Nach Rückschlägen stärker aufstehen

Köllerbach · Er hätte vielleicht Fußball-Profi werden können – oder als Leichtathlet Geld verdienen können. Doch Mike Seewald von den SF Köllerbach erlitt immer wieder Rückschläge, meist durch Verletzungen. Sein Leidensweg kam ihm dann aber beruflich zugute.

 Mike Seewald hat eine bewegte Sportkarriere hinter sich. Foto: Rup

Mike Seewald hat eine bewegte Sportkarriere hinter sich. Foto: Rup

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"Ich habe schon einige Rückschläge einstecken müssen. Aber ich bin nie liegen geblieben, sondern stärker wieder aufgestanden", sagt Mike Seewald. Der Quierschieder wird dabei entgegen seines sonst so optimistischen Naturells ernst. Den letzten Rückschlag erlitt der Spieler des Fußball-Saarlandligisten SF Köllerbach in der Saisonvorbereitung: Schultereckgelenksprengung, Bänderriss am Schlüsselbein, Rippenbrüche. Verletzungen, die der 30-Jährige im Testspiel im vergangenen Juli gegen den SV Walpershofen (5:1) erlitten hatte.

Seewalds Erfolgsgeschichte, die auch eine Leidensgeschichte ist, begann 1998. Als Zwölfjähriger wurde er in die Saar-Auswahl berufen. Er wechselte in der C-Jugend nach dem Saarlandpokal-Sieg 2000 mit seinem Heimatverein ASC Dudweiler zum 1. FC Saarbrücken . Dort spielte er mit der A-Jugend in der Bundesliga, war aber meist Reservist. "Ich gehörte zum jüngeren Jahrgang, habe dafür aber umso härter trainiert und hätte gefühlt spielen müssen", sagt Seewald. Als er von Trainer Andreas Fellhauer mehr Spielzeit forderte, habe der ihm "Dann geh doch" gesagt. "Der Traum vom Profi-Fußballer - in einem Satz zerplatzt", erinnert sich Seewald.

Sein läuferisches Talent hatte schon lange für Aufsehen gesorgt. Leichtathletik hatte er als Ergänzung betrieben. Seewald legte seine Konzentration auf das Laufen - mit Erfolg. 2003 wurde er über 800 Meter saarländischer Hallenmeister und bei der DM Vierter. 2005 und 2006 wurde er mit dem LC Rehlingen deutscher Mannschaftsmeister. "Das hatte einem Quereinsteiger niemand zugetraut, aber ich bin ein Wettkampftyp", sagt Seewald. Doch die nächsten Rückschläge folgten. Jahrelange Probleme an der linken Achillessehne machten auch seinen zweiten Traum vom Leistungssport zunichte.

"Vielleicht bin ich zu schnell zu gut geworden und mein Körper hat nicht mehr mitgemacht", vermutet Seewald. Seine Erfahrung mit Sportverletzungen kamen aber seiner beruflichen Karriere zugute. Heute betreibt Seewald eine Praxis für Physiotherapie in Quierschied. Zu seinen Kunden gehören Spieler aller drei saarländischen Fußball-Regionalligisten. Auch Bundesliga-Profi Mike Frantz schaut regelmäßig in seiner Praxis vorbei.

Im vergangenen Sommer schnürte Seewald dann doch nochmal die Laufschuhe. Bei der Saarlandmeisterschaft lief er über die 800 Meter mit, um für seinen 20 Jahre alten Bruder Kai das Tempo zu machen. "Er ist talentierter als ich, meine Bestzeit über 400 Meter hat er schon geknackt", erzählt Mike Seewald. Sport liegt in seiner Familie. Vater Martin war Rallye-Fahrer. Schwester Svenja betrieb den Rallye-Sport bis zu einer Knieverletzung. Die jüngste Schwester Nina spielt Handball und Volleyball. Und Opa Alois war Mikes erster Trainer beim ASC Dudweiler. "Er hat mich schon auf den Fußball-Platz mitgenommen, da hatte ich noch einen Schnuller im Mund", sagt Seewald.

Bei den SF Köllerbach , mit denen er um den Oberliga-Aufstieg kämpft, ist Seewald nicht nur Spieler, sondern auch Athletik-Trainer und verantwortlich für Einzelgespräche mit den Spielern. "Der Umgang mit unterschiedlichen Charakteren macht mir Spaß. Ich habe viel Herzblut in die Mannschaft gesteckt und fühle mich pudelwohl hier", sagt Seewald. Und auch körperlich fühlt sich der 30-Jährige wieder wohl. Beim 2:1-Sieg gegen die SV Elversberg II am vergangenen Spieltag feierte Seewald seine Rückkehr. Er wurde in der 66. Minute eingewechselt und bereitete den Treffer von Jan Issa in der 80. Minute zum 2:0 der Köllerbacher vor, die an diesem Samstag um 14.30 Uhr Aufsteiger TuS Herrensohr erwarten.

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