Serie Menschen im Regionalverband Püttlinger fliegt 2020 zur Darts-WM
Püttlingen · Darts-Sportler Sandro Vanoli hat mit kleinen Pfeilen noch Großes vor. Nach der Deutschen Meisterschaft wächst die Vorfreude auf den Kampf in der Welt-Elite. Sein größer Sieg war, nach dem Herzinfarkt Gewohnheiten abzuschütteln.
Stolz hält Sandro Vanoli den riesigen Pokal. Der Püttlinger hat vor einer Woche den größten Erfolg in seiner Darts-Karriere gefeiert. Mit seiner Mannschaft, dem Team Südwest aus Saarwellingen, wurde Sandro deutscher Mannschaftsmeister. Es ist der größte Mannschaftserfolg in der saarländischen Darts-Geschichte.
Bei den deutschen Mannschaftsmeisterschaften im bayrischen Geiselwind warfen und Tausende Spieler in drei Hallen zwei Tage lang die Pfeile, bis der Sieger feststand. „Gerade in der Zwischenrunde hatten wir extrem viel Glück. Wir haben zwei von drei Spiele verloren und mussten darauf hoffen, dass der Gruppenerste sein letztes Spiel mit 5:0 gewinnt. Und so kam es dann auch“, sagt Sandro Vanoli.
Mit Jan Lessel und Steven Noster (beide aus Merzig), Thorsten Thome (Großrosseln), Ronny Kränz (Völkingen) und Jean Kreizer (Forbach) schaffe Sandro die Finalrunde und am Ende schafften die Saarländer die Sensation. „Es war einfach überwältigend, der größte Moment in meiner Sportlerkarriere“, sagt Vanoli, der 2020 mit seinem Team nach Las Vegas zur Weltmeisterschaft fahren darf. „Die Kosten für Flug und Hotel übernimmt der Verband, wir bekommen sogar noch ein Taschengeld“, sagt der 45-Jährige.
Zwei Jahre vor dem überwältigenden Moment hatte Sandro Vanoli seinen größten Schicksalsschlag in seinem Leben. „Es war ein Sonntag, und ich war mit meiner Familie zu Hause. Plötzlich bekam ich ein ungewohntes Ziehen in der Brust. Danach taten auf einmal meine Arme weh. Ich merkte sofort, dass was nicht stimmt, und wir fuhren direkt ins Krankenhaus.“
Herzinfarkt lautete die Diagnose für den 43-Jährigen. „Ich hatte ein wahnsinniges Glück, dass es tagsüber passiert ist und ich sofort reagieren konnte. Ich weiß nicht, ob ich noch leben würde, wenn es nachts passiert wäre“, sagt Sandro Vanoli, der den Infarkt als Schuss vor den Bug betrachtet.
Es ist kein Geheimnis, dass einige Darts-Spieler ein paar Pfunde zu viel auf den Rippen haben. Wenig gesundes Essen, das ein oder andere Bierchen zu viel und sogar Zigaretten sind auch keine Seltenheit.
Das Ganze, gepaart mit wenig Bewegung im Alltag, kann früher oder später deutliche Konsequenzen haben. „Ich habe meine Ernährung komplett umgestellt, rauche nicht mehr und versuche, mehr Sport zu treiben. Wenn wir mit Freunden zusammen sind, trinke aber auch auch mal ein Bier oder zwei, das gehört dazu“, sagt der 45-Jährige.
Ein halbes Jahr musste Sandro kämpfen, bis er wieder gesund war. Mittlerweile hat er 40 Kilo abgenommen, und der Püttlinger sagt: „Das Leben macht so einfach mehr Spaß. Es ist schade, dass erst so etwas Schlimmes passieren muss, bis man endlich aufwacht.“ Der Püttlinger meint, es dauere noch ein halbes Jahr, bis er seine absolute Topform im Darts erreicht hat. Dabei ist er doch gerade deutscher Meister geworden ist und hat in diesem Jahr im Saarland so gut wie alle Einzel- und Mannschaftstitel gewonnen.
Eine professionelle Darts-Karriere, wie sie der Saarwellinger Gabriel Clemens gerade macht, ist aber nicht der Plan von Sandro Vanoli. „Darts bleibt mein Hobby. Bei meiner Familie und in meinem Beruf möchte ich Profi sein und bleiben“, so der Steuerfachangestellte mit dem außergewöhnlichen Talent, mit Pfeilen eine Scheibe zu treffen.