Interview „In Corona-Zeiten hat Kultur viel mit Recht zu tun“

Püttlingen · Die Geschäftsführerin des Kulturforums Köllertal über Erfahrungen mit Konzerten unter Pandemie-Regeln und das Programm 2020.

 Sie gehören zu den beliebten Lokal-Matadoren am Püttlinger Bahnhof: Die Saarbrücker Kult-Band Honey Creek mit ihrem bärtigen Sänger James Boyle.  Bei ihrem Konzert vor zwei Jahren waren sie noch in alter Besetzung da. Diesmal werden Sebastian Mitzel am Bass und die neue Schlagzeugerin Joan Massing auf dem Bahnsteig spielen. 

Sie gehören zu den beliebten Lokal-Matadoren am Püttlinger Bahnhof: Die Saarbrücker Kult-Band Honey Creek mit ihrem bärtigen Sänger James Boyle.  Bei ihrem Konzert vor zwei Jahren waren sie noch in alter Besetzung da. Diesmal werden Sebastian Mitzel am Bass und die neue Schlagzeugerin Joan Massing auf dem Bahnsteig spielen. 

Foto: Rich Serra/Kulturbahnhof Püttlingen

Gerade erst wurden die engagierten Menschen vom Kulturforum Köllertal für ihr Programm am Kulturbahnhof Püttlingen mit dem  deutschen Spielstättenpreis Applaus 2019 ausgezeichnet und starteten voller Tatendrang in die neue Saison. Dann kam Corona. Und alles sah nach konzertlosem Sommer aus. Aber seit ein paar Wochen ist ja zumindest ein bisschen was möglich, kulturell. Und unter den ersten, die wieder loslegten, waren die Kulturbahnhofs-Wärter. Wir haben mit Heike Kolling-Krumm, der Geschäftsführerin des Kulturforums, gesprochen.

Die ersten Veranstaltungen am Kulturbahnhof Püttlingen sind gelaufen. Wie sind ihre Erfahrungen mit Konzerten in Corona-Zeiten?

Kolling-Krumm: Die Besucher sind dankbar, dass wir auch in Corona-Zeiten unsere Open-air-Konzerte anbieten. Dies gilt auch für die Musiker. Für die Bands war es der erste Live-Auftritt seit dem Beginn der Corona-Krise. Wichtig ist der Gesundheitsschutz. Die Gäste sind durchaus bereit, die neuen, ungewohnten Anti-Corona-Regeln zu beachten. So ist das Tanzen und Mitsingen nicht erlaubt.

In dem gar nicht mal so reduzierten Konzertprogramm, das Sie anbieten, finden sich nur wenige saarländische Formationen. Das hat bei einigen Leuten Kritik hervorgerufen. Die Stadt Saarbrücken etwa hat ein kleines Festival ausschließlich mit hiesigen Bands organisiert, um diese in der Corona-Krise zu unterstützen. Warum haben Sie sich anders entschieden?

Kolling-Krumm: Wir haben in diesem Jahr ein besonders hochwertiges Konzertprogramm erstellen können. Dazu hat das Preisgeld beigetragen, das wir durch den deutschen Spielstättenpreis Applaus 2019 erhalten haben. Auch in der diesjährigen 28. Open-air-Reihe sind mehrere saarländische Formationen vertreten. Seit dem Start der Reihe 1993 sind über 60 saarländische Bands im Sommerfahrplan aufgetreten. Den größten Zuspruch findet seit Jahren der saarländische Rockmusiker Thomas Blug, der mit seiner Band erneut das Abschlusskonzert spielt. Das Programmkonzept für den Sommerfahrplan 2020 ist auch in diesem Corona-Jahr unverändert: Die breite musikalische Mischung, hervorragende Bands und das schöne Ambiente des Bahnhofs Püttlingen.

Wahrscheinlich war der ursprüngliche Sommerfahrplan ja weitgehend geplant, die Verträge gemacht, als im März Corona zuschlug. Wie haben Sie damit gearbeitet? Wie oft haben Sie umgeplant in den letzten Wochen?

Kolling-Krumm: Die Planungen für den Sommerfahrplan 2020 hatten wir im Februar abgeschlossen. Ab Mitte März war der Kulturbetrieb untersagt. Wir haben die Zeit genutzt, um die energetische Sanierung des Bahnhofs Püttlingen fortzuführen. Im Juni hat dann unser Vorstand entschieden, die geplanten Open-air-Konzerte in einer Anti-Corona-Version durchzuführen.

 Heike Kolling-Krumm.

Heike Kolling-Krumm.

Foto: Heike Kolling-Krumm / VHS Püttlingen/Heike Kolling-Krumm

Wenn die Sommerkonzerte gelaufen sind, steht der Winterfahrplan an, also die Konzerte, die dann im Bahnhof Püttlingen im geschlossenen Raum stattfinden. Das müssten Sie ja jetzt bereits vorbereiten. Wie aber plant man ein Kulturprogramm in diesen unsicheren Corona-Zeiten? Es könnte ja jederzeit wieder einen Lockdown geben?

Kolling-Krumm: In Corona-Zeiten hat Kultur auch viel mit Recht zu tun. Es ist noch völlig offen, welche Regeln für Veranstaltungen im Herbst und Winter gelten werden. Wir müssen deshalb flexibel planen. In diesem Frühjahr konnten wir mehrere Konzerte nicht durchführen. Diese wollen wir wenn möglich im kommenden Winterfahrplan nachholen. Mit der Stückguthalle haben wir eine eigene Spielstätte. Dies begünstigt unsere Planung. Fest steht bereits die Schirmfrau des Winterfahrplans: Es ist die Ministerin für Bildung und Kultur, Christine Streichert-Clivot.

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