Dünn, salzig, knusprig: Stixis gingen in alle Welt

Püttlingen. Vier Millimeter dick, 15 Zentimeter lang - und auf knuspriger, brauner Oberfläche glitzert grobes Steinsalz. Wer anfängt, sie zu knabbern, kann nur schwer damit aufhören. Die Rede ist von Stixis. Das Wort ist im saarländischen Sprachgebrauch fest verankert und steht für Salzstangen

Püttlingen. Vier Millimeter dick, 15 Zentimeter lang - und auf knuspriger, brauner Oberfläche glitzert grobes Steinsalz. Wer anfängt, sie zu knabbern, kann nur schwer damit aufhören.Die Rede ist von Stixis. Das Wort ist im saarländischen Sprachgebrauch fest verankert und steht für Salzstangen. Dass dieses Laugengebäck zunächst als Mini-Brezel seinen Siegeszug antreten konnte, liegt mit an Pionieren wie Vater Peter und Sohn Arthur Baustert, die bereits um 1920 in Püttlingen, in unmittelbarer Nähe des heutigen Kardinal Maurer-Platzes in der Stadtmitte, mit der Fabrikation von "Bausterts Bretzeln" wirtschaftlichen Erfolg hatten. "Mein Urgroßvater war Bäcker und Gastwirt. Sein Name war Peter Baustert, und er war am 18. April 1862 in Trier geboren. Er hatte fünf Kinder, die Fritz, Arthur, Ernst, Max und Josefine hießen. Letztere war meine Großmutter", berichtete die mittlerweile verstorbene Lilo Manstein in einem Brief.

Besagte Oma Josefine half dem Vater in dessen Backstube mit angeschlossener Gastronomie und Fremdenzimmern. Dort logierten während des Baus der Püttlinger Liebfrauenkirche Steinmetze aus der Pfalz, die das anmutige Gesicht der jungen Josefine in Stein gemeißelt in der Kirche verewigt haben sollen.

Arthur Baustert, zweiter Sohn des Firmengründers, kaufte das Gelände am Köllerbach, um dort zunächst Nudeln, aber bald schon Stixi-Salzstangen zu produzieren. Die Püttlingerin Erika Valance, Jahrgang 1934, die von 1961 an dort arbeitete, erinnert sich: "Zeitweise haben dort bis zu 300 Mitarbeiter in mehreren Schichten gearbeitet."

Der 40 Meter lange Ofen (Valance: "Im Winter war's dort angenehm warm, im Sommer unerträglich heiß") produzierte Minibrezeln, Salz- und Käsestangen am laufenden Band, die in Tüten zu 40, 100 und 250 Gramm in alle Welt verkauft wurden.

Bruch-Salzstangen wurden gern von Püttlinger Pfennigfuchsern zum Vorzugspreis ab Werk gekauft. Kinder, die in damaligen Zeiten selten über Bares verfügten, freuten sich über verunglückte Ware, die ihnen von den Fließbandarbeiterinnen geschenkt wurde und die manchmal, weil leicht angebrannt, besser schmeckte als die erste Wahl - zumindest in der Einbildung. Gänzlich verunglückte Chargen fraßen die Hausschweine, von denen seinerzeit noch viele in den Ställen der Püttlinger Bergmannsbauern standen.

"Die Nachfrage nach seinen Produkten wuchs ständig, und schon bald musste mein Großonkel Arthur an eine Vergrößerung der Fabrik denken, kam jedoch mit der Gemeinde Püttlingen zu keiner Einigung zwecks eines größeren Firmengeländes", schrieb Lilo Manstein in ihren Erinnerungen. 1979 zog die Brezelfabrik ins benachbarte Ensdorf. 1996 verkaufte die Firma das Rezept und den Namen Stixi an das norddeutsche Unternehmen Adolf Vogeley.

Aktuell werden die knusprigen Stixi-Salzstangen - neben vielem anderen Knabbergebäck - vom Kölner Unternehmen Funny-Frisch vertrieben.

Ob das Peter Baustert geahnt hat, als er 1920 im damaligen Köllertal-Dorf Püttlingen mit der Produktion begann?

In Püttlingen selbst erinnert nichts mehr an Stixi, wurde doch das ehemalige Firmengelände nach der Verlagerung der Produktion nach Ensdorf zu einem modernen Wohn- und Geschäftshaus umgebaut.

Hintergrund

Salzstangen sind ein etwa vier Millimeter dickes und zehn bis 15 Zentimeter langes, mit Salz bestreutes Laugengebäck mit glänzend brauner Oberfläche. Sie sollten knusprig und trocken sein und - luftdicht verpackt - lange haltbar. Hauptzutaten sind Mehl, Wasser, Pflanzenöl, Salz, Malz, Hefe und Natronlauge. Ein Vorgänger ist das nach gleicher Art hergestellte Laugengebäck in Brezelform. Die Stangen-Form soll ihren Ursprung in den USA haben. Auch in der Vorkriegszeit schon bekannt, nahm die Verbreitung der Salzstangen durch verschiedene Hersteller in der Nachkriegszeit in Europa noch zu. Im Saarland wird die Salzstange noch heute oft Stixi genannt, nach der Stixi AG, die zuletzt in Ensdorf bis in die 1990er-Jahre Salzstangen herstellte.

 Foto: Fotolia/Bernd Krög

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Hilfe bei Magenverstimmung? Dass Salzstangen und Cola gegen Durchfall helfen, gilt heute als eher zweifelhaft. Ein positiver Effekt ergibt sich höchstens, wenn Eltern mit dieser Kombination kranke Kinder dazu bekommen, überhaupt etwas zu sich zu nehmen - mit Salz als Ersatz für ausgeschiedene Elektrolyte und mit dem Zucker in der Cola als leicht verdauliche Kalorien. Aber Zwieback und süßer Tee tun's auch. red

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