Kostenloser Nahverkehr Püttlinger werden für Mitbürger Kleinbus-Fahrer

Püttlingen · Püttlinger bereiten in einem Verein ihre Heimatstadt auf ein neues Nahverkehrszeitalter vor.

 Kleinbusse, wie sie in Püttlingen fahren werden, könnten zum Beispiel Seniorinnen und Senioren zum Arzt fahren (Symbolfoto).

Kleinbusse, wie sie in Püttlingen fahren werden, könnten zum Beispiel Seniorinnen und Senioren zum Arzt fahren (Symbolfoto).

Foto: picture alliance / dpa/Jan Woitas

Ab April soll der Püttlinger Bürgerbus fahren. Das sagte Rainer Gude, der Vorsitzende des 2019 gegründeten Vereines „Bürgerbus“, im Püttlinger Schlösschen am Mittwochabend. Holger Jansen von der „Agentur Landmobil“ und Ralph Hinz aus der rheinland-pfälzischen Verbandsgemeinde Langenlonsheim erklärten zwei Dutzend Zuhörern, was es mit einem Bürgerbus auf sich hat. „Bürger fahren für Bürger“ lautet die Devise. Es handelt sich um einen kostenlosen Service, begrenzt auf die jeweilige Gemeinde. Kostenfrei ist er deshalb, weil für die Bürgerbusse meist das Personenbeförderungsgesetz nicht gilt und Betreiber keine Entgelte verlangen dürfen.

Jansen: „Im Saarland hat die Gemeinde Kirkel den Anfang gemacht. Dort gibt es seit einem Jahr einen gut funktionierenden Bürgerbus. Püttlingen zieht nun nach.“ In Rheinland-Pfalz mit seinen vielen kleinen Verbandsgemeinden sind es mehr: „In den letzten zehn Jahren haben sich dort 75 Bürgerbusse gut etabliert“, sagt Jansen. Ziel sei es, vorwiegend in kleineren Orten, Menschen an bestimmten Tagen in der Woche „auf Anruf“ von A nach B zu bringen. Etwa zum Arzt oder zu Behörden, zum Friseur oder Supermarkt. Die meist älteren Nutzer des Bürgerbusses seien bei all diesen Fahrten auf Hilfe angewiesen sind, sagte Jansen. „Wir verbessern die Lebensbedingungen im ländlichen Raum, ohne in Konkurrenz zu bestehenden Verkehrsträgern treten zu wollen.“

Für das Vorhaben sind Leute nötig, die mitmachen, sei es als Fahrer oder als Disponent für den telefonischen Auftragsdienst. Ralph Hinz vom Bürgerbus-Projekt Langenlonsheim berichtete aus der bislang siebenjährigen Praxis. Sein Team aus 31 Ehrenamtlichen, meist Jungsenioren, bietet an drei Tagen in der Woche Fahrdienste an.

„Wir haben 230 Stammkunden und 2000 Fahrten pro Jahr.“ Dafür gebe es öffentliche Zuschüsse und Spenden, etwa von Ärzten, Physiotherapeuten, Dienstleistern, die sich wegen der Fahrten Hausbesuche ersparen können.

Nicht zu vergessen das Trinkgeld, das Kunden in die Box am Fahrersitz stecken. „So ähnlich soll es in Püttlingen auch funktionieren“, sagt der Vereinsvorsitzende Gude. Man habe sich bereits ein passendes Fahrzeug angeschaut. Der Stadtrat hat einstimmig zugestimmt.

Zuschüsse seien beantragt, weitere Freiwillige für Fahrdienst und Organisation können sich melden. Um einen Bürgerbus mit höchstens neun Personen zu fahren, genügt ein Pkw-Führerschein. Eine ärztliche Gesundheitsprüfung wird erwogen. Das Vorhaben stieß auf großes Interesse. Kritik kam von zwei Püttlinger Taxi- beziehungsweise Mietwagen-Unternehmern, die um ihre Geschäftsgrundlagen fürchten. Die Redner sagten, Taxis hätten bisher in keinem einzigen Fall Einbußen gehabt. Und Vereinschef Gude versicherte: „Taxis nutzt ein völlig anderer Personenkreis.“

Weitere Hinweise unter (0 68 98) 80 90 02, rainer.gude@buergerbus-puettlingen.de

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