„Kaviar trifft Currywurst“ Ehrlich gekocht währt am längsten

Püttlingen · Mit „Kaviar trifft Currywurst“ hatte die Neue Volksbühne Püttlingen die Lacher wieder auf ihrer Seite.

 Eckkneipe wird zur Fake-Edelgastronomie: Die Volksbühne Püttlingen zeigte „Kaviar trifft Currywurst“ in der Stadthalle, die Lacher-Ausbeute war groß.

Eckkneipe wird zur Fake-Edelgastronomie: Die Volksbühne Püttlingen zeigte „Kaviar trifft Currywurst“ in der Stadthalle, die Lacher-Ausbeute war groß.

Foto: BeckerBredel

Das Lustspiel „Kaviar trifft Currywurst“ der Neuen Volksbühne Püttlingen, dreimal aufgeführt am vergangenen Wochenende, dauert 130 Minuten. Alle zwei Minuten kichert der Saal. Prima Quote! Und es ist der Beweis, dass die Volksbühne wieder einmal das Händchen dafür hatte, die richtigen Charaktere zu finden. Allen voran Erna Wutschke, Wirtin und „Mutter Teresa“ der Eckkneipe Zum warmen Würstchen.

Erna hat Holz vor der Tür, das Herz auf dem rechten Fleck und ein Problem. Quasi vor der Haustür steht ihr schnöselig neureicher Cousin, Prinz Harry von Anhalt. Jahrelang hat Harry von den Bahamas aus Geld ins „Würstchen“ gesteckt, in der Annahme, seine Erna betreibe ein Nobelrestaurant. Die Verwandlung vom etwas heruntergekommenem Eckkneipchen zum Edelrestaurant vollzieht sich also notgedrungen im Hastenichtgesehen. Einschließlich der Menschen, die hier ihren Lebensmittelpunkt gefunden haben, aber sich letztendlich doch nicht verbiegen können. Ernas tollpatschiger Lebensgefährte Blümchen jagt als piekfeiner Kellner von einer Katastrophe in die nächste.

Stammkundin Sandy als Cindy-aus-Marzahn-Verschnitt ist zwar der lebende Beweis, „dass das komplette Versagen des Gehirns nicht zwangsläufig zum Tod führen muss“, präsentiert sich aber gleichwohl als piekfeine Restaurantkundin. Ebenso überzeugend in ihrer Rolle präsentiert sich die aktuelle Affäre des Prinzen namens Heike, die ein besonders inniges Verhältnis zu des Prinzen Kreditkarte pflegt.

Weiter wären da Stammgast Uwe mit stramm sitzendem BVB-Trikot, der cholerisch-bösartige Konkurrent Wolfgang, der vermeintlich staubdumme, pardon taubstumme Tresenhocker Heini, plus drei Spezialgäste: Bürgermeister und Kandidat Dieter Döge mit seiner extravaganten Gattin Annabell, die irrwitzige Garderoben für Sie und Ihn hemmungslos auf die Piste führt, plus die überkandidelte Feinkost-Journalistin Ludmilla. Garantiert ist bei dieser Zusammensetzung ein süffiger Abgang, mit herrlichen Dialogen: „Haben Sie Froschschenkel?“– „ Nö, mei Bään waren imma schunn so!“ Oder: „Dann wollen wir mal dinieren!“ – „Ne, ich fürchte, die Nieren sind aus!“ Die Würstchen-Stammgäste sind halt eher für Handfestes: „Ab und zu trink’ ich keinen Schnaps, sondern stilles Wasser, um meine Leber zu überraschen.“

Viel Applaus gab’s schließlich und die Erkenntnis: Zur Neuen Volksbühne Püttlingen passen Komödien mindestens ebenso gut wie Erna Wutschke in ihr Würstchen.

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