Gutes und Ungewöhnliches in der Martinskirche mit Harparlando

Köllerbach · Konzerte gibt es viele im Köllertal. Ein sehr ungewöhnliches stand am Sonntag in der Martinskirche auf dem Programm – denn wann gibt es hier schon Harfe zu hören mitsamt Erklärungen zu dem seltenen Instrument?

Stimmungsvoll und einfallsreich, unterhaltsam und informativ: Das Konzert mit dem Duo Harparlando in der Martins kirche war ungewöhnlich, und man kann davon ausgehen, dass die meisten Zuhörer auch etwas Neues dazu gelernt haben. Denn wer von uns spielt Harfe? Die beiden Harfenistinnen jedenfalls erzählten, dass sie beim Studium an der Karlsruher Musikhochschule in ihrer Klasse nur zu dritt waren.

Karin Schnur (28) ist Diplom-Harfenistin, Johanna Rupp (26), die etwas später ihren Abschluss machte, Master im Fach Harfe. Beide spielen in Orchestern, geben Solokonzerte und unterrichten. Sie tun all das, was man als freier Künstler in der Sparte Musik so macht. 2009 taten sie sich zum Duo zusammen, und seitdem gehen sie im Sommer drei Wochen auf Tournee. Quer durch Deutschland, jeden Tag ein Konzert in einer anderen Stadt.

Vor Köllerbach waren sie in Leipzig, Potsdam, Bamberg und Hannover. Kommenden Donnerstag ist das Abschlusskonzert in Karlsruhe.

Ihr Repertoire reicht quer durch die Weltgeschichte. Von Irland, wo die Harfe als Nationalinstrument sogar das Wappen ziert, über England, Frankreich, Spanien ging es bis nach "California" zu den Eagles. Was es vorher noch nicht so gab, haben sie selbst maßgeschneidert: arrangiert, bearbeitet, komponiert, experimentierend passend gemacht.

So spannte sich der musikalische Bogen von Barocksonaten, die Domenico Scarlatti für das Cembalo geschrieben hat, bis zu "Smoke on the Water" als Zugabe. Programmzettel hatten sie bewusst keine geschrieben, sie moderieren lieber. Und sie variieren auch gern mal ihr Programm, denn: "Wir wollen uns nicht langweilen", sagte Karin Schnur.

Das Köllerbacher Publikum - die Martinskirche war bis in die letzte Reihe besetzt - unterhielten sie vortrefflich. Zur Musik lieferten sie Bilder, zauberten mit Worten Atmosphäre herbei. Früher sei man mit Flöten, Trommeln und einer kleinen Harfe unterm Arm durch die Lande zogen, hieß es da. Und: "Stellen Sie sich vor, Sie würden einen Spaziergang durch ein mittelalterliches Dorf machen." Dann betätigte die eine neben der Konzertharfe noch eine Triangel, die andere trommelt sacht im Rhythmus auf den Rahmen. Sie zeigten dem Publikum, wie man mit den Fingernägeln scharfe Töne erzeugt und dass durch den Griff tief in die Saiten eine Harfe "gi tarriger" klingt.

Das Duo ließ laue Sommerwinde wehen, einen Fanfarenstoß in der Ferne erklingen und Kinder übermütig auf dem Steckenpferd reiten. Sogar Gershwins "Summertime" haben sie für ihre Sommertour in Harfe übersetzt, und die "Esmeralda" des Glöckners von Notre Dame tanzte, von der Südsee träumend, in einer Eigenkomposition von Johanna Rupp durch die Martinskirche.

Und wenn jetzt das Interesse geweckt sein sollte: Neuerdings unterrichtet an der Musikschule Püttlingen auch eine Harfenistin (Infos dazu auf Seite C6).

www.harparlando.de

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