Die Bürokraten gingen badenAuch Hippie-Hochburg hatte keine Chance

Püttlingen. "Diese Fahne soll wehen über der Stadt, wir haben besiegt den Bürokratenstaat", freute sich Prinz Michi I. Das war gestern beim Rathaussturm in Püttlingen, den Prinzessin Caro II

Püttlingen. "Diese Fahne soll wehen über der Stadt, wir haben besiegt den Bürokratenstaat", freute sich Prinz Michi I. Das war gestern beim Rathaussturm in Püttlingen, den Prinzessin Caro II. eine Stunde zuvor mit Pauken, Donnerschlag, Helau- und Alleh-Hopp-Rufen eingeläutet hatte mit den Worten: "Heute stürmen wir des Bürgermeisters Haus und schmeißen Euch da oben raus!" Ganz so einfach war es nicht, weil sich die Rathausmannschaft, in Erwartung der Dinge, gerüstet hatte - mit Schießeisen, einer persönlichen Leibgarde sowie Proviant, den die Volksbank durch die Luft herbeikarrte. "Keiner von Euch Narren, wird heute unser Fort betreten", tönte Oberbefehlshaber Martin Speicher, im feschen Zwirn mit Dreispitzhut und gereimten Spitzfindigkeiten. Besser geschützt als das legendäre Fort Knox in Kentucky mit dem größten Goldlager der Welt sei die Püttlinger Beamtenburg. Das ließ sich die Narrenschar natürlich nicht weismachen. Mit Unterstützung vom "Roten Hahn" der Freiwilligen Feuerwehr, dem Karnevalsverein "Die Roten Bienen", den Jazzdancern der DJK Püttlingen, dem Tambourverein Blau-Weiß Köllerbach, dem Tanzmariechen Chiara der Bouser "Hampitania", den Aktiven der Großen Karnevalsgesellschaft Fraulautern, der "Püttlinger Knallerbsenbatterie" und hunderten gut gelaunter Menschen aller Altersstufen fiel "Fort Martinsburg" nach kurzer "Westernschlacht" mit "Büffeljagd, Goldsuchen und Kühemelken" beinahe kampflos in die Hände der Faasebòòze, die sich stehenden Fußes in die Hochburg "Trimmtreff" aufmachten, den Prinzenball als ersten Höhepunkt der diesjährigen Püttlinger Faasenacht zu feiern. Heusweiler. Die beste Tarnung nutzte gestern am Nachmittag nichts, das Heusweiler Rathaus fiel in die Hände von vergnügten, singenden und tanzenden Narren, angeführt von ihren Lieblichkeiten, der Prinzenpaare Irmgard und Markus von der Kutzhofer Karnevalsgesellschaft und Daniela und Oliver aus Heusweiler von der HKG. Der bis zur völligen Unkenntlichkeit verbòòzte Verwaltungschef Rainer Ziebold (man konnte ihn nur an der Stimme erkennen), seine Frau Susi Ziebold und die Bediensteten im Rathaus versuchten, ihre "Schlafstätte" nach Kräften zu verteidigen. Bewaffnet waren sie mit Joints und Gitarren - , doch jeder, der sich ein wenig mit der Geschichte der Flower-Power-Hippie-Bewegung auskennt, weiß, dass mit Joints und Musik noch nie etwas verändert wurde: So gelang es auch nicht, das Rathaus vor gut gelaunten, und zu allem entschlossenen Narren zu verteidigen. Da half der Verwaltungsspitze auch nicht die Unterstützung von Kultur-Hippie Hans Trouvain, der seinem Bürgermeister zur Seite gesprungen war. Es war kurz nach 17 Uhr, vielleicht sogar 17 Uhr 11, da war die Schlacht geschlagen, Bonbons regneten auf die Kinder, Bierflaschen wurden geschwenkt, Tüten mit Kartoffelchips und Konfetti rieselten um die Wette auf das Rathaus-Karree, und die vergnügten Zaungäste von der benachbarten Sparkasse hatten auch ihren Spaß. Sie lehnten an den Kontoauszugsdruckern und solidarisierten sich heimlich, still und leise mit den Narren. Der Bürgermeister schließlich schwenkte die weiße Schiesser-Feinripp-Unterhose (die weiße Fahne hatte er in der Eile vergessen) und feierte einfach mit den Siegern zusammen. Ohne die Unterstützung der Heusweiler Schützen, des Fanfarenzuges Dilsburg, des Musikvereins Eiweiler sowie der frierenden Holzer Boygroup hätten die Narren keinen Sieg davon getragen, darin waren sich alle Beteiligten einig. Unterstützung kam natürlich auch von den närrischen Kollegen aus Niedersalbach und Holz.

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