Blick in die Geschichte zeigt kuriose Geschichte Ein Beinhaus, weil der Pfarrer nicht in die Kirche durfte

Köllerbach · Im Mittelalter wurde der Martinskirche in Köllerbach noch ein Anbau im romanischen Stil angefügt, der eine heute etwas seltsam anmutende Entstehungsgeschichte hat: Von der Abtei Wadgassen kam nur sonntags ein Mönch, um die Messe zu halten.

Das war den ortsansässigen Bauern zu wenig, doch ein einfacher Pfarrer durfte in der Kirche, in der ja die Abtei Wadgassen das Sagen hatte, keine Messen halten. Also musste der Anbau her mit dem Ziel, einen Pfarrer für morgendliche Fünf-Uhr-Messen zu gewinnen. Ohnehin war es so: „Jeder Priester brauchte im Mittelalter seinen eigenen Altar“, erklärt Professor Joachim Conrad.

Der Anbau bekam noch im Mittelalter eine neue Nutzung als  „Beinhaus“. 28 Dörfer gehörten damals zur Kirche. Die Verstorbenen wurden in jenen Tagen nicht in Särgen, sondern in Tüchern bestattet und mit gelöschtem Kalk bedeckt. Nach etwa sieben Jahren wurden Röhrenknochen und Schädel ausgegraben, gewaschen, eingeölt und im Beinhaus gestapelt – eine Tradition, die dann von der evangelischen Kirche verboten wurde. Die Dorfbevölkerung widersetzte sich dem zunächst, bis 1618 die Anordnung des Saarbrücker Grafen kam, dass nun mit dem Beinhaus Schluss zu sein habe.

Lange nach dem 30-jährigen Krieg verschwand der Anbau dann völlig, und die einst im Beinhaus gelagerten Knochen wären vielleicht vergessen geblieben, wäre nicht 1952 ein Heizungskeller im Bereich vor dem Turm gebaut worden, „damals“, so Conrad, „wurden Berge von Knochen gefunden – etwa zwei Lkw-Ladungen“, die dann in einer Grube auf dem Friedhof Köllerbach zur endgültig letzten Ruhe gebettet wurden.

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