Er probt gern im Grünen
Riegelsberg · Die Musik und der Kontrabass sind für Gerhard Stoll aus Auersmacher mehr als nur ein Hobby. Deshalb freut er sich auch riesig auf die 45. Klingende Maibowle in Hanweiler. Dann spielt das Saar-Wind-Orchestra ein anspruchsvolles Konzert.
Ein beeindruckendes Naturidyll ist der Garten von Gerhard Stoll in Auersmacher. Und wenn der 65-Jährige dann noch seinen Kontrabass auspackt und in die Saiten greift oder den Bogen bemüht, dann fühlt es sich wie ein Ensemble an, das sich gesucht und gefunden hat. "Musik und Kontrabass spielen sind für mich eine Leidenschaft. Das ist mehr als nur ein Hobby ", sagt Gerhard Stoll und spielt einfach drauflos, während er erzählt.
Maibowle ist der Höhepunkt
An diesem Samstag um 20 Uhr steht für den Musiker mit dem Saar-Wind-Orchestra Rilchingen-Hanweiler der Jahreshöhepunkt auf dem Programm. Das Orchester lädt zur 45. Klingenden Maibowle in die Mehrzweckhalle nach Hanweiler ein. Für Gerhard Stoll ist es bereits die 40. Maibowle in Folge. Etwa zehn Jahre davor hat die Romanze zwischen dem jungen Gerhard und seinem Kontrabass begonnen. "Ich hatte damals schon Geige und Klavier ausprobiert. Doch dann war ich in einem Jazzgottesdienst und habe irgendwie fast nur auf den Kontrabass geachtet. Ab dem Zeitpunkt war es um mich geschehen", blickt der 65-Jährige zurück.
Der gebürtige Kleinblittersdorfer bekam vom örtlichen Kirchenchor einen Kontrabass zur Verfügung gestellt, und es folgten zehn Jahre professioneller Kontrabass-Unterricht. "Ich habe damals wirklich geübt wie ein Verrückter. Jede freie Minute habe ich Kontrabass gespielt", sagt Gerhard Stoll und blickt auf sein etwa 80 Jahre altes Instrument.
Neben seinem Engagement beim Saar-Wind-Orchestra spielt der heutige Rentner auch noch im Salon-Orchester Saar-Blies und im Kammerorchester Riegelsberg. Die Höhepunkte sind aber die Auftritte mit dem 60 Musiker starken Saar-Wind-Orchestra wie bei der Maibowle. "Mehr als 400 Zuhörer in einer ausverkauften Halle und 60 Musiker auf der Bühne, die alles geben. Da geht schon ganz schön der Punk ab", erzählt Gerhard Stoll, der mit seinen Gefährten am Samstag von einer Mammut-Aufgabe steht. Erstmals seit vielen Jahren gibt es kein Gastorchester. Die Musiker spielen unter der Leitung des Dirigenten Stefan Ranker das zweieinhalbstündige Konzert mit Stücken wie "El Camino Real" von Alfred Reed und "The Seventh Night of July" von Sakai komplett allein.
Höhepunkt des Abends in der wieder einmal ausverkauften Mehrzweckhalle ist das berühmte Jazz-Klarinetten-Konzert von Artie Shaw. Solist an der Klarinette ist Stefan Zimmer von der Deutschen Radio Philharmonie. Für Gerhard Stoll, der mit seinem Kontrabass an diesem Abend wie immer links vom Dirigenten neben den Tuben spielt, begann mit der Generalprobe am gestrigen Donnerstag die heiße Phase der Vorbereitung auf die 45. Klingende Maibowle. Mit den Gedanken ist er irgendwie immer bei dem Auftritt. Am Samstagnachmittag geht er noch einmal die Stücke durch und beginnt sich einzuspielen, damit die Finger locker werden und er das richtige Gefühl bekommt.
"Und dann geht's los", sagt der 65-Jährige vor einem weiteren Höhepunkt seiner langen Musikerkarriere, die, wie er sagt, noch lange nicht vorbei ist.
