Muttergottes als "Patientin"

Püttlingen/Reisbach. "Mein Beruf ist das Erhalten, nicht etwas Neues zu machen!" Mit diesem Satz bringt Pia Fritz die Sache auf den Punkt. Fritz ist Restauratorin und wohnt in Reisbach. Im Auftrag der Püttlinger Liebfrauengemeinde überarbeitet sie derzeit die auf dem Dachboden der Kirche wieder entdeckte Marienfigur aus der Gründerzeit der Kirche

 Es ist der Traumberuf der Reisbacherin Pia Fritz, Altes zu restaurieren. Derzeit steht die Püttlinger Muttergottes-Statue auf ihrem Arbeitstisch. Foto: Winter

Es ist der Traumberuf der Reisbacherin Pia Fritz, Altes zu restaurieren. Derzeit steht die Püttlinger Muttergottes-Statue auf ihrem Arbeitstisch. Foto: Winter

Püttlingen/Reisbach. "Mein Beruf ist das Erhalten, nicht etwas Neues zu machen!" Mit diesem Satz bringt Pia Fritz die Sache auf den Punkt. Fritz ist Restauratorin und wohnt in Reisbach. Im Auftrag der Püttlinger Liebfrauengemeinde überarbeitet sie derzeit die auf dem Dachboden der Kirche wieder entdeckte Marienfigur aus der Gründerzeit der Kirche.Ihre Aufgabe sieht die Restauratorin nicht darin, eine neue Figur zu schaffen, sondern den "anzunehmenden Urzustand" der Marienfigur zu bewahren. Arg verschmutzt wurde die Herz-Maria-Muttergottes bei ihrem jahrzehntelangen Aufenthalt auf dem Kirchendachboden. Vermutlich ist sie auch einmal nass geworden. Regenwasser ist dabei mit dem Ruß des Dachbodens eine unschöne Verbindung eingegangen. Eine ihrer Hände fehlt, ebenso die Lilie als Zeichen der Jungfräulichkeit der Gottesmutter.

Jetzt steht die Figur im Atelier der Restauratorin auf dem Tisch, beleuchtet von starken Lampen. Fritz hat nach einer Lehre als Schreinerin ihr Handwerk ("mein Traumberuf") in einem renommierten saarländischen Betrieb, der auf Denkmalpflege spezialisiert ist, gelernt, sich danach selbstständig gemacht und viele Kunstfiguren Altäre, Bilderrahmen, Holzschnitzarbeiten und Möbel ("alles, was mit Holz oder Stein zu tun hat") restauriert.

Zur Püttlinger Madonna hat sie, wie zu allen ihrer "Patienten", bereits eine intensive Beziehung aufgebaut: "Ohne das geht es nicht in meinem Beruf." Hektik ist fehl am Platz, Behutsamkeit alles. Mit diversen Pinseln und Bürsten, wasserverdünntem Spiritus und besonders mit Kernseife ohne Parfum reinigt Fritz zunächst vorsichtig die Gipsfigur mit ihren Dispersionsfarben, der Ölvergoldung, dem fein gearbeiteten Gesicht, ihrem geöffneten Herzen (Symbol der Reinheit und Keuschheit, aber auch des Schmerzes über den Verlust des eigenen Sohnes), dem Gürtel, dem Schleier und so fort.

Wie die abgebrochene Hand und die Lilie zu ersetzen sind, darüber wird sich die Restauratorin später Gedanken machen: "Wahrscheinlich werden sie über ein Metallgerüst wieder aufgebaut." Hauptziel ist, den originalen Zustand wieder herzustellen: "Die Figur darf ruhig alt aussehen. Die Ausbesserungen dürfen nicht auffallen." Patrick Winter, Vorsitzender des Liebfrauen-Pfarrgemeinderates, der die Arbeiten über Spenden aus der Kirchengemeinde finanziert, hofft, dass zum Weihnachtsfest die restaurierte Muttergottes wieder in der Kirche aufgestellt werden kann.

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