Feste feiern, bis sie fallen?

Köllertal · Viele schöne Feste gibt es im Köllertal. Doch für die Vereine ist es schwerer geworden, alles am Laufen zu halten.

Was wäre ein Sommer ohne Feste? Wie eine Wanderung ohne Biergarten! Gleichwohl: Unsere saarländische Festkultur scheint bedroht. Warum? Zu viele Auflagen, zu hohe Kosten, viel Konkurrenz, zu wenig Leute mit Zeit und/oder Bereitschaft, unentgeltlich zu helfen. Nach vielen Diskussionen um den Fortbestand des "Nauwieser Festes" in Saarbrücken haben wir uns im Köllertal umgehört, bei den Verantwortlichen beliebter Sommerfeste.

"Wir sind am Kämpfen", sagt zum Beispiel Laila Lenz, die Vorsitzende des Püttlinger Verkehrsvereins. Auf dessen Konto gehen, neben vielen weiteren Aktivitäten im Lauf eines jeden Jahres, die mehrtägigen Frühjahrs- wie Stadtfeste im Sommer und auch der Weihnachtsmarkt in der Burg Bucherbach im Winter. "Der Besucherandrang ist längst nicht mehr so wie noch vor Jahren, die Konkurrenz landauf, landab ist größer geworden", resümiert Lenz.

Nach den schrecklichen Ereignissen bei der Loveparade in Duisburg 2010 (mit 21 Toten und über 500 Schwerverletzten in Folge einer Massenpanik) seien die Sicherheitsauflagen für Großveranstaltungen verstärkt worden. "Zu Recht", findet Laila Lenz, aber diese Dinge kosten auch Geld: "Der Verkehrsverein verfügt nicht über allzu große Ersparnisse, so dass es immer schwieriger wird, Großveranstaltungen dieser Art zu stemmen." Zumal die Bereitschaft der Mitglieder, sich aktiv und ehrenamtlich einzubringen, aus welchen Gründen auch immer, geringer geworden sei. Dennoch signalisiert sie, dass die beliebten Feste vom Verkehrsverein fortgeführt werden, unter Umständen vielleicht in abgespeckter Form: "Man muss sehen, wie es weiter geht. Vielleicht verzichten wir in Zukunft auf die zweite Bühne und machen das Fest etwas kleiner."

Beim Bauernverein Numborn ist Vorsitzender Roland Wark zuversichtlich, dass der Verein das beliebte Bauernfest (alle zwei Jahre, zuletzt 2016) auch in Zukunft auf die Beine stellen kann. Für das große und sehr erfolgreiche Fest gibt es auch Unterstützung: "Wir haben allen Vereinen im Ort zu danken, die sich aktiv in diese Veranstaltung einbringen", erklärt Wark den bisherigen Erfolg. Sein Bauernverein habe aktuell etwa 80 Mitglieder, während meist über 100 ehrenamtliche Helfer die Organisation und auch das fest selbst am Laufen halten. "Pro Fest sind es immer rund 1500 Stunden Arbeit, die bewältigt werden wollen. Das ist uns bisher immer gut gelungen", so Wark.

Sollten sich aber in Zukunft die Sicherheitsauflagen für Feste dieser Art, wie in der jüngeren Vergangenheit, noch einmal massiv erhöhen, käme man ins Überlegen: "Dann wäre das Fest, besonders mit unseren kundenfreundlichen Preisen, in dieser Art vielleicht nicht mehr aufrecht zu erhalten." So weit ist es aber bisher in Numborn nicht gekommen. Auch nicht im benachbarten Riegelsberg. Dort berichtet Annerose Nill, die Kulturbeauftragte der Gemeinde: "Wir haben hier in Riegelsberg weder Zweifel noch Ängste, was die Festkultur betrifft." Vielmehr seien Verwaltung und Ortsrat gut gerüstet für weitere Großveranstaltungen wie das bevorstehende Frühjahrsfest mit Kirmes und verkaufsoffenem Sonntag am 30. April, dieses Mal auf dem neu gestalteten Marktplatz. Nill: "Das einzige Handicap, dass wir bisher hatten, ist das unberechenbare Wetter." Wobei Kommunen als Ausrichter von Veranstaltungen natürlich mehr Ressourcen als Vereine haben.

Mit Wetter-Problemen hatte der Vorstand des Wander- und Unterhaltungsvereines Edelweiß Püttlingen in den vergangenen 50 Jahren selten Probleme, im Gegenteil: Meist schien zum Wald- und Kinderfest an Pfingsten am Veranstaltungsort im Püttlinger Jungenwald strahlend die Sonne. Außerdem habe sich der Verein im Laufe der Jahre auch so gut mit Zelten und Unterständen ausgerüstet, dass auch Schauer oder niedrige Temperaturen dem in der Bevölkerung beliebten Fest wenig ausmachen konnten, betont Vorsitzender Andreas Becker, der zudem sagt: "Und bei den neuesten Hygienevorschriften und Sicherheitsauflagen haben wir die Hauptverantwortlichen durch Schulungen immer auf den neuesten Stand gebracht."

 Verschärfte Auflagen und andere Probleme machen es so manchem Verein schwer, seine Feste zu organisieren. Zu den großen „Fest-Aktivitäten“ im Köllertal gehören unter anderem das Bauernfest in Numborn (links beim Kindertag 2012 mit Korbflechter Berthold Meyers), das Frühlingsfest in Riegelsberg (Mitte: Schnappschuss von 2010) oder das Waldfest des Wander- und Unterhaltungsvereins Edelweiß im Püttlinger Jungenwald (rechts 2015, beim Warten auf den Auftritt der Blackbirds) Fotos: Andreas Engel (1)/Becker & Bredel (2)

Verschärfte Auflagen und andere Probleme machen es so manchem Verein schwer, seine Feste zu organisieren. Zu den großen „Fest-Aktivitäten“ im Köllertal gehören unter anderem das Bauernfest in Numborn (links beim Kindertag 2012 mit Korbflechter Berthold Meyers), das Frühlingsfest in Riegelsberg (Mitte: Schnappschuss von 2010) oder das Waldfest des Wander- und Unterhaltungsvereins Edelweiß im Püttlinger Jungenwald (rechts 2015, beim Warten auf den Auftritt der Blackbirds) Fotos: Andreas Engel (1)/Becker & Bredel (2)

 Andreas Becker Foto: Andreas Engel

Andreas Becker Foto: Andreas Engel

Foto: Andreas Engel
 Roland Wark Foto: Wark

Roland Wark Foto: Wark

Foto: Wark
 Laila Lenz Foto: et

Laila Lenz Foto: et

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 Annerose Nill Foto: mj

Annerose Nill Foto: mj

Foto: mj

Wenn das Edelweißfest (wie auch ähnliche Veranstaltungen anderer Vereine) mit seinen Angeboten zurückfahren müsste, dann wegen des so genannten Generationen-Problems. Becker: "Im Moment läuft es noch ganz gut, aber es muss uns gelingen, auch in Zukunft noch genügend jüngere Helfer in die Feststruktur einzubinden. Und gleichzeitig hoffen wir, dass die Sicherheitsauflagen nicht noch weiter verschärft werden. Sonst ist das Ende von solchen Veranstaltungen vorprogrammiert."

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