"Wollüstig, leidenschaftlich, kokett", das alles bringt die Allemande - ein zweiteiliger Schreittanz - zum Ausdruck. Beim Mittelalter-Konzert von Pipes'n'Strings in der Martinskirche ging es aber gesittet zu. Gleichwohl auch temperamentvoll, es stand höfische, bäuerliche, irische, bretonische, und keltische Tanzkultur auf dem Programm.

Seit sieben Jahren spielt die Gruppe zum Auftakt des Köllerbacher Mittelaltermarktes in der historischen Kirche. Zum Einsatz kommen etwa diverse Flöten. Auch das "Hümmelchen" wird geblasen, eine Sackpfeife nach Art des großen Dudelsacks, jedoch auf Grund der geringen Größe bestens geeignet für geschlossene Räume. Die Bothrán, eine irische Rohrtrommel, sorgt für den rechten Rhythmus. Ein Saiteninstrument, in diesem Fall die tief gestimmte Mandola, ist ebenfalls dabei. Und schon wird rundgetanzt, jedenfalls musikalisch gesehen. Pipes'n'Strings spielt tradionellen Folk des Mittelalters, der Renaissance und des Frühbarock.

Weder Krieg noch Hungersnöte, Pest oder Cholera hielten unsere Vorfahren vom Tanzen ab. Reels mit scheinbar niemals aufhörenden Melodielinien, rasant schnelle "Angeber-Jigs" im Sechsachteltakt, gravitätisch schreitende Allemanden, Minnelieder eines "Neidhardt genannt von Reuenthal", überlieferte Tanzweisen aus Spanien, Frankreich, den "teutschen Landen" oder von der "grünen Insel" Irland - die sechs "Piper" kamen beim Publikum in der Martinskirche wieder einmal gut an. "Am liebsten würde ich jetzt durch den Mittelgang tanzen", freut sich Marianne Fliehmann über den mitreißend treibenden Klang des mittelalterlich gewandeten Sextetts.

Silberne Harfen-Klänge

Passend dazu spielte vorab der Harfner Mathias Kunzler die keltische Harfe, ein handlich kleines Instrument mit silbrigem Klang, der prima mit der schönen Akustik und dem historischen Ambiente der Martinskirche harmonierte.

Joachim Conrad, Pfarrer und anerkannter Historiker, stimmte mit seiner engagierten Führung durch die Martinskirche auf das Konzert ein, als Auftakt zum dreitägigen Mittelalterspektakel in der Burg Buchbach.