen · Naturnähe als Köllertaler Gesamtkonzept: Wir sprachen mit dem Püttlinger Hans-Friedrich Willimzik, Landestierschutzbeauftragter und Tierarzt in Köllerbach, über die Ideen und Visionen, die hinter dem Vorhaben stehen.
Viele Vereine, viele Städte und Gemeinden im Saarland, viele Menschen engagieren sich mit ganz unterschiedlichen Projekten für Natur- und Tierschutz . Solche Kräfte bündeln und gleichzeitig nicht nur für die Natur, sondern auch für die Naherholung und für eine ganze Region nutzen, das möchte Dr. Hans-Friedrich Willimzik, Landestierschutzbeauftragter und Tierarzt in Köllerbach. In das Projekt "Naturnahes Köllertal" sollen die drei Köllertal-Kommunen Püttlingen , Heusweiler und Riegelsberg und deren Naturschutz-Vereine eingebunden werden, ebenso die Stadt Völklingen, auf deren Gebiet das Köllertal mit der Mündung des Köllerbachs in die Saar endet.
Mit seiner Idee rannte Willimzik viele offene Türen ein, so zeigten sich die drei Köllertaler Bürgermeister sehr angetan, der Püttlinger Stadtrat und der Riegelsberger Gemeinderat haben sich schon hinter das Vorhaben gestellt, in Heusweiler steht noch eine Entscheidung des Umweltausschusses aus.
Ortsvereine des Nabu stehen ebenfalls klar hinter dem Projekt. Kritische Stimmen gibt es allerdings auch, insbesondere wegen Beweidungsprojekten, die zum Gesamtkonzept dazugehören. Willimzik betont jedoch, dass das "Naturnahe Köllertal" weitaus mehr sei als nur Beweidungsprojekte. Bestenfalls könne das Projekt sogar identitätsstiftend sein, wenn es darum geht, dass das Köllertal auch von seinen Bewohnern als Einheit betrachtet wird. "Städte und Gemeinden können hier ernst machen mit der kommunalen Zusammenarbeit", sagt Willimzik.
Mit einbezogen werden könnten Streuobstwiesen und deren Schutz ("Ganz viele Streuobstsorten sterben aus"), Bienen- und Amphibienprojekte, ein Wildbienen-Lehrpfad, der Schutz bedrohter Nutztierrassen, wie es ihn unter anderem schon im Naturpark Kallenborn in Heusweiler-Obersalbach gibt. Willimzik: "Für einen Genetiker ist das Aussterben einer Haustierrasse etwa so wie für den Kulturhistoriker das Zerstören eines Rembrandts." Auch eine Ziegenzucht in Riegelsberg und ein Gnadenhof in Heusweiler-Eiweiler könnten eingebunden werden. Sogar Details, wie etwa Ausstellungen von Kaninchenzuchtvereinen, könnten zum Gesamtprogramm des "Naturnahen Köllertals" beitragen.
Zunächst mal ist ein Zeitraum von fünf bis zehn Jahren angepeilt, bei dem es wichtige Zwischenziele geben könnte. So solle das Projekt durchaus auch der Naherholung und eben der Werbung für das Köllertal zugute kommen. Beispielsweise könnte es in ein paar Jahren eine Wanderkarte mit verschiedenen Routen entlang der Naturprojekte im Köllertal geben, auch die zahlreich vorhandenen kulturellen Sehenswürdigkeiten könnten eingebunden sein.
Noch Zukunftsmusik, aber ein interessantes Detail: Warum nicht auch für Wanderer oder Radler mit vereinter Kraft ein kleines Info-Zentrum mit Bewirtschaftung schaffen, wo sich die beteiligten Vereine reihum durch den Verkauf etwas Geld zur Vereinskasse verdienen können? - Jeder soll eben was davon haben.
Nicht nur die Landschaft und Tiere als solche zählen beim "Naturnahen Köllertal": Sehr wichtig ist Hans-Friedrich Willimzik auch die Beschäftigung mit Naturschutz , Tierschutz und Tierethik: "Eine menschliche Ethik funktioniert nicht ohne Tierethik." Es könne entsprechende Veranstaltungen und Angebote für Schulen und Familien mit Kindern geben: "Nur Internet ist nicht so prickelnd für Kinder. Und alle Eltern sollten mal überlegen, wann ihr Kind zuletzt Kontakt etwa mit Kühen, Ziegen oder Schafen hatte."
Ein ebenfalls bedeutender Teil des "Naturnahen Köllertals", so Willimzik, solle es sein, Erwachsene und insbesondere Kinder und Jugendliche an vernünftige Tierhaltung heranzuführen, und er fragt: "Wann haben Sie zuletzt Schweine in ihrer natürlichen Umgebung gesehen?" Grundsätzlich sei auch in viele Belangen Aufklärung notwendig, Beispiel Hornissen: "Fast alle Hornissenunfälle sind auf die Inkompetenz von Menschen, nicht auf die Inkompetenz der Tiere zurückzuführen." Willimzik legt auch Wert darauf, dass das "Naturnahe Köllertal" ein Projekt mit "open end" ist, das praktisch ständig durch Änderungen und Neues weitergeführt werden und auf neue Erkenntnisse reagieren kann.