Männerchor Walpershofen am Ende Die Letzten ihrer Art?

Walpershofen · Die Zahl der reinen Männergesangsvereine schrumpft. Jetzt löst sich auch der Männerchor Walpershofen auf.

 Treffen des Männerchores Walpershofen zur letzten Probe in der über hundertjährigen Vereinsgeschichte. Am Klavier Dirigent Winfried Theis. In der nächsten Generalversammlung wird sich der Chor auflösen. 

Treffen des Männerchores Walpershofen zur letzten Probe in der über hundertjährigen Vereinsgeschichte. Am Klavier Dirigent Winfried Theis. In der nächsten Generalversammlung wird sich der Chor auflösen. 

Foto: Andreas Schlichter

Es hatte eine Zeit gegeben, da waren Männerchöre „tonangebend“ im musikalisch-kulturellen Leben vieler Gemeinden. Heute könnte man fast den Eindruck bekommen, dass sie auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Kulturvereine stehen. Nun hat es jedenfalls auch den Männerchor Walpershofen getroffen. Er zieht die Konsequenzen aus Mitgliederschwund und Überalterung und beendet seine über 100-jährige Vereinsgeschichte.

„Sänger, Turner, Schützen, sind des Reiches Stützen!“ Das war einmal, besonders im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Landauf landab, kämpfen jetzt Männerchöre ums Überleben. „Als ich vor 51 in Walpershofen in den Chor gegangen bin, hatten wir 42 aktive Sänger“, berichtet der zweite Vorsitzende Gerd Möller. Und heute? „Mit neun Aktiven sind wir nicht mehr singfähig. Bevor uns unser stets wohlgesonnenes und geneigtes Publikum sagt, dass wir gehen sollten, gehen wir lieber selbst“, schreibt der Vorsitzende Horst Weishaar. Am Montag, 7. Mai, 17.30 Uhr, im Vereinsraum der Köllertalhalle, beginnt die letzte Mitgliederversammlung des MC Walpershofen. Hauptgeschäftspunkt: „Der Verein löst sich zum 30. November 2018 auf.“

Lange haben die Walpershofer Sänger um ihren langjährigen Chorleiter Winfried Theis ums Überleben gekämpft. Gegründet  wurde der Verein 1901, Hoch-Zeiten gab es nach dem Zweiten Weltkrieg. Und der Schreiber dieser Zeilen erinnert sich an gut besuchte Versammlungen und glänzende Auftritte in den Achtziger Jahren, im Gasthaus Zur Rose, etwa. Unmerklich, unspektakulär, unaufhaltsam, begann in der Folge der Anfang vom Ende. Dem MC starben die Aktiven weg, der Nachwuchs blieb aus. Ein Phänomen, das deutschlandweit besteht.

Walpershofen hatte es, als die eigenen Sänger weniger wurden, auch in Kooperation mit dem MGV Dilsburg aus Heusweiler versucht. Das ging auch ein paar Jahre gut, doch auch in der Chorgemeinschaft wurden es immer weniger Stimmen. Und voriges Jahr schluckte dann der MGV Dilsburg die bittere Pille der Auflösung. Nun bleibt wohl auch Weishaar, Möller und Vorstandsmitglied Volker Grünagel am 7. Mai nur noch die Aufgabe, die Liquidation des Vereins in die Wege zu leiten. Der zweite Vorsitzende Möller formuliert den Abschiedssatz: „Der Männerchor wünscht allen Bürgerinnnen und Bürgern aus Walpershofen und Umgebung alles erdenklich Gute sowie allerbeste Gesundheit und verbleibt mit dem Lied: ‚Das Lied beherrscht die ganze Welt, weil es die Menschheit zusammen hält’ – Glück auf!“

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