Neue Bürgermeisterin Kopfüber in die Entscheidungen

Püttlingen · Wie war die erste Zeit? Was hat sich im Leben geändert? – Gespräch mit der neuen Püttlinger Bürgermeisterin.

 Denise Klein (SPD), Bürgermeisterin von Püttlingen, an ihrem Arbeitsplatz im Rathaus der etwa 18 500 Einwohner zählenden Stadt im Köllertal.

Denise Klein (SPD), Bürgermeisterin von Püttlingen, an ihrem Arbeitsplatz im Rathaus der etwa 18 500 Einwohner zählenden Stadt im Köllertal.

Foto: Engel

Denise Klein ist seit gut einem halben Jahr Bürgermeisterin von Püttlingen – damit sitzt erstmals eine Frau und erstmals ein SPD-Mitglied auf dem Chefsessel des Rathauses. Wir sprachen mit ihr über ihre Erfahrungen im Amt, Pläne für die Stadt und die Auswirkungen des Amtes auf das Privatleben.

Frau Klein, man riecht noch die frische Farbe in Ihrem Büro. Es kommt mir heller vor als früher und … lag hier nicht mal ein dunkler Teppichboden? (Jetzt ist es ein glatter, heller Bodenbelag.)

Denise Klein: Ja, der Teppich war hier schon unter Bürgermeister Müller drin gewesen. (Anm.d.Red: Rudolf Müller war von 1974 bis 2001 im Amt.)

Nicht nur der Teppich ist neu. Sie haben zum Beispiel wieder Gesprächsrunden mit den Beigeordneten und mit den Fraktionsvorsitzenden eingeführt.

Denise Klein: Weil ich alle möglichst frühzeitig einbinden will. Das hat bisher ganz gut geklappt und verhindert auch unnötige Auseinandersetzungen.

Sie haben zudem die Bürgersprechstunden verlängert. Sind die gut besucht?

Denise Klein: Sehr gut. Gerade, bevor Sie gekommen sind, waren nacheinander vier Leute da.

Und welche Probleme werden dabei angesprochen?

Denise Klein: Die Themen sind sehr unterschiedlich. Da ging es schon um Kitaplätze, um die Situation beim Parken in bestimmten Straßen, um Mäharbeiten oder auch mal um persönliche Bedenken zur Trinkwasserqualität. Es lässt sich natürlich nicht immer alles ändern, was da angesprochen wird. Aber ich gebe auf jeden Fall immer Rückmeldungen, das ist wichtig. Man muss den Bürger immer ernst nehmen, denn was dem einen nur als Lappalie erscheinen mag, ist für den anderen ein großes Problem.

Sie kennen das Püttlinger Rathaus ja schon aus Ihrer Zeit im Stadtrat und als Beigeordnete. Gab es trotzdem Dinge, die im Amt als Bürgermeisterin dann anders als erwartet waren?

Denise Klein: Also die ganz große Überraschung ist ausgeblieben. Was ich nicht so erwartet hatte: Es war Zufall, dass schon gleich zu Beginn eine ganze Reihe Entscheidungen – auch Personalentscheidungen – anstanden. Da ging es zum Beispiel um Schwangerschaftsvertretungen oder um den städtischen Baubetriebshof, der personell etwas unterbesetzt war – inzwischen gibt es dort vier neue Stellen. Und gesetzlich waren wir gezwungen, Rechnungsprüfungsamt und Standesamt personell zu entflechten. Es stand dabei auch im Raum, die Aufgaben des Püttlinger Standesamtes an das Völklinger Standesamt abzugeben. Aber wir haben unser Standesamt behalten, und eine unserer Mitarbeiterinnen hat dort, nach einer entsprechenden Ausbildung, Anfang Februar die Leitung übernommen, was mich auch sehr freut.

Wie in den meisten anderen Kommunen des Regionalverbandes könnte auch Püttlingen sehr gut neue Gewerbegebiete gebrauchen. Tut sich da was?

Denise Klein: Ein Stück hinter der Wohnbebauung in der Sprenger Straße in Köllerbach, auf der linken Seite, da gehört der Stadt ein großes Gelände. Noch unter Bürgermeister Müller sollte da mal ein Reiterzentrum entstehen, was sich aber zerschlagen hat. Jetzt hatte die Stadt die Gelegenheit, Nachbargrundstücke zu kaufen. Dort soll ein etwa drei bis vier Hektar großes Gewerbegebiet für kleine und mittelständische Unternehmen entstehen. Ich hoffe, die Planungen können noch dieses Jahr beginnen, denn wir haben wirklich fast keine freien Gewerbeflächen mehr. Die letzten freien Flächen auf dem ehemaligen SKF-Gelände wurden voriges Jahr verkauft. Und es gibt Anfragen von Firmen.

Auf Ihrer Agenda als neue Bürgermeisterin hatte auch – für berufstätige Mütter – das Ausdehnen der Randzeiten in den Kitas gestanden.

Denise Klein: Da sind wir dran, zumal es in Püttlingen mit Kita-Plätzen eng wird. Wir sind mit dem größten Arbeitgeber in der Stadt zum Thema „Betriebskindergarten“ im Gespräch. Das ist zwar noch nicht ganz spruchreif, aber es gab schon Gespräche über den möglichen Standort und Ortstermine mit dem zuständigen Ministerium.

Stichwort Termine: Wie hat sich eigentlich Ihr Privatleben durch das neue Amt geändert?

Denise Klein: Ich war ja, nicht zuletzt durch meine parteipolitische Arbeit, auch vorher schon viel unterwegs. Aber das hat sich noch intensiviert – 60-Stunden-Wochen sind der Durchschnitt.

Bleibt da was auf der Strecke?

Denise Klein: Was ich wirklich bedauere ist, dass ich weniger Zeit für meine Enkeltochter habe – sie ist jetzt zwei Jahre alt. Ansonsten hatte ich vorher – bei einer halben Stelle an der Knappschaftsklinik – vormittags zu Hause viel selbst gemacht. Aber so was wie größere Gartenarbeiten oder tapezieren ist jetzt nicht mehr drin. Immerhin sieht es bei mir zu Hause noch „normal“ aus, obwohl ich ja schon gerne eine Haushaltshilfe hätte – aber finden Sie mal jemanden, der das mit regulärer Anmeldung machen will.

Und ohne Anmeldung würde Ihnen, als Bürgermeisterin, die Presse natürlich die Hölle heiß machen.

Denise Klein (lacht): Natürlich.

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