Elisabeth Kammer „Wenn andere froh waren, war ich es auch“

Püttlingen · Elisabeth Kammer aus Püttlingen erhielt für ihr Engagement bei der Arbeiterwohlfahrt die Bundesverdienstmedaille.

 Eingerahmt von ihren Töchtern Kerstin (links) und Pia (rechts): Bundesverdienstmedaillen-Trägerin Elisabeth Kammer.

Eingerahmt von ihren Töchtern Kerstin (links) und Pia (rechts): Bundesverdienstmedaillen-Trägerin Elisabeth Kammer.

Foto: BeckerBredel

Elisabeth Kammer ist eine von drei Frauen im Regionalverband, die vom Bundespräsidenten mit der Bundesverdienstmedaille ausgezeichnet wurden (wir berichteten). Die 81-Jährige wurde wegen ihres jahrzehntelangen Engagements bei der Arbeiterwohlfahrt (Awo) geehrt. Wir haben sie in der Püttlinger Awo-Begegnungsstätte getroffen. „Gehen Sie durch die rote Tür mit dem roten Briefkasten“, hatte ihre Tochter Pia Kammer als Wegbeschreibung durchgegeben. Der Eingang zur Begegnungsstätte in der Ortsmitte ist etwas versteckt.

Pia Kammer ist die Vorsitzende der Begegnungsstätte. Sie leitet heute die Geschäfte. Sie arbeitet in einem Supermarkt und nimmt sich jeden Dienstag Zeit, um früher zu gehen und für alte Menschen in Püttlingen zu kochen. Damit hat sie das Erbe ihrer Mutter Elisabeth übernommen – und ihre Schwester Kerstin hilft dabei nach Kräften.

Die beiden Töchter führen Regie, denn die Mama ist heute nur noch dabei. Sie sitzt im Rollstuhl und hat nach einer plötzlichen Augenerkrankung nur noch eine minimale Sehkraft. Direkt nach der Verleihung der Bundesverdienstmedaille  musste sie in die Augenklinik. Inzwischen ist Elisabeth Kammer zuhause, eine weitere Operation steht an.

Elisabeth Kammer ist heute aber da. Es ist Dienstag, ein Begegnungsabend. „Ich habe mit 16 den Beruf der Kinder- und Säuglingskrankenschwester gelernt und mit 21 Jahren geheiratet. Ich arbeitete in Kleinblittersdorf und im Rankenhaus Wadgassen. Nach der Heirat habe ich aufgehört, wie das damals halt so war. Sechs Kinder kamen zur Welt, drei Jungen und drei Mädchen. Alle sind heute noch gesund und haben mir neun Enkel und zwei Urenkel beschert. Ich bin damit sehr zufrieden“, sagt die 81-Jährige, die sich unter Tränen über die Auszeichnung freute. So beschreibt es Tochter Pia: „Meine Mama weinte, als sie von der Auszeichnung hörte, so bewegt war sie von der Anerkennung.“

Dabei sei Anerkennung nie ihr Antrieb gewesen. „Als ich den Schwesternberuf lernte, war ich bei Nonnen. Was die mir beigebracht haben, habe ich nie vergessen. Aus dieser Zeit stammt auch mein Leitspruch, dass man nicht nachdenken soll, wenn es darum geht, etwas Gutes zu tun“, berichtet Elisabeth Kammer: „Wenn andere froh waren, war ich es auch. In der Familie bin ich später Putzen gegangen, um meinen Kindern Anschaffungen zu ermöglichen. In der Freizeit kümmerte ich mich um Flüchtlinge und Auswanderer. Die riefen zum Teil sogar nachts bei mir an, wenn sie Probleme hatten.“ Sie schreckte nicht davor zurück, Auswandererfamilien den Strom zu bezahlen, wenn die Zählersperre drohte: „Das Geld habe ich nie wiederbekommen. Aber was macht’s. . .“

Die Altenbegegnung war ein fester Termin, dann engagierte sie sich für Flüchtlinge und suchte Kleider und Sachspenden für sie, die sie mit dem eigenen Wagen bei den Spendern abholte. Eine Kleider- und Möbelbörse wurde daraus. Vor 20 Jahren gründete Elisabeth Kammer bei der Awo eine Gesangsgruppe, die Awo-Lärchen. Zwölf Mitglieder treffen sich heute noch regelmäßig und proben für kleine Aufführungen an Weihnachten oder dem Herbstfest.

Die 81-Jährige ist noch zweite Vorsitzende im Verein der Begegnungsstätte. Stolz ist sie, dass ihre Töchter weitermachen und dabei genauso beharrlich sind. Die Altenbegegnung bei der Awo ist dank Familie Kammer eine sichere Bank. Den Grundstein legte Ex-Stadträtin Elisabeth. Dem Bundespräsidenten  war das eine hohe Auszeichnung wert. Die Bundesverdienstmedaille erhielt Elisabeth Kammer von Gesundheits-Staatssekretär Stephan Kolling im Rahmen einer Feierstunde in Saarbrücken.