Heusweiler soll Autisten Chance auf gutes Leben geben

Heusweiler. Der Nebenraum der Heusweiler Kulturhalle war am Mittwochabend fast komplett gefüllt, als sich rund 50 Gäste anhörten, was der Schwesternverband zum Thema Autismus zu sagen hat. Wie berichtet, wird im hinteren Bereich der Eisenbahnstraße eine Wohnanlage für autistische Menschen gebaut. Investor und Betreiber ist der Saarländische Schwesternverband

 Elisabeth Maas (rechts) spricht in der Heusweiler Kulturhalle zum Thema Autismus. Foto: Bettina Hoferichter

Elisabeth Maas (rechts) spricht in der Heusweiler Kulturhalle zum Thema Autismus. Foto: Bettina Hoferichter

Heusweiler. Der Nebenraum der Heusweiler Kulturhalle war am Mittwochabend fast komplett gefüllt, als sich rund 50 Gäste anhörten, was der Schwesternverband zum Thema Autismus zu sagen hat. Wie berichtet, wird im hinteren Bereich der Eisenbahnstraße eine Wohnanlage für autistische Menschen gebaut. Investor und Betreiber ist der Saarländische Schwesternverband."Wir wollen heute keinen Fachvortrag über Autismus halten, sondern informieren, was wir in unserer Tagesstätte in Heusweiler mit den Menschen, die wir dort betreuen, tun wollen", sagte die künftige Einrichtungsleiterin Elisabeth Maas. Unter anderem klärte sie darüber auf, was Autismus ist, in welchen Formen er auftritt und wie der Schwesternverband mit den Menschen im Wohnhaus arbeiten will.

"Autismus ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung, die gekennzeichnet ist durch eine veränderte Wahrnehmung", erklärte Maas. Mögliche Ursachen seien genetische Faktoren, Hirnschädigungen sowie biochemische Besonderheiten. "Eine klare wissenschaftliche Festlegung gibt es aber noch nicht", so Maas.

In Heusweiler wolle man den autistischen Menschen ("Klienten" genannt) Training der Kommunikation und der Sozialkompetenz sowie Wahrnehmungsschulungen als Therapieansätze bieten. Maas nannte Beispiele: "Wir kaufen zusammen mit unseren Klienten ein, machen mit ihnen Musik, kochen mit ihnen gemeinsam, gehen mit ihnen schwimmen oder auf eine Reitanlage, wir besuchen mit ihnen Erlebnispfade sowie andere Einrichtungen." Zu den Angeboten gehört auch das Arbeiten mit Farben. "Dabei ist an eine Vermarktung der Grußkarten gedacht, die unsere Klienten selbst gestalten", erläuterte Maas.

Autisten brauchen ein "reduziertes Reizangebot", da die Reize aus ihrem Umfeld gewissermaßen ungebremst auf sie einwirken, während gesunde Menschen automatisch zwischen wichtigen und unwichtigen Reizen unterscheiden und Unwichtiges ausfiltern. Dazu Maas: "Deshalb wird die Wohnanlage in Heusweiler auch sehr Reiz-reduziert gebaut, wir dürfen unsere Klienten nicht mit Reizen überfrachten." Auf Details oder bauliche Besonderheiten ging sie jedoch nicht ein. "Darüber werden wir noch eine gesonderte Informationsveranstaltung halten", sagte Maas.

Der Spatenstich wird voraussichtlich im Frühsommer erfolgen, in Betrieb gehen soll die Wohnanlage 2014. Elisabeth Maas betonte: "Unser Ziel ist es, Ängste abzubauen und ein Gefühl zu schaffen für Menschen mit Besonderheiten." Und Lieselotte Büttner, die im Vorstand des Saarländischen Schwesternverbandes für den Bereich Behindertenhilfe zuständig ist, ergänzte: "Behinderte Menschen sind ein Teil unserer Gesellschaft. Wir wollen ihnen in Heusweiler die Chance geben, gut zu leben, statt weggeschlossen zu werden. Deshalb ist es wichtig, hier einen schönen Bauplatz, nahe am Ortszentrum gefunden zu haben, der ihnen die Möglichkeit bietet, nicht nur unter Ihresgleichen zu bleiben." dg

Hintergrund

Sechs Fragen zum Thema Autismus und zur geplanten Tagesstätte in Heusweiler, beantwortet von Elisabeth Maas:

Ist Autismus heilbar?

Nein. Die Menschen werden immer autistisch bleiben. Sie werden immer Probleme mit der Kommunikation und der Kontaktaufnahme haben.

Leben in der Tagesstätte in Heusweiler auch Kinder?

Wir werden dort nur erwachsene Menschen aufnehmen, die das 18. Lebensjahr erreicht und die Schulpflicht erfüllt haben.

Gibt es für die Gruppe in Heusweiler eine Altersbegrenzung?

Maas: Nach unten ja, nach oben nicht.

Ein Wechsel des Wohnumfeldes ist für einen Autisten ein großes Problem. Wie lösen sie das?

So ein Wohnumfeldwechsel geht nicht von heute auf morgen. Wir haben dazu ein langfristiges Überleitungskonzept vom häuslichen Wohnumfeld in unsere Wohnanlage erarbeitet.

Wie viele Menschen leben in der Heusweiler Anlage, und von wie vielen Personen werden sie betreut?

Wir werden 16 Vollzeitbewohner und einen Kurzzeitpflegeplatz haben. Der Personalschlüssel beträgt eins zu eins. Das heißt aber nicht, dass für jeden Klienten immer einer da ist, denn es müssen 24 Stunden abgedeckt werden.

Wechseln Autisten im Alter in ein Pflege- oder Altenheim?

Unsere Einrichtung ist so konzipiert, dass sie dort nicht mehr weg müssen. Es sei denn, der Pflegebedarf erfordert es. dg

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