Das komplette Interview mit Annegret Kramp-Karrenbauer Lokalpolitik? - „Die war eine gute Schule“

Püttlingen · Von der Kindheit in Püttlingen bis zum neuen Amt in Berlin: Ein Gespräch mit der neuen CDU-Generalsekretärin.

  Annegret Kramp-Karrenbauer ist die neue CDU-Generalsekretärin.

Annegret Kramp-Karrenbauer ist die neue CDU-Generalsekretärin.

Foto: dpa/Kay Nietfeld

Noch vor wenigen Wochen saarländische Ministerpräsidentin, jetzt CDU-Generalsekretärin in Berlin – über Annegret Kramp-Karrenbauer und die große Politik wurde in jüngster Zeit ausführlich auch in überregionalen Medien berichtet. Wir wollten mal einen anderen Blickwinkel einnehmen und sprachen mit „AKK“ – die übrigens nichts gegen die Verwendung „ihres“ Kürzels einzuwenden hat – bei einem Treffen im Heusweiler Rathaus über ihren Werdegang in Püttlingen, wie es für sie ist, nun überwiegend in Berlin oder auf Reisen zu sein und was sie aus der Köllertaler Lokalpolitik in die Bundeshauptstadt mit nimmt.

Frau Kramp-Karrenbauer, Sie sind, als fünftes von sechs Kindern, gebürtige Püttlingerin. Eingeschult wurden Sie hier in der Grundschule Viktoria?

ANNEGRET KRAMP-KARRENBAUER Genau genommen in der Peter-Wust-Schule. Die heutige Gemeinschaftsschule war ja damals eine Volksschule und eine Grundschule. Die wurde dann aber aufgeteilt, und ich bin in die Viktoria-Grundschule gekommen – damals gab es so viele Kinder, dass es zwei Standorte gab: in der Bahnhofstraße und – dort war ich gewesen – in der Lindenstraße, wo heute der Kindergarten ist.

Bei Ihrer Einschulung, da hatten Sie doch sicher gedacht: „Ich werde irgendwann mal Ministerpräsidentin und gehe dann nach Berlin, um die CDU zu domestizieren“?

AKK (lacht) Nein, das sicher nicht. Über einen Berufswunsch hatte ich mir damals noch überhaupt keine Gedanken gemacht. Als ich eingeschult wurde, war ich erstmal nur sehr froh, dass ich endlich auch in die Schule gehen durfte. Wir waren ja sechs Kinder zu Hause, und ich bin das jüngste Mädchen gewesen. Irgendwie hatte es mich da immer genervt, dass meine älteren Geschwister schon in die Schule durfte, auch Lesen und Schreiben lernen konnten, und ich noch nicht. Da war ich dann einfach froh, dass ich endlich zu den „Großen“ gehört habe.

Was war denn Ihr erster Berufswunsch?

AKK Als Kind und Jugendliche? – Das hat gewechselt. Lehrerin zu werden, war mal Thema gewesen – sicher weil mein Vater Lehrer war. Und nachher, als ich dann ins Abitur gegangen bin, da habe ich mir einen Plan B zurechtgelegt und gedacht: Wenn das mit dem Abitur nix wird, dann würde ich gerne Hebamme werden. – Aber es ist ja dann mit dem Abitur was geworden.

An welcher Schule?

AKK Das war am Marie-Luise-Kasch­nitz-Gymnasium in Völklingen.

Wie würden Sie denn Ihre Kindheit in Püttlingen beschreiben?

AKK Absolut sorglos. Ich bin ja, wie gesagt, in einer Großfamilie groß geworden, dazu in einer Nachbarschaft, in der es viele Kinder gab. Da war es dann ganz klar, dass man sich am Nachmittag in der Regel zum Spielen draußen getroffen hat. Wobei ich durchaus manchmal auch ein Stubenhocker war. Ich habe sehr gerne gelesen. Aber wenn ich mal nicht draußen war, dann war am Nachmittag immer jemand da und es war, wie gesagt, einfach eine sehr sorglose Kindheit. – Vielleicht sorglos anders definiert als heute. Wir waren sicherlich nicht mit allen materiellen Dingen oder den neuesten Spielen ausgestattet. Aber man hatte die Zeit, auch Kind sein zu dürfen, und das mit einer gewissen Entspanntheit.

