Die ersten Sprach-Schritte

Püttlingen · Deutsch als Fremdsprache ist nicht einfach. Ein neuer Sprachkurs in Püttlingen ist auf syrische Flüchtlinge zugeschnitten. Er will nicht nur erste Schritte in der Sprache vermitteln, sondern auch auf die kulturellen Unterschiede aufmerksam machen.

 Beim Deutschkurs in Püttlingen: Karim und Rateb Namura, Sprachlehrer Dr. Jamil Al-Deiri, neben dem Lehrer der Vater Jasser Namura, Mourat Awad und Sipan Shaker. Foto: Jenal

Beim Deutschkurs in Püttlingen: Karim und Rateb Namura, Sprachlehrer Dr. Jamil Al-Deiri, neben dem Lehrer der Vater Jasser Namura, Mourat Awad und Sipan Shaker. Foto: Jenal

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In der Köllertaler Integrationsstelle für Zugewanderte (KIZ) ist ein Pilotprojekt angelaufen. Syrische Flüchtlinge sollen nach Angaben von Toni Job, Leiter der Erwerbslosenselbsthilfe (ESH), in einem "niederschwelligen Sprachkursus" erste Schritte in die deutsche Sprachwelt machen. Dr. Jamil Al-Deiri, der selbst aus Syrien stammt und seit 55 Jahren in Deutschland lebt, hat den Kursus konzipiert. Er habe vor einem Jahr Landsleute im Köllertal besucht und erfahren, dass zwischen dem Asylantrag und Aufenthaltsgenehmigung drei bis vier Monate ungenutzt verstreichen. In dieser Zeit bezahle der Staat keine Sprachkurse . Das sei verlorene Zeit.

Dr. Jamil Al-Deiri will die Lücke schließen und eine Vorreiterfunktion für andere Städte und Gemeinden übernehmen. Der Arzt und Autor - er hat Bücher über Religion, Politik und Sprachwissenschaft verfasst - fände es schön, wenn diese Idee Schule machen würde. Al-Deiri hat eine deutsche Grammatik für arabische Muttersprachler geschrieben. Im KIZ-Kursus will er nicht nur die Grundzüge der Grammatik vermitteln, sondern auch das Vokabular für Alltagssituationen: Post, Supermarkt, Bahn, Familienbesuch, Stadtrundgang.

Aber nicht nur auf der Sprachebene müsse seiner Meinung nach die Verständigung funktionieren, auch das Verständnis für die deutschen Sitten gehöre dazu. Man solle die Flüchtlinge ja sympathisch finden, und deshalb müssten sie sich entsprechend verhalten, meint Al-Deiri. In orientalischen Ländern laufe man beispielsweise gern dicht nebeneinander. Das komme hier nicht gut an, weil man bei Straßenverengungen im Gänsemarsch gehe. Ein anderes Problem sei, dass Orientalen leere Packungen einfach fallen lassen.

Der Unterricht findet zweimal pro Woche statt. Das Projekt, das von der Inneren Mission und dem Marketingverein unterstützt wird, läuft vorerst bis Ende des Jahres. Irina Rust, stellvertretende Vorsitzende des Aussiedlervereins, hat alle Syrer, die in Püttlingen leben, angesprochen und eingeladen. Zur ersten Lektion fand sich eine gemischte Gruppe ein. Der sechsjährige Yilmaz ist im Köllertal geboren, hat aber Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache, weil seine Eltern sich untereinander in ihrer Muttersprache verständigen. Rateb (14) und sein Bruder Karim (12) besuchen die Peter-Wust-Schule. Auch die Erwachsenen haben schon erste Spracherfahrungen gemacht, sie sind zwischen 25 und 48 Jahre alt und hatten in ihrer alten Heimat als Röntgenassistent, Lkw-Fahrer, Textilhändler oder Restaurantangestellter gearbeitet.

Dr. Al-Deiri sagt: "Ich werde mich auf die Erwachsenen konzentrieren, in der Hoffnung, sie geben es zu Hause an ihre Kinder weiter." Kinder würden Fremdsprachen im allgemeinen leichter lernen, denn sie könnten Gesichtsausdrücke besser interpretieren als Erwachsene.

Das Bildungsniveau der Syrer sei hoch. In Syrien gebe es Schulpflicht, und seit zehn Jahre werde auch schon an den Grundschulen Englisch unterrichtet.

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