Abschied aus dem Püttlinger Kloster „Ich werde nie die Hilfsbereitschaft vergessen“

Püttlingen/St. Wendel · Führungswechsel im Kloster Heilig Kreuz: Oberin Jaseentha geht zurück ins Mutterhaus ihres Ordens im indischen Kunnoth.

 Die scheidende Oberin Schwester Jaseentha (links) und die künftige Oberin Schwester Mercy vom Orden der Nazareth-Schwestern vor der Klosterkirche des Püttlinger Klosters Heilig Kreuz.

Die scheidende Oberin Schwester Jaseentha (links) und die künftige Oberin Schwester Mercy vom Orden der Nazareth-Schwestern vor der Klosterkirche des Püttlinger Klosters Heilig Kreuz.

Foto: Olaf Reeck

„Ich werde nie die Hilfsbereitschaft der Menschen in Püttlingen vergessen. Es gab nie eine Ausgrenzung, stets nur Anerkennung.“ – Fünf Jahre lang war das Kloster Heilig Kreuz in Püttlingen die Heimat von Schwester Jaseentha, die meiste Zeit davon war sie die Oberin der kleinen Gemeinschaft. Nun hat sie ihr Orden in ihre indische Heimat zurückgerufen. Ihre Nachfolgerin in Püttlingen wird Schwester Mercy, während Schwester Jaseentha das Amt der Ökonomin der Nazareth-Schwestern im Mutterhaus in Kunnoth in der Erzdiözese Tellicherry im Bundesstaat Keralla übertragen wird. (Etwa 2,3 Prozent der gut 1,3 Milliarden Inder sind Christen).

Das Kloster Heilig Kreuz wurde ursprünglich von Redemptoristinnen gegründet, einem kontemplativ ausgerichteten Orden. Heute gibt es davon nur noch zwei Ordensschwestern in Heilig Kreuz, die in einer Hausgemeinschaft mit den sechs Nazareth-Schwestern leben. Die Schwestern dieses erst 1975 in Indien gegründeten Ordens leisten in den Pfarreien pastorale Arbeit, sind aber auch als Lehrerinnen und Krankenschwestern tätig. In Deutschland verfolgen sie einerseits einen missionarischen Gedanken, andererseits sind sie ausgebildete Krankenschwestern und gehen fast alle ihrem Beruf nach. Das erleichtert es auch, dass sich das Kloster in vielfacher Weise den Menschen öffnen kann – auch in Verbindung mit dem Geistlichen Zentrum des Dekanats Völklingen, das seinen Sitz ebenfalls im Kloster hat.

„Wir sprachen mit der bisherigen und der künftigen Oberin. Schwester Jaseentha geht nur ungern aus Püttlingen weg, so sehr sie sich auch auf die Heimat und die neue verantwortungsvolle Aufgabe freut.“ Sie habe vor Ort, so berichtet sie, eine wirkliche und in ständigem Wachstum begriffene Klosterfamilie vorgefunden. Es sei, wie im Urchristentum, möglich gewesen, Gottesdienst und Vesper mit einem Zusammensein etwa an einer Kaffeetafel zu verbinden.

Was sie auch sehr freute, war der Zuspruch, den das Kloster von außen erfahren hat: Jahr für Jahr baten mehr Gäste um eine Führung durch die Einrichtungen des Klosters. Dieses Jahr besuchten allein etwa 60 Gruppen von Erstkommunikanten mit je 20 Teilnehmern die Hostienbäckerei. Die Führungen durch Kloster und Bäckerei hat Schwester Jaseentha auch mittels einer von ihr konzipierten Ausstellung zur Eucharistie verbunden.

 „Mein Haus“, so nennt sie das Kloster, das sie trotz ihres Aufstiegs innerhalb der Ordensgemeinschaft vermissen wird – ebenso wie die eingangs erwähnte Hilfsbereitscheft der Menschen. Ob es Tränen geben wird bei ihrer Heimreise Mitte Dezember? Schwester Jaseentha schmunzelt; nein, sie werde immer mit diesem freundlichen Ort in Verbindung bleiben. Ihrer Nachfolgerin, Schwester Mercy, wünscht sie viel Erfolg und Gottes Segen.

Schwester Mercy wird nicht nur Oberin im Kloster Heilig Kreuz sein, sondern sie ist auch als Regionaloberin für die Häuser in Ottweiler und St. Wendel zuständig. Zusätzlich soll sie, entsprechend des Wunsches von Schwester Jaseentha, den Vorsitz im Verein Kloster Heilig Kreuz übernehmen. Diese neuen Herausforderungen nehme sie spontan und gerne an.

Sie ist auf die neuen Aufgaben auch gut vorbereitet, lebt sie doch schon seit acht Jahren im Kloster, bereits seit 2002 ist sie in Deutschland. Das hat den großen Vorteil, dass sie mit dem Land, der Sprache und dem Kloster bestens vertraut ist. Ob sie denn etwas verändern wolle? „Nein“, so Schwester Mercy, „ich fühle mich richtig wohl in Püttlingen. Ich will die erfolgreiche Arbeit von Schwester Jaseentha fortsetzen.“ Sie möchte „dem Kloster ein Gesicht geben, die Menschen anziehen, ihre Sorgen ernst nehmen“. So werden die Texte im Votivbuch, das in der Klosterkirche ausliegt, stets gelesen und in die Fürbitten und das Chorgebet aufgenommen. „Ich stehe jederzeit für ein persönliches Gespräch zur Verfügung“, so die angehende Oberin.

Auf die Frage an die neue und die scheidende Oberin, welchen besonderen Wunsch sie hätten, antworten beide nachdenklich, dass es schön wäre, wenn der Glaube „in diesem Lande wieder mehr gelebt wird“.

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