Niederländisches Königspaar im Saarland Königspaar auf Stippvisite

Saarlouis/Püttlingen · Eine halbe Stunde an einem eher kargen Ort, und alle schwärmen vom niederländischen Königspaar Willem-Alexander und Máxima. Die Gäste informierten sich am Donnerstag in Saarlouis über genossenschaftliche Energieerzeugung der BEG Köllertal.

Das niederländische Königspaar, Willem-Alexander und Máxima, steigen vor dem NBS in Saarlouis  aus. Kein öffentlicher Termin - aber einmal Winken musste einfach drin sein

Das niederländische Königspaar, Willem-Alexander und Máxima, steigen vor dem NBS in Saarlouis  aus. Kein öffentlicher Termin - aber einmal Winken musste einfach drin sein

Foto: BeckerBredel

Es galt ihnen, das scheue königliche Winken, das Máxima den Wartenden gegenüber dem Neuen Betriebshof Saarlouis (NBS) schenkte. Auch wenn die Visite des niederländischen Königspaares Willem-Alexander und Máxima im Saarland nur ein Arbeitsbesuch und der Abstecher zum NBS am Donnerstag nicht öffentlich war. Aber rund hundert Schaulustige waren doch gekommen, zumeist Frauen. Der Kurzbesuch des Königspaares galt der Bürger-Energie-Genossenschaft (BEG) Köllertal mit Sitz in Püttlingen. Die BEG hat auf dem Dach des Neuen Betriebshofes Saarlouis (NBS) eine Photovoltaik-Anlage gebaut – finanziert komplett mit Anteilen an der BEG, die jeder Bürger erwerben kann. Sechs derartige Anlagen hat die BEG bisher errichtet. In Saarlouis sind es neben dem NBS auch das Dach der Römerbergschule in Roden und (im Bau) das Dach der Vogelsangschule, drei neue sind geplant. Weitere Anlagen betreibt die BEG, die inzwischen 242 Mitglieder hat, in Riegelsberg (etwa auf dem Rathausdach) und in Püttlingen, wo sie nun auch die Kulturbahnsteig-Überdachung nutzen möchte (wir berichteten).

Das mit dem Arbeitsbesuch galt doppelt, das Königspaar wollte den NBS so sehen, wie er an einem Arbeitstag ist. Blumen waren ausdrücklich nicht erwünscht, sagte nachher NBS-Leiter Björn Althaus, nichtmal die beiden Stehtische für die Gespräche sollten eine Schürze bekommen. Also redete man in der Halle an zwei knallroten Ölfässern, die mit einer Platte abgedeckt waren. Einmal mehr gewienert hatten die NBSler natürlich, 40 von ihnen waren zur Begrüßung da.

Das Königspaar entstieg pünktlich einer schwarzen Audi-Limousine. Der Vorstandsvorsitzende der BEG, Karl Werner Götzinger aus Köllerbach, begrüßte es als erster. Schließlich waren die Niederländer wegen der BEG gekommen. Die Protokollabteilung hatte ihn und die anderen informiert: Das Königspaar wird zuerst mit Majestät angeredet, dann einfach mit „Sie“. Willem-Alexander kam in gedecktem Blau mit sehr dezent orangefarbener Krawatte. Máxima trug ein rot-goldenes Designerkleid und einen knallroten, turbanähnlichen Hut. Auf dem Weg zur NBS-Halle: immer wieder Applaus.

