Evangelische Kirche Kirche kommt auf den Prüfstand

Püttlingen · Um das „Feuer des Glaubens“ ging es unter anderem bei der Synode des Kirchenkreises Saar-West in Püttlingen.

 Die Synode des Evangelischen Kirchenkreises Saar-West tagte am Samstag in der Püttlinger Stadthalle.

Die Synode des Evangelischen Kirchenkreises Saar-West tagte am Samstag in der Püttlinger Stadthalle.

Foto: Sfefanie Stein

Ecclesia semper reformanda, Kirche verändert sich immer. „Dazu brauchen wir mehr Freiheit im Denken und Handeln, mehr Mut, Altes zu verändern oder abzuschaffen und Neues zu wagen“, rief Superintendent Christian Weyer in der Novembersynode des Evangelischen Kirchenkreises Saar-West den Delegierten zu. Aus 26 evangelischen Gemeinden kamen am Samstag die Synodalen, hauptamtliche, berufene und ehrenamtlich tätige, in die Püttlinger Stadthalle, um ein strammes Arbeitspensum zu bewältigen.

Hauptknackpunkt war, neben dem Rückblick auf das Reformationsjubiläum und der Beschäftigung mit dem nach wie vor engen Finanzrahmen, die Frage: „Wie schaffen wir es, unsere Kirchengemeinden wieder näher an die Menschen zu bringen?“ Dazu einige Forderungen aus dem „Thesenpapier 2017“, das Christen im zu Ende gehenden Reformationsjahr so formuliert hatten: „Mehr Lebendigkeit im Gottesdienst!“ „Feuer des Glaubens. Neu entfachen!“ „Leben. Miteinander. Füreinander!“ „Unrecht. Empört Euch. Benennt es!“ Der Superintendent (wörtlich Aufseher, gemeint ist in der evangelischen Kirche der geistliche Leiter eines Kirchenkreises) forderte dazu auf, den Impuls aus dem aus seiner Sicht gelungenen Reformationsjubiläum zu verstehen „.als Auftakt zur Weiterarbeit an notwendigen Veränderungen“.

Weyer sieht in diesem Zusammenhang die Kirche in der Pflicht, seine hauptamtlichen Pfarrerinnen und Pfarrer vom „hohen Verwaltungsaufwand zu entlasten beziehungsweise auch, die Regelwerke der Kirche von unnötigen Vorschriften, Vorbehalten und Verfahren zu befreien.“ Aber auch die Presbyterien und andere Leistungsgremien müssten Prioritäten setzen. Weyer: „Wir müssen auf Dauer entscheiden, was in der Gemeinde, in den einzelnen Arbeitsbereichen und Einrichtungen wichtig ist und Bestand haben soll und was beendet werden kann.“

Auf den Prüfstand, alle bisherigen Gewohnheiten kritisch zu hinterfragen, gehöre beispielsweise auch der Gottesdienst sonntags um 10 Uhr oder die Frage, eine Kirchengemeinde an geografischen Grenzen festzumachen. „Wichtig ist mir dabei, dass überhaupt reflektiert wird. Einheitslösungen wird es in unserem pluraristischen Kirchenkreis nicht geben, aber die innere Grundhaltung sollte überdacht werden“, unterstrich der Supenindendent seinen Aufruf an die Delegierten. Nicht ohne sich begeistert zu zeigen über kreative Ansätze beim erwähnten Reformationsfest wie Gottesdienste im Freien oder an ungewöhnlichen Orten, wie Kooperationen unter Kirchengemeinden sowie ökumenische Zusammenarbeit: „Da wurde die Erfahrung gemacht, das gemeinsam viel mehr zu erleben und bewegen ist“, sagte Weyer.

Nach der Mittagspause verabschiedeten die Synodalen den Haushalt für das Jahr 2018. Der Kirchenkreis Saar-West rechnet im kommenden Jahr mit einem Kirchensteueraufkommen von etwa 17 Millionen Euro. Davon gehen Umlagen ab: gut vier Millionen für die Landes- und auch die Evangelische Kirche in Deutschland, 989 000 Euro für die Verwaltung und gemeinsame Einrichtugen wie beispielsweise die AG „Evangelische Jugend“ oder der Telefonseelsorge, für die Arbeit „Diakonie Saar“ gut 770 000 Euro. Damit stünden am Ende jeder Gemeinde pro Mitglied 136 Euro zur Verfügung, rechnete der Superintendent vor.

 Superintendent Christian Weyer bei der Synode.

Superintendent Christian Weyer bei der Synode.

Foto: Stefanie Stein

„Leider sinken die Gemeindegliederzahlen aufgrund des demografischen Wandels weiter.“ Dadurch verschärfe sich das Finanzdilemma trotz Sparmaßnahmen weiter, gleichwohl seien konkrete Maßnahmen wie Gemeindezusammenlegungen oder personelle Konsequenzen aktuell nicht in der Debatte, bestätigte Superintendent Chritian Weyer am Samstag auf Nachfrage der Saarbrücker Zeitung.

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