Fürsprecher für verkaufsoffenen Sonntag

Püttlingen · Einst war der „Mantelsonntag“ ein Kunden-Magnet. Heute wird der Begriff kaum noch verwendet. Doch nach wie vor nutzen Kaufleute verkaufsoffene Sonntage, um ihre Geschäfte zu präsentieren. Wie bewerten Geschäftsleute heute offene Sonntage? Wir nutzten die Gelegenheit der offenen Geschäfte am vorigen Sonntag in Püttlingen und sprachen mit Kaufleuten.

 Verkaufsoffener Sonntag in Püttlingen. Der Besuch war nicht schlecht, jedoch auch nicht durchgehend und überall so, wie hier von unserem Fotografen festgehalten. Fotos: Jenal

Verkaufsoffener Sonntag in Püttlingen. Der Besuch war nicht schlecht, jedoch auch nicht durchgehend und überall so, wie hier von unserem Fotografen festgehalten. Fotos: Jenal

Die Püttlinger Geschäftsleute schätzen den offenen Sonntag. Gerade in Zeiten, in denen man am Computer 24 Stunden im Internet einkaufen kann, lockt der Einkaufstag außer der Reihe die Leute auf die Straße. "Man geht mal raus, das hat was Kommunikatives und was Nostalgisches", meint Katja Scherer von der Buchhandlung Balzert. "Bilder sind oft geschönt, im Geschäft kann man die Ware sehen, fühlen, anfassen", fasst Buchhändlerin Christina Barbian die Tücken des Internets und die sinnenfreudige Seite des "normalen" Einkaufens zusammen.

Für Norbert Buch von Bilderwerk ist der offene Sonntag, "eine schöne Idee. Es läuft ja immer langsam an, aber nach dem Kaffee kommen viele", sagt er. Die Berufstätigen hätten dann ja auch mal die Möglichkeit zu gucken, was es Neues gibt, was sich in Püttlingen bewegt. Der offene Sonntag sei als Familieneinkaufstag sehr beliebt. Da hätten alle mal Zeit, zusammen bummeln zu gehen. In entspannter Atmosphäre. Auch Sigrid Reden von Mode Reden schätzt den offenen Sonntag. "Dann sind auch mal die Männer dabei. Es kommen Leute, die sonst nicht kommen."

Geschäftsinhaber Wolfgang Reden findet den offenen Sonntag "immer positiv". "Von mir aus könnte er jeden Monat sein", sagt er. In Püttlingen habe der Termin "Hand und Fuß". Es sei eine runde Sache, weil auch die Gastronomie mitmache. "Ein Ort muss zusammen spielen", findet er und: "Der Mix muss stimmen. Fast alle Branchen sind dabei."

Auch Petra Schwinn findet den offenen Sonntag absolut zeitgemäß "Für mich bedeutet er immer, dass ich außerhalb des normalen Programms entsprechend zur Jahreszeit etwas Besonderes präsentiere", erklärt sie. Jetzt werde ja schon in Richtung Weihnachten geguckt. Als Thema des Tages hat die Chefin von Wohnbehagen "Herbst" gewählt. Auf ihre Anregung hat Glasbläserin Heike Gauer kleine Igel kreiert. Vor dem Laden - "wichtig ist auch, nach außen zu gehen und das Geschäft anders zu präsentieren" (Schwinn) - gibt es Anregungen für Herbstfloristik.

Bunte Blätter führen wie ein roter Teppich in die Rathaus-Apotheke. Der Handlauf ist von Efeu umrankt, Herbst-Tee mit Cranberries wird oktoberfestmäßig mit Schokoherzchen und Salzbrezeln kredenzt. Apothekerin Petra Kiefer sagt, der Tag sei eine gute Gelegenheit für Familienshopping. In größeren Städten laufe der offene Sonntag extrem gut. Da sei Betrieb wie bei einer Prozession. Zur Feier des Tages gibt's Handmassagen und zehn Prozent auf eine neue Kosmetikserie.

In Püttlingen könnte mehr Betrieb sein, findet Susanne Neu, trotzdem sei es eigentlich eine sehr gute Sache. Iris Brenner vom Schuhaus Dörr hat die Erfahrung gemacht, dass der offene Sonntag "immer gern angenommen wird und immer gut frequentiert" ist.

Für Inga Rieger-Warken von Mode Gecko hat der offene Sonntag einen "festen Stellenwert" als Familieneinkaufstag, an dem man vollkommen entspannt und ohne zeitlichen Druck unterwegs ist.

Viele Geschäfte haben sich auch eigens für diesen Tag etwas Besonderes einfallen lassen. Grafikerin Magdalena Orlet hat beispielsweise für die Buchhandlung Balzert das Brettspiel Ubongo als Bodenspiel aufgebaut. Viele Geschäfte bieten Rabattaktionen.

Püttlingens Zentrumsmanager Harald Klyk sieht den verkaufsoffenen Sonntag aus der Marketing-Perspektive. Seiner Meinung nach geht es an diesem Tag "mehr ums Image als um den Verkauf".

 Links ein Foto vom vorigen Sonntag, als die Geschäfte in Püttlingen geöffnet hatten, rechts der verkaufsoffene Sonntag im Frühling 2003. Vor gut elf Jahren herrschte mehr Betrieb, zumal vorigen Sonntag nicht durchgehend und nicht überall so viele Menschen unterwegs waren, wie auf dem linken Foto zu sehen. Andererseits ist ein verkaufsoffener Sonntag immer auch vom Wetter abhängig, daneben auch von Rahmenprogrammen. Fotos: Jenal

Links ein Foto vom vorigen Sonntag, als die Geschäfte in Püttlingen geöffnet hatten, rechts der verkaufsoffene Sonntag im Frühling 2003. Vor gut elf Jahren herrschte mehr Betrieb, zumal vorigen Sonntag nicht durchgehend und nicht überall so viele Menschen unterwegs waren, wie auf dem linken Foto zu sehen. Andererseits ist ein verkaufsoffener Sonntag immer auch vom Wetter abhängig, daneben auch von Rahmenprogrammen. Fotos: Jenal

 Inga Rieger-Warken

Inga Rieger-Warken

 Petra Schwinn

Petra Schwinn

 Christina Barbian

Christina Barbian

 Sigrid Reden

Sigrid Reden

 Monika und Norbert Buch

Monika und Norbert Buch

 Petra Kiefer und Susanne Neu

Petra Kiefer und Susanne Neu

Zum Thema:

HintergrundDer offene Sonntag wurde vor Jahrzehnten zur Belebung des Einzelhandels eingeführt. Lange konnten Städte und Gemeinden durch das "Bundesladenschlussgesetz" die Termine verbindlich für alle Geschäfte festsetzen. Seit 15. November 2006 hat das Saarland ein eigenes Ladenöffnungsgesetz. Seither kann jedes Geschäft bestimmen, wann es offene Sonntage anbietet. In vielen Städten bündeln allerdings Gewerbevereine die Kräfte und bieten einen gemeinsamen offenen Sonntag an (bis zu vier pro Jahr), schildert Thomas Teschner, bei der Industrie- und Handelskammer Saarbrücken zuständig für Wettbewerbs- und Gewerberecht. hof

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