Bürger fahren Bus für Bürger Busfahren als Ehrenamt in Püttlingen

Püttlingen · Ab April soll in der Stadt ein kostenloser „Bürgerbus“ den normalen Busverkehr ergänzen. Taxi-Unternehmer sind nicht begeistert.

 Für den „normalen“ Linienbusverkehr hat Püttlingen seit fünf Jahren einen futuristischen „Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB)“ (Foto) und etliche Haltestellen. Als zusätzliches Angebot ist nun ein „Bürgerbus“ in Planung.

Für den „normalen“ Linienbusverkehr hat Püttlingen seit fünf Jahren einen futuristischen „Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB)“ (Foto) und etliche Haltestellen. Als zusätzliches Angebot ist nun ein „Bürgerbus“ in Planung.

Foto: SZ/Andreas Engel/Andreas Engel

Schon im April dieses Jahres soll er fahren, der Püttlinger Bürgerbus. Das sagte Rainer Gude, Vorsitzender des im vorigen Jahr gegründeten Vereins „Bürgerbus“ im Püttlinger Schlösschen, wo er den Verein und das Bürgerbus-Projekt vorstellte.

Zwei Dutzend Interessierte waren zur Infoveranstaltung gekommen. Dr. Holger Jansen von der „Agentur Landmobil“ und Ralph Hinz, deren ehrenamtlicher Leiter in der Verbandsgemeinde Langenlonsheim/Pfalz, erklärten Wesen und praktisches Funktionieren des Projektes: „Bürger fahren für Bürger“ lautet die Devise. Im Prinzip handelt es sich um einen kostenfreien Busservice, begrenzt auf die jeweilige Gemeinde. Kostenfrei deshalb, weil die Bürgerbusse in aller Regel außerhalb des „Personenbeförderungs-Gesetzes“ rollen und also keine Entgelte verlangen dürfen. Dr. Jansen erklärte: „Im Saarland hat die Gemeinde Kirkel den Anfang gemacht. Dort gibt es seit einem Jahr einen gut funktionierenden Bürgerbus. Püttlingen zieht nun nach.“ In der Köllertal-Stadt mit ihren teils weit auseinanderliegenden Stadtteilen und schwieriger Topographie soll der Bürgerbus den bestehenden Busverkehr künftig sinnvoll ergänzen.

In Rheinland-Pfalz mit seinen vielen kleinen Verbandsgemeinden sind es mehr: „In den vergangenen zehn Jahren haben sich dort 75 Bürgerbusse gut etabliert“, sagt Jansen. Ziel sei es, vorwiegend in kleineren Ortschaften Menschen „auf Anruf“ von A nach B zu bringen, an ausgesuchten Tagen der Woche. Gemeint sind Arzt- oder Behördenbesuche, Termine beim Friseur, der Bank, im Supermarkt und so fort. Alles Dinge, bei denen die oft betagten Nutzer des Bürgerbusses auf Hilfe angewiesen sind, betont Jansen und verweist auf den demographischen Wandel.

„Wir verbessern mit unseren Angeboten die Lebensbedingungen im ländlichen Raum“, sagt Jansen auch, „ohne in Konkurrenz zu den bestehenden Verkehrsträgern treten zu wollen.“ Damit das Projekt funktioniert, braucht es Mitstreiter, nicht nur Fahrer, sondern auch Disponenten etwa für den telefonischen Auftragsdienst. Hier konnte Ralph Hinz vom Bürgerbus-Projekt Langenlonsheim aus der bislang siebenjährigen Praxis berichten. Sein Team besteht aus 31 Ehrenamtlichen – „meist Jungsenioren“ –, die momentan an drei Tagen in der Woche ihre Fahrdienste anbieten.

Hinz schildert: „Wir haben aktuell 230 Stammkunden und führen rund 2000 Fahrten pro Jahr durch.“ Dafür gebe es nicht nur öffentliche Zuschüsse, sondern auch Spenden, etwa von Ärzten, Physiotherapeuten, Dienstleistern, die beispielsweise durch die Fahrten Hausbesuche einsparen. Nicht zu vergessen die Trinkgelder, die Betroffene gerne in die Spendenbox geben, die neben dem Fahrersitz installiert ist. „So ähnlich soll es in Püttlingen auch funktionieren“, sagt der Vereinsvorsitzende Rainer Gude. Man habe sich dieser Tage bereits ein passendes Fahrzeug angeschaut.

Die Zustimmung des Stadtrates zum Projekt liegt einstimmig vor. Zuschüsse seien beantragt, weitere freiwillige Mitstreiter für den Fahrdienst und die Organisation können sich melden.

Um einen Bürgerbus fahren zu dürfen – mit höchstens neun Personen an Bord –, genüge im Prinzip ein Pkw-Führerschein, eine ärztliche Gesundheitsprüfung ist zudem angedacht.

Das Projekt stieß beim Infoabend auf großes Interesse. Kritik kam von zwei Vertretern Püttlinger Taxi-, beziehungsweise Mietwagen-Unternehmen, die um ihre Geschäftsgrundlagen fürchten. Die Redner des Abends versuchten zu beruhigen: Es habe sich bisher in keinem einzigen Fall gezeigt, dass Taxiunternehmen Einbußen hinnehmen müssten; dazu Gude: „Das ist ein völlig anderer Personenkreis, der Taxis nutzt.“

Weitere Informationen zum Püttlinger Bürgerbus-Projekt unter Telefon (0 68 98) 80 90 02 oder per E-Mail an: rainer.gude@buergerbus-puettlingen.de.

 Rainer Gude   Foto: et

Rainer Gude Foto: et

Foto: Walter Faas
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