Klinik fürchtet Nachteil durch Windrad

Püttlingen · Die Knappschaftsklinik wurde vom Bau des Windparks Bous überrascht. Der Geschäftsführer drückt sein Befremden aus. "Ich komme in die Klinik, und alles ist in heller Aufregung", schildert Dr. Andreas Ruffing, Geschäftsführer des Knappschaftsklinikums Saar in Püttlingen. Was für die Aufregung sorgte, das ist der Windpark Bous, dessen Bau, mit der Abholzung der benötigten Waldfläche, bereits begonnen hat (wir berichteten). Die Klinik, die etwa 900 Meter vom nächsten Windrad entfernt läge, wurde vorab nicht informiert. - "Das war eine Vorgehensweise, die mich maximal gestört hat", formuliert es Dr. Andreas Ruffing.

 Dr. Andreas Ruffing, Geschäftsführer Knappschaftsklinik. Foto: Klinikum

Dr. Andreas Ruffing, Geschäftsführer Knappschaftsklinik. Foto: Klinikum

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Nun prüfe man, ob es für die Klinik Möglichkeiten gibt, das Vorhaben zu stoppen. Beim Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA), so Ruffing, habe er Akteneinsicht beantragt und sein Befremden zum Ausdruck gebracht, dass die Klinik nicht informiert wurde. "Ich finde das ungewöhnlich - gerade im Saarland, wo jeder jeden kennt, so ein Projekt ohne Vorab-Information zu starten. Wenn das jetzt unser Demokratie-Verständnis ist, dass man vor vollendete Tatsachen gestellt wird . . ."

Ruffing weist darauf hin, dass in anderen Ländern und Bundesländern der Mindestabstand zu Windkraftanlagen weitaus höher ist als im Saarland. Ein besonderes Augenmerk legt Ruffing zudem auf den Infraschall, also den Bereich des Schalls unter 20 Hertz, der für den Menschen zwar nicht hörbar ist, der aber dennoch Auswirkungen auf den Menschen haben kann.

Die Auswirkungen, welche Infraschall-Frequenzen auf welche Entfernungen welche Wirkungen haben, seien noch nicht ausreichend erforscht. Sollte bei laufenden oder späteren Studien herauskommen, dass der Infraschall von Windrädern gesundheitsschädlich ist, dann sei dies natürlich "ein erheblicher Standortnachteil für die Klinik in Püttlingen", auch deswegen sei es nicht nachvollziehbar, nicht im Vorfeld informiert worden zu sein.

Weitere Unwägbarkeiten seien zum Beispiel, ob und wie sensible Geräte in der Klinik auf Infraschall reagieren und ob es Auswirkungen in Bezug auf die vorgehängte Metall-Fassade der Klinik gibt. Auch an die Psychosomatische Klinik im Knappschaftskrankenhaus denkt Ruffing: Für die Patienten sei die ungestörte Lage im Grünen, mit Möglichkeiten zu Spaziergängen in der Natur, ideal.

Das Knappschaftsklinikum in Püttlingen ist der größte Arbeitgeber im Köllertal (gut 900 Mitarbeiter). Zudem wurde die vergangenen Jahre viel investiert. Die Frage sei, ob die Knappschaft künftig lieber in andere Standorte investiert, die nicht den genannten Unwägbarkeiten ausgesetzt sind.

Zum Thema:

Infraschall Infraschall gibt es sowohl überall natürlich in der Umwelt (etwa durch Meeresbrandung oder starke Windböen) als auch von Menschen erzeugt (Verkehr, Autos, Maschinen). Es ist Schall mit Frequenzen unter etwa 16 bis 20 Hertz, der unter der Hörschwelle des Menschen liegt, aber in bestimmten Infraschall-Frequenzen durch den "Schalldruck" (Luftdruckschwankungen) doch wahrgenommen wird.

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