Hilfe für Waldkauz und Eulenküken

Püttlingen · Die Wildvogelauffangstation hat ihr neues Domizil in der alten Gärtnerei der Stadt Püttlingen bezogen. Ein SZ-Besuch.

 Christoph Scherer, ehrenamtlicher Helfer der Wildvogelauffangstation, mit dem verletzten Waldkauz. Foto: Faas

Christoph Scherer, ehrenamtlicher Helfer der Wildvogelauffangstation, mit dem verletzten Waldkauz. Foto: Faas

Foto: Faas

Diese Woche in der Wildvogelauffangstation (WiVo) in Püttlingen. "Dieser ausgewachsene Waldkauz kam schon im Januar aus Ottweiler zu uns", berichtet Ralf Bamberger, ehrenamtlicher Helfer. "Das Tier hat ein schweres Gehirntrauma, vermutlich durch einen Anflugunfall, und kann wahrscheinlich nicht mehr ausgewildert werden", ergänzt Christoph Scherer. Denn der Waldkauz, sonst ein eher ungemütlicher Bursche im Umgang mit Menschen, habe durch den Unfall all seine Angst- und Flucht reflexe verloren. Er zeige weder Appetit noch Durst, müsse gefüttert werden und könne so in freier Wildbahn unmöglich überleben.

Anders sieht es mit den zwei Eulenküken aus, die nebenan in einem Käfig wachsen und gedeihen. Scherer: "Sie haben bedauerlicherweise bei Baumfällarbeiten ihre Mutter verloren. Als sie zu uns kamen, hatten sie noch die Augen zu." Was gewissermaßen auch gut war, denn jetzt müssen die Vogelschützer aufpassen: "Sobald die Jungtiere ihre Augen öffnen, dürfen sie keinen Sichtkontakt mit Menschen haben, sonst sehen sie diese Menschen als ihre Eltern an." Also haben Silvia Vollrath und Anke Scherer, zwei weitere Ehrenamtliche, in schwarzer Bekleidung, im abgedunkelten Raum, die Eulenküken gefüttert - zum Einsatz kam auch eine Handpuppe. Nicht mehr lange, dann werden die zwei Jungeulen in der Greifvogel-Auffangstation Weiskirchen in einer Voliere das Fliegen lernen, um noch im Laufe dieses Sommers ausgewildert zu werden. Die WiVo Püttlingen, erst im Mai 2016 gegründet und erst vor wenigen Tagen vom provisorischen Standort Haus Waldkauz auf der Ritterstraße ins neue Domizil in Räumen der früheren Stadtgärtnerei umgezogen, ist eine Erfolgsgeschichte. Eine mit oft tragischem Hintergrund: "Jungvögel fallen aus ihren Nestern, sie werden von der Katze aus dem Nest geholt, durch Bauarbeiten in ihrer Entwicklung gestört oder fliegen in ein fahrendes Auto", nennt Scherer einige Gründe. Dohlen beispielsweise nisten gerne in Schornsteinen, wo sie der Schornsteinfeger, ohne es zu wollen, bei der Reinigung stört. Menschen, die gutgemeint Nisthilfen in Bäumen aufhängen, sollten darauf achten, dass diese immer schön fest verankert sind. "Denn wenn sie runterfallen, kümmern sich die Eltern kaum noch um die Brut." Die WiVo-Helfer haben sich mittlerweile ganze Dateien darüber angelegt, was die ihnen anvertrauten Vögel so fressen. Scherer: "Es gibt Insekten-, Körner- und Beerenfresser. Andere mögen Obst, manche Nüsse oder Fleisch." Interessanterweise ernähre sich der Feldsperling von Beeren, die der gemeine Hausspatz wiederum links liegen lässt.

Wie beim Menschen auch, gibt es auch bei den Vögeln die unterschiedlichsten Krankheitsbilder (abgesehen von den erwähnten Unfällen). So verwundert es kaum, dass in der WiVo ein mehrseitiges Faltblatt mit den unterschiedlichsten Medikationen aufgehängt wird, angefangen von Augentropfen über Schmerzmittel bis hin zu Präparaten zum Gefiederaufbau oder zur allgemeinen Kräftigung des Flugapparates. Wie funktioniert eigentlich die Finanzierung? "Vom Land haben wir 150 000 Euro für den sachgerechten Umbau der Auffangstation erhalten. Beim Umweltministerium rechnen wir Futtermittel und Medikamente ab. Zwischen der Stadt Püttlingen als Eigentümerin des Gebäudes und dem Nabu Saarland besteht ein Pachtvertrag. Darüber hinaus sind wir auf Spenden angewiesen", erklärt Scherer. Sagt's und zerkleinert tiefgefrorene Mäuse oder Küken, um damit sein akut größtes Sorgenkind, den erwähnten Waldkauz, zu füttern.

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Die Wildvogelauffangstation, An der Kläranlage 1 in Püttlingen, ist von montags bis freitags von 9 bis 12 sowie von 14 bis 20 Uhr geöffnet, außerdem an Wochenenden und an Feiertagen zwischen 10 und 12 und zwischen 15 und 18 Uhr. Das Vogel-Sorgentelefon ist während dieser Zeit unter (01 73) 9 42 20 01 erreichbar; ansonsten meldet sich der Anrufbeantworter. Es bestehe eine enge Zusammenarbeit mit der Kleintierklinik Köllertal, betonen die ehrenamtlichen WiVo-Helfer Christoph Scherer und Ralf Bamberger. Wer bei einem Vogel größere Verletzungen feststelle, möge sich direkt mit der Kleintierklinik unter Telefon (0 68 06) 92 20 00 in Verbindung setzen, sagt Scherer.

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