In der Halle sprach man an den beiden Stehtischen über die Bürger-Energie-Genossenschaft. Auf die BEG waren die Niederländer gekommen, weil derzeit des 200. Geburtstages von Karl Marx und des Begründer des Genossenschaftswesen, Friedrich Raiffeisen, gedacht wird. Da suchte man im Saarland nach einer Genossenschaft, gern für Energie, und fand eben die BEG. Der Funke sei schon beim Betrachten der BEG-Internetseite übergesprungen, war hinter den Kulissen zu erfahren. BEG-Vorstandsvorsitzender Karl Werner Götzinger wusste aus den Vorgesprächen, dass die Wahl auf die BEG auch deswegen gefallen sei, „weil wir uns als Dafür-Bürger verstehen. Wir sagen nicht, man müsste was tun für die Energiewende, wir tun was.“

An den Tischen standen neben dem Königspaar und Götzinger auch Ministerpräsident Tobias Hans, der Botschafter der Niederlande, Wepke Kingma, die niederländische Ministerin für Außenhandel und Entwicklungszusammenarbeit, Sigrid Kaag, die niederländische Generalkonsulin Ellen Berends, Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger, der Saarlouiser Oberbürgermeister Peter Demmer und NBS-Leiter Björn Althaus.

Eine halbe Stunde später machte sich schlagartig Entspannung breit. Die Vorbereitung hatte gestresst. Das Ereignis war im Nu vorbei, total entspannt, wie die Saarlouiser Gastgeber betonten. Althaus, Rupp und Götzinger waren sich einig: Das Königspaar sei kein bisschen distanziert gewesen, man habe sich mit ihnen direkt wohl gefühlt, es seien „extrem freundlich, sehr angenehme Zeitgenossen.“ Klimamanager Horst Rupp: „Ich hatte mit das steifer vorgestellt, wenn Königs kommen.“

Götzinger, Rupp und Demmer stellten fest, dass sich das Königspaar tatsächlich für das Genossenschaftsmodell der BEG interessiert habe. Das hätten die Nachfragen gezeigt. Besonders Máxima, sagten Götzinger und Rupp, sei sehr ins Detail gegangen. Rupp: „Sie hat heute nicht zum ersten Mal über das Thema Energie gesprochen.“ So wollte die Königin wissen, ob sich das BEG-Modell rentiere und wie der eingespeiste Strom bezahlt wird. „Ich glaube, wir konnten ihnen das Thema nahebringen“, bilanzierte OB Demmer. Er habe auch den Ratsbeschluss erläutert, mit dem sich Saarlouis auf den Weg zur Null-Emissions-Kommune gemacht habe. Das BEG-Modell habe die Gäste angesprochen, meinte auch Ministerpräsident Tobias Hans. „Da können wir etwas vorzeigen. Das kooperative Modell der Energieerzeugung passt ja auch gut zum Zusammenhalt der Saarländer.“

Die Atmosphäre war heiter beim Besuch des niederländischen Königspaares im NBS. „Jetzt scheint die Sonne, da freut sich die BEG“, scherzte König Willem-Alexander in wie gewohnt bestem Deutsch und löste Gelächter aus – wie gewünscht, das Gruppenfoto wurde heiter. Es sei eben ein Traum, wenn regenerative Energie und das Genossenschaftsmodell „so ein Feedback“ bekommen, meinte Rupp. Bei der öffentlichen Resonanz, die das Thema derzeit habe.

Ein kleiner Witz von König Willem-Alexander, und alles lachte. Das Foto mit den Mitgliedern der BEG (und OB Peter Demmer) war perfekt.

Ein kleiner Witz von König Willem-Alexander, und alles lachte. Das Foto mit den Mitgliedern der BEG (und OB Peter Demmer) war perfekt.

Foto: Petra Molitor/Stadt Saarlouis
 Das Königspaar mit BEG-Vorstandsvorsitzendem Karl Werner Götzinger (links) und NBS-Leiter Björn Althaus.

Das Königspaar mit BEG-Vorstandsvorsitzendem Karl Werner Götzinger (links) und NBS-Leiter Björn Althaus.

Foto: Petra Molitor/Stadt Saarlouis

Dann entfernte sich die Autokolonne wieder auf dem Weg zum Abendessen in Schloss Saareck. NBS-Leiter Björn Althaus: „Ich werde meinen dreieinhalbjährigen Zwillingen heute Abend erzählen, dass der König bei uns war. Sie werden weinen, weil sie nicht dabei sein durften und in der Kita bleiben mussten.“

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