Sie sind ja eine klare Verfechterin dafür, dass es neben den gebundenen Ganztagsschulen auf jeden Fall weiterhin auch die ungebundenen, freiwilligen Ganztagsschulen geben soll, damit die Familie auch weiterhin selbst bestimmen kann, wo das Kind den Nachmittag verbringt. Kommt diese Überzeugung auch durch Ihre eigene unbeschwerte Kindheit?

AKK Ich bin ja noch in einer Zeit groß geworden, in der es vollkommen normal war, dass einer in der Familie – und das war in der Regel die Frau – zu Hause geblieben ist,  und dass es dadurch immer einen festen Anlaufpunkt gegeben hat.  Das ist heute so nicht mehr machbar. Zum einen weil – und das ist das Modell, das ich ja auch selbst lebe – Frauen und Männer gleichberechtigt sind und beide sagen: Wir wollen Beruf und Familie unter einen Hut bringen. Zum anderen sind es auch oft die Arbeitszeiten, die eine Nachmittagsbetreuung notwendig machen. Deswegen braucht man beides: ein System, das es erlaubt, in einer Ausgewogenheit zwischen Familie und Beruf zu leben – das ist das Recht, das sowohl Männer als auch Frauen haben. Aber wie sie das organisieren wollen, das soll jede Familie selbst entscheiden. Ich kenne viele Familien, die sind froh, dass sie die gebundene Ganztagsschule haben, ich kenne aber genauso Familien, die sind froh, dass das Kind noch zwei, drei Mal in der Woche in den Fußballverein oder einen anderen Verein gehen kann. Das muss man beides akzeptieren, und der Staat muss eben die Rahmenbedingungen setzen, dass auch beides möglich ist.

Was hat denn Ihr eigenes Interesse für Politik geweckt?

AKK Ich komme aus einem politischen Elternhaus. Mein Vater war Mitglied der CDU – nicht an vorderster Stelle, aber bei uns zu Hause ist immer über Politik diskutiert worden. Das Umfeld, in dem ich aufgewachsen bin, war  ja in der Zeit von Willy Brandt und seinen großen Wahlsiegen. Und da wir eher ein CDU-Haus waren, hat es auch immer eine kritische Begleitung des politischen Geschehens gegeben. So richtig selbst mit Politik befasst habe ich mich zum Ende meiner Schulzeit – das war zu Beginn der 80er Jahre. Was die Außenpolitik betrifft, wurde damals viel über die islamische Revolution im Iran diskutiert oder den Afghanistan-Feldzug der Sowjetunion. Auch der Nato-Doppelschluss war natürlich ein großes Thema, oder die Freiheitsbewegung mit Solidarnosc in Polen. – das war jedenfalls ein sehr politisch geprägtes Umfeld, als ich damals sehr ernsthaft begonnen habe, mich mit politischen Themen zu befassen.

Sie haben dann auch, in Trier und Saarbrücken, Politikwissenschaft studiert?

AKK Ich hatte ja mal mit dem Gedanken gespielt, Lehrerin zu werden. Weil es damals aber mit Blick auf die „Lehrerschwemme“ hieß, man solle bitte kein Lehramt studieren, das sei eine brotlose Kunst, habe ich mich dann dem gewidmet, was mir auch eine Leidenschaft war. Das war insbesondere die Politikwissenschaft, aber gepaart mit Jura.

Was war denn in Politikwissenschaft das Thema Ihrer Abschlussarbeit?

AKK Die drehte sich um die Regionalpolitik – insbesondere auch in dieser Region: Es ging um einen Vergleich zwischen dem Saarland und Lothringen und, auch damals schon, um die Zusammenarbeit der beiden Regionen.

Als Generalsekretär oder Generalsekretärin einer Partei, da muss man ja auch schon mal das Alphatier herauskehren, um eine Partei zu lenken – Mal Hand aufs Herz, wer hat denn nach dem Studium dem Partner den Heiratsantrag gemacht? War das Ihr späterer Mann Helmut Karrenbauer, oder waren Sie das?

AKK (lacht): Das war schon mein Mann – also ziemlich traditionell. Aber ich glaube, wir hatten beide bereits vorher die gleiche Idee, dass wir gemerkt hatten: wir wollen das Leben zusammen verbringen. Und dann wollten wir auch Nägel mit Köpfen machen und nicht so zusammenziehen, sondern auch heiraten.

Inzwischen haben Sie drei erwachsene Kinder. Natürlich waren Sie auch vorher schon oft in Berlin, aber nun wird das ja fast zur Dauereinrichtung. Wie nimmt das Ihre Familie auf?

AKK Es ist schon eine Umstellung im Moment. Ich werde ja pendeln. Aber vor allem wenn die Sitzungswochen des Bundestags sind, dann bin ich ziemlich stationär in Berlin. Und wenn die sitzungsfreien Wochen sind, dann gehört es insbesondere zu meinen Aufgaben, die Partei deutschlandweit zu bereisen und Termine vor Ort zu machen. Das heißt, dass ich vor allem an Wochenenden zu Hause sein kann, und das heißt somit auch: Es wird eine klassische Pendlerbeziehung. Aber es ist ja jetzt schon so, dass unsere Kinder – der Jüngste ist noch in der Ausbildung – auch ihr eigenes Leben haben und wir ohnehin immer versucht haben, uns an Wochenenden zu treffen. Insofern ist die Umstellung wohl am größten für meinen Mann, für die Kinder inzwischen eher weniger.

Ihr Mann wird auch mal nach Berlin kommen?

AKK Ja, sicher. Vor allem, wenn zwei Sitzungswochen hintereinander sind, dann macht es wenig Sinn, am Wochenende nach Hause zu fahren. Insofern haben wir uns schon abgesprochen, dass wir immer mal abwechseln pendeln.

Wie wohnen Sie denn in Berlin? Und ist die Bundeshauptstadt dann Ihr Erstwohnsitz?

AKK Nein, ich habe dort meinen Zweitwohnsitz. Ich habe jetzt eine kleine Wohnung angemietet. Das ist für mich auch ein ganz spannendes Gefühl, weil es seit meinem Erstsemester das erste Mal ist, dass ich wieder irgendwo alleine wohne – (lacht) das fühlt sich immer noch ein bisschen ungewohnt an.

Jetzt kommt natürlich die unausweichliche Saarland-Frage: Haben Sie denn in Berlin schon einen Platz zum Schwenken?

AKK (lachend): Nein, aber ich habe entdeckt, dass das Adenauer-Haus eine sehr schöne Dachterrasse hat, und sobald das Wetter jetzt besser ist, dann werden Mark Reck und ich uns  das anschauen, ob es da Platz gibt für einen Schwenker. (Anm. d. Red.: Mark Reck, bisher Leiter des Büros der Ministerpräsidentin und ebenfalls Püttlinger, ist ab April Leiter des Büros der CDU-Generalsekretärin in Berlin.)

Ernsthaft: Was macht man denn, wenn man in Berlin mal von der Politik abschalten will? Haben Sie schon einen Lieblingsplatz oder vielleicht ein Lieblingsrestaurant?

AKK Berlin ist natürlich sehr, sehr vielfältig, und insofern wird es dort auch noch sehr viel zu entdecken geben. Mein Lieblingsplatz war immer die saarländische Landesvertretung, und das wird sie auch bleiben. Das ist so ein Stück Heimatgefühl. Es gibt da aber zum Beispiel auch ein ganz kleines spanisches Restaurant, das ich entdeckt habe, das sehr locker und urig ist und gutes Essen hat – da gehe ich auch sehr gerne hin. Und Berlin hat natürlich sehr viel an kulturellen Möglichkeiten zu bieten. Ich habe ja auch hier im Saarland gerne, wenn sich die Möglichkeit geboten hat, im Theater oder in Konzerten oder auch mal im Kino Entspannung gesucht. Da werde ich dann sicherlich, sobald ich mich etwas eingewöhnt habe, auch in Berlin mal die Fühler danach ausstrecken, und da freue ich mich auch drauf.

In Püttlingen kann man Sie ja durchaus auch „ganz normal“ beim Einkaufen treffen. Bleibt diese Freiheit auch in Berlin, oder kann man sich wegen der Anonymität der Großstadt vielleicht sogar noch freier bewegen?

AKK Ja, in Berlin bin ich schon viel anonymer. Und die Dichte an Politikern, die man vielleicht kennt, ist natürlich auch wesentlich höher, so dass Begegnungen mit Bundespolitikern vielleicht nicht gar so ungewöhnlich sind. Ich freue mich aber auch, wenn ich an Wochenenden in Püttlingen in „meine“ Geschäfte gehen kann. Beim Einkaufen mit Bürgerinnen und Bürgern zu reden, das war für mich immer so eine Art spontane Bürgersprechstunde – das gehört dazu, und ist auch ganz wichtig, um den Kontakt zu den Menschen nicht zu verlieren. – Denn das ist schon eine große Gefahr in Berlin: Man bewegt sich immer in den gleichen Zirkeln, schmort sozusagen im eigenen Saft. Da erscheinen dann Dinge plötzlich ungeheuer wichtig, und wenn man dann wieder zu Hause ankommt, dann merkt man: Das interessiert die Leute eigentlich gar nicht so. Das Gespräch auf der Straße oder beim Einkauf ist also auch ein gutes Korrektiv.

Nochmal zu Ihren aktiven politischen Anfängen. Die lagen in der Jungen Union und im Püttlinger Stadtrat.  Man hatte den Eindruck, der damalige und langjährige Püttlinger Bürgermeister Rudolf Müller war so etwas wie Ihr politischer Ziehvater?

AKK Eigentlich hatte ich zwei solche „Väter“, oder ich nenne es mal Begleiter: Das eine war der damalige CDU-Ortsvorsitzende Josef Strauß, der mich auch in die Partei aufgenommen hat, der mich über all die Jahre begleitet hat und von dem ich auch sehr, sehr viel gelernt habe. Und natürlich auch Rudi Müller, der mich ja auch relativ früh als Beigeordnete vorgeschlagen hat und von dem ich auch gelernt habe, wie man gute und trotzdem mutige Kommunalpolitik macht – eben auch eine, die vor unangenehmen Entscheidungen nicht zurückschreckt und mit der man sich trotzdem auch Respekt und Unterstützung erwirbt. Rudi Müller war es auch, der mir an ganz entscheidenden Punkten meines Lebens sozusagen den Klapps gegeben hat, die Ermutigung, es auch zu wagen.

Zum Beispiel?

AKK Das war zum Beispiel so, als das Angebot kam, dass ich für Klaus Töpfer in den Bundestag nachrücken sollte. Da war unser jüngster Sohn gerade auf die Welt gekommen. Und ich habe da schon überlegt: Soll ich das machen, mit so einem kleinen Kind? Ich weiß noch, dass Rudi Müller mich damals angerufen hat und in der ihm eigenen Art gesagt hat: „Das ist super, und das machst du jetzt!“ – Da blieb gar keine Zeit mehr, lang zu überlegen. Insofern habe ich sowohl Josef Strauß als auch ihm sehr, sehr viel zu verdanken.

Und was nimmt man so mit, aus der Lokalpolitik in die Bundespolitik?

AKK Ich habe wirklich die tiefe Überzeugung, dass es keine große Politik und keine kleine Politik gibt, sondern nur gute und schlechte, und dass man feststellt, dass viele Mechanismen und auch viele Fehler die man machen kann, vollkommen identisch sind, egal ob es sich um Entscheidungen im Gemeinderat handelt oder um oder Entscheidungen im Bundestag. Vieles von dem, was ich gelernt habe und auch an Erfahrungen gemacht habe in der Kommunalpolitik, trifft man auf anderer Ebene auch noch mal. Und was man eben in der Kommunalpolitik lernt, ist vor allen Dingen, dass man sehr unmittelbar für seine Entscheidungen einstehen muss – egal ob die Entscheidungen positiv oder negativ ankommen: Man trifft einen Tag später im Ort die Leute und wird darauf angesprochen. Das ist eine gute Schule – und die darf man auch auf Bundesebene nicht verlernen.

Also gerade auch eine gute Schule für eine Generalsekretärin einer Partei, die ja manchmal Dinge vermitteln muss, die nicht jeder mag?

AKK Ja, aber es ist vor allem auch die Aufgabe der Generalsekretärin, zu kommunizieren und zu erklären, und auch diejenigen, die die Dinge kritisch sehen, nicht einfach abzubügeln, sondern auch diese Stimmung mitaufzunehmen und nochmal in die Parteiarbeit zurückzuspielen – das ist die Idealvorstellung, und das lernt man eben auch in der Kommunalpolitik. Und insofern hoffe ich auch, dass ich für das Amt ganz gut gerüstet bin.

In politischen Gremien hat man ja auch die Möglichkeit, Sachverhalte zu erklären. Aber wenn man die Öffentlichkeit erreichen will, wird es schon schwieriger. Im Internet, bei Facebook & Co., wird ein schnell rausgehauener Spruch, der komplizierte Sachverhalte nicht wirklich erklärt, Tausende mal  verbreitet, aber echte inhaltliche Auseinandersetzungen werden im Vergleich dazu kaum wahrgenommen. – Ist das nicht manchmal frustrierend?

AKK Nicht frustrierend, aber natürlich wünscht sich jeder in der Politik Formate, in denen er Sachverhalte auch mal länger im Zusammenhang darstellen kann. Wir erleben auf der einen Seite eine Welt, die immer komplizierter wird, aber die Antworten darauf sollen immer einfacher werden und immer kürzer in der Formulierung sein. Das ist natürlich heute die große Herausforderung und die große Kunst in der Politik, den Kern einer komplizierten Sache auch so herauszuarbeiten, dass man ihn in eine relativ leichte Formulierung packen kann. Das ist etwas, an dem man permanent arbeiten muss und ganz generell eine der größten Herausforderungen für die politische Arbeit heute.

Aber müsste man in einer streitbaren Demokratie, die wir ja vom Grundsatz her sind, nicht stärker, vielleicht aggressiver gegenhalten gegen die Parolen-Politik? Mal ganz platt gesagt: Vielleicht ein paar hundert junge Leute einstellen, die sich im Netz bewegen und die Demokratie verteidigen?

AKK Es gibt ja durchaus Gruppen und auch sehr viele junge Leute, die sich aktiv in Auseinandersetzungen einmischen – was man vielleicht in den traditionellen Medien gar nicht so wahrnimmt. Aber im Grunde genommen muss das Ziel ja sein – auch einer Generalsekretärin – die eigenen Parteimitglieder in der Kommunikation so weit zu ermutigen und auch so weit zu unterstützen, dass sie in solchen Diskussionen bestehen können – egal, ob es jetzt die klassische Diskussion am Stammtisch ist oder die Diskussion in einer Whatsapp-Gruppe oder auf Facebook. Dazu braucht man zum Teil unterschiedliche Kommunikationswege, unterschiedliche Formulierungen, aber am Ende muss klar sein: welche Grundüberzeugung steckt dahinter, was sind unser Argumente. Das ist Handwerkszeug, und das braucht man, egal, auf welchem Kanal man kommuniziert.

Unterm Strich hört sich das alles auch nach einem ordentlichen  Arbeitspensum an?

AKK Na ja, die Schlagzahl in Berlin ist schon ungeheuer hoch. Man bekommt ja ständig die verschiedensten Informationen. Das ist schon eine Herausforderung. Da muss man – das wird vielleicht noch ein bisschen dauern – ein eigenes Gespür entwickeln: Was ist so gravierend, dass man gleich etwas machen muss, und was kann man vielleicht ein Stück weit abtropfen lassen. Aber ein gewisses Gespür hat man natürlich auch jetzt schon aus der Politik. Auf der einen Seite: Auch die Berliner kochen nur mit Wasser. Auf der anderen Seite: Man kann überhaupt nicht mehr klassisch trennen, was ist jetzt Arbeitszeit im Adenauerhaus und was ist Freizeit. Das ist eine Frage der Selbstdisziplin, nicht immer dem Reflex nachzugeben und permanent aufs Handy zu schauen, ob wieder irgendeine Meldung reingekommen ist. Wer 24 Stunden aufs Handy starrt, der hat auch keine Zeit mehr, selbst nachzudenken, und das muss schließlich mal sein. – Nachdenken ist ja auch in der Politik durchaus von Vorteil.

Das Gespräch führte Marco Reuther